Britische Königsfamilie
Prinz Philip geht in Rente - mit 96 Jahren
Fleißig und ein wenig kauzig: So kennt man den Ehemann der britischen Königin Elisabeth / Im Herbst geht er in Rente – mit 96.
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LONDON. Am Mittwoch eröffnete Prinz Philip noch eine neue Sporttribüne in London. Im legendären Lord’s Cricket Ground scherzte er: "Ich bin ja wohl der erfahrenste Enthüller von Gedenktafeln in der ganzen Welt." Tags darauf verkündete der Buckingham-Palast, das Gedenktafel-Enthüllen werde Philip demnächst anderen Familienmitgliedern überlassen. Im September dieses Jahres tritt der Herzog von Edinburgh, der Gemahl der Königin von England, in den Ruhestand.
Mittlerweile hat Philip offenbar das Gefühl, dass er sich das nicht mehr zumuten muss. Bei den schon gebuchten Terminen, wie den Garden Parties des Sommers, werde er sich noch blicken lassen. Danach, so hört man aus dem Palast, werde er keine neuen Einladungen mehr annehmen – was ihn nicht daran hindere, "von Zeit zu Zeit" an einem öffentlichen Ereignis teilzunehmen. Dass er das nach Kräften auch tun wird: Daran zweifelt im Königreich niemand.
Jahrelang sorgte Philip vor allem mit seinem lockeren Mundwerk für Schlagzeilen. Bei einem historischen Besuch 1986 in China sagte Philip zu britischen Studenten: "Wenn sie hier noch länger bleiben, werden Sie alle schlitzäugig." Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl begrüßte der Prinz einmal mit "Herr Reichskanzler", und dem Landestracht tragenden Präsidenten von Nigeria erklärte er unverblümt: "Sie sehen aus, als wollten sie gleich ins Bett gehen."
Seine Ausrutscher machten Philip berühmt, er sieht sie inzwischen aber selbst eher kritisch: "Ich würde die Fehler, die ich mache, lieber nicht machen", sagte er zu seinem 90. Geburtstag einem Fernsehsender. Seine Rollenfindung betrieb er nach eigenen Worten nach dem Verfahren "Versuch und Fehler". Er habe auf keine Vorbilder zurückgreifen können, niemand habe ihm raten können.
Es war einer der seltenen Einblicke in sein Seelenleben. Philip ist es zutiefst zuwider, seine Gefühle zu zeigen. Das brachte ihm den Ruf ein, seinen Kindern mit Kälte zu begegnen. Andererseits galt er als wichtiger Kitt, der die Royals während der Scheidungen von drei der vier Kinder zusammenhielt.
Doch das Alter macht sich bei ihm bemerkbar. Zu Weihnachten 2011 musste er sich einen Koronarstent einsetzen lassen. Im Sommer darauf verpasste er wegen einer schlimmen Blasenentzündung das Konzert zum Diamantenen Dienstjubiläum der Königin. Und noch im vergangenen Winter waren er und Elizabeth gezwungen, wegen einer schweren Grippe ihre Teilnahme am traditionellen Weihnachtsgottesdienst in Sandringham Castle abzusagen. Sie mussten längere Zeit das Bett hüten und blieben unsichtbar.
Und so war es wohl kein Wunder, dass einige Aufregung herrschte, als in der Nacht auf Donnerstag plötzlich bekannt wurde, dass der Lord Chamberlain, der Chef des königlichen Haushalts, und der Privatsekretär der Queen sämtliche Mitarbeiter der Royals zu einer eilig angesetzten Versammlung im Buckingham einberufen hatten. Niemand wusste, worum es ging. Noch bevor der Morgen graute, verlor das Boulevardblatt The Sun die Nerven und stellte einen Bericht mit dem Titel "Philip stirbt im Alter von 95" ins Netz. Der Bericht verschwand so schnell wie er aufgetaucht war. Und der Buckingham-Palast versicherte eilends, es gebe "keinen Grund zur Besorgnis".
Von Bedeutung ist Prinz Philips Erklärung vor allem für die Queen und den Rest der Windsor-Familie. Sobald Philip die Füße hochlegt, ist die Königin mehr auf sich selbst gestellt. Die Idee ist offenbar, dass Prinz Charles, der Thronanwärter, sie künftig zu den wichtigsten Auftritten und Staatsempfängen begleitet. Prinz William und seine Frau Kate ziehen diesen Sommer mit ihren beiden Sprösslingen von Sandringham zurück nach London. William gibt seinen Job als Ambulanz-Hubschrauberpilot auf. Er wird jetzt mehr als bisher vor Ort gebraucht.
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