Fußball

Polizei durchsucht Wohnungen von 31 Fußball-Anhängern nach Gewalt in einem Fan-Zug

Im Herbst wird ein Fan-Zug gestoppt, gewalttätige Rostocker und Essener Anhänger gehen aufeinander los. Der Schaden ist groß. Die Polizei hat nun Wohnungen in mehreren Bundesländern durchsucht.  

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Polizeibeamte führen einen Tatverdächtigen aus einem durchsuchten Haus in Essen.  | Foto: Christoph Reichwein (dpa)
Polizeibeamte führen einen Tatverdächtigen aus einem durchsuchten Haus in Essen. Foto: Christoph Reichwein (dpa) 

Schwer bewaffnete Einsatzkräfte in Wohngebieten, gewaltbereite Fußballfans und mit Jacken und Decken vor Blicken geschützte abgeführte Verdächtige: Die Bundespolizei hat in mehreren Bundesländern Wohnungen von 31 mutmaßlichen Gewalttätern durchsucht. Hintergrund für die Aktion war eine Auseinandersetzung im vergangenen Herbst, als ein Sonderzug in Brandenburg durch eine Notbremse gestoppt wurde und Anhänger der Fußball-Drittligisten Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen brutal aufeinandergetroffen waren.

470 Bundespolizisten im Einsatz

Die Ermittlungen richteten sich gleichermaßen gegen beide Fangruppen, sagte Bundespolizei-Sprecherin Alina Müller. Die Razzia begann am frühen Morgen in mehreren Objekten in Nordrhein-Westfalen – darunter Essen und Oberhausen – sowie Mecklenburg-Vorpommern. Auch die Räumlichkeiten eines Fanprojekts in Essen wurden durchsucht, ebenso jeweils ein Objekt in Berlin und Brandenburg. 470 Bundespolizisten waren im Einsatz. In fünf Fällen hätten die Tatverdächtigen Widerstand geleistet. Bilder zeigen, wie Beamte vereinzelt Verdächtige aus durchsuchten Häusern abführen. Alle 31 Verdächtigen seien laut der Polizei bereits wegen Gewalt und Straftaten in der Fanszene bekannt gewesen.

Nachdem infolge des Vorfalls im Herbst 2024 zunächst eher die Fans des Ostsee-Clubs im Fokus der öffentlichen Kritik gestanden und fünf Hansa-Aufsichtsräte ihren Rücktritt erklärt hatten, konzentrierten sich die Ermittler auch auf Essener Anhänger. "Es ist ein laufendes Verfahren der Ermittlungsbehörden. Daher können wir dazu derzeit keine Stellungnahme abgeben", sagte Alexander Rang, Vorstand von Rot-Weiss Essen. Die bisherigen Erkenntnisse hatten ergeben, dass die Fans aus Rostock und Essen sich gezielt zu dieser Auseinandersetzung verabredet haben, wie die Sprecherin weiter sagte.

Kugelbomben, Schreckschusspistole und Butterfly-Messer

Die Polizisten brachen drei Wohnungen auf, weil dort jeweils niemand geöffnet habe. "Wir haben in Essen zwei Kugelbomben gefunden und in Rostock eine Handgranate", sagte die Sprecherin. Bei der Handgranate handele es sich jedoch um eine "Übungsgranate", von der keine Gefahr ausgeht, weil sie nicht scharf gemacht werden kann. Zudem wurden in Essen eine Schreckschusspistole, ein Butterfly-Messer sowie eine Luftdruckwaffe mit Prüfzeichen gefunden. Die Einsatzkräfte stießen teils auch auf Pyrotechnik.

Die Bundespolizei ermittelt wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs in einem besonders schweren Fall, gefährlicher Körperverletzung sowie Sachbeschädigung und wegen des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Haftbefehle hatte die Bundespolizei nicht, es gehe um die Sicherstellung von Beweisen, wie es hieß. Die Maßnahmen sind der Auftakt für weitere Ermittlungen. Es sollen auch beschlagnahmte Handys, Computer und Unterlagen ausgewertet werden.

Bundespolizei spricht bei Angriff auf Zug von organisierten Tätern

"Dieser offenbar geplante Gewaltexzess muss deutliche strafrechtliche Konsequenzen haben", wurde Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in einer Mitteilung zitiert. "Derartige Gewaltexzesse können lebensgefährlich sein – im Bahnverkehr erst recht. Solche Gewalttäter machen den Fußball kaputt. Sie schaden unbeteiligten Fans, den Vereinen und der Allgemeinheit", fügte sie hinzu.

Der volle Zug mit Hunderten Fans aus Essen war am 26. Oktober 2024 zwischen Berlin und Rostock nahe dem Ort Gransee in Brandenburg durch eine Notbremsung gestoppt worden. Vermummte und aggressive Täter griffen den stehenden Zug an. Mehrere Scheiben gingen zu Bruch, auch außerhalb der Waggons soll es zu Auseinandersetzungen gekommen sein. In dem extra für das Spiel organisierten Sonderzug hätten 780 Menschen gesessen, darunter auch Familien. Kurz nach der Tat hatte die Polizei einen 20 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg als Verdächtigen identifiziert. Am Zug ist laut der Sprecherin der Bundespolizei ein Schaden in Höhe von 118.000 Euro entstanden.

Schlagworte: Nancy Faeser, Alexander Rang, Bundespolizei-Sprecherin Alina Müller
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