Lebensmittelhändler in der Region
Plastiktüte soll im Handel zum Auslaufmodell werden
Müllvermeidung ist für die Lebensmittelhändler in der Region ein Thema. Mehrwegverpackungen sollen Einweglösungen ersetzen. Welche Ansätze testen Märkte und Kunden in der Region?
Jonas Hirt
Di, 18. Apr 2017, 14:08 Uhr
Gundelfingen
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Dieter Schneider, der zwei Rewe-Märkte in Denzlingen und einen in Schallstadt betreibt, setzt auf Mehrwegtaschen. Es gebe festere Stofftaschen und stabile Einkaufskartons. "Wenn jemand mit der Tupperschüssel kommt und will es da rein haben, bekommt er es auch", sagt Schneider über die Praxis an der Frischetheke. Aus seiner Sicht sei der potenzielle Kundenkreis allerdings so gering, dass er dafür nicht werbe.
Eine einmalige Verwendung von Verpackungen sei grundsätzlich schlecht, erklärte jüngst Philipp Sommer von der Deutschen Umwelthilfe der BZ: "Die ständige Neuproduktion von Einwegverpackungen verbraucht unnötig viele Ressourcen, belastet das Klima und erzeugt Abfall." Fast 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll produzierte Deutschland 2014. Durchschnittlich 220 Kilogramm warf jeder Einwohner damit in den Müll.
Dieter Hieber hat sich 2016 in seinen Supermärkten an der Frischetheke für Wurst und Käse eine Verpackungsalternative überlegt. In Bad Krozingen zum Beispiel können Kunden mit einem mitgebrachten Behälter einkaufen. So solle der Müll reduziert werden. Die mitgebrachten Boxen stellen Kunden auf ein Tablett. Dieses wird anschließend auf der Theke platziert. Nach dem Abwiegen legen die Verkäufer die Ware in die Box, ohne diese zu berühren.
Wenn Kunden Gefäße mitbringen, seien es häufig welche aus Plastik oder Kunststoff. Theoretisch könnten sie auch aus Glas oder Edelstahl sein. Glasbehälter hält Hieber aber für problematisch. Die Möglichkeit bestehe, dass sie von der Theke fallen und so Splitter auf die Waren gelangten.
Je nach Markt seien es zehn bis 15 Kunden, die täglich mit einem selbst mitgebrachten Behälter vor der Theke stehen. "Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Kunden nutzen", räumt Hieber ein. Zugleich plane er weitere Maßnahmen. Auch Backwaren solle man in seinen Märkten bald mit einem Jutebeutel einkaufen können. In der Obst- und Gemüseabteilung arbeite er daran, dass Kunden Mehrwegnetze verwenden können. Aktuell haben sie die Wahl zwischen der Papier- und der Plastiktüte.
Das Thema Verpackungen ist mit dem Thema Hygiene verknüpft. Dieter Hieber gibt an, dass er sein Vorgehen mit dem Landratsamt abgestimmt habe, das sei ihm wichtig. Aktuell mache er das genauso bei den Backwaren. Theoretisch müsste er das nicht. Das Landratsamt sei keine regelsetzende Behörde, sondern eine Kontrollbehörde: "Wir erlassen keine Verordnungen", erklärt Matthias Fetterer, Sprecher des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald.
Ein Vorab-Verbot kann das Landratsamt damit nicht verhängen. "Die Lebensmittelhändler sind weitestgehend selbstverantwortlich", betont er. Das Amt ist für die Überwachung der Hygienevorschriften bei Lebensmitteln verantwortlich. Dabei setze es das gültige EU-Recht um, indem es regelmäßig Stichproben in Supermärkten und bei Metzgern nehme. "Problematisch wird es, wenn Leute von uns Unregelmäßigkeiten finden", erläutert Fetterer. Bei kleineren Vergehen gebe es den Hinweis, diesen zu beheben, lässt das Landratsamt verlauten. Bei schwereren Verstößen könne auch ein Bußgeld verhängt werden. Im Extremfall sei eine Schließung möglich.
Dort kämen aber nur äußerst selten Kunden mit eigenem Gefäß. "Grundsätzlich gilt, dass die mitgebrachten Behältnisse nicht über die Theke gereicht werden dürfen", verdeutlicht Disch. Er sehe Plastiktüten nicht so problematisch. Für die Alternative – Papiertüten – müssten schließlich Bäume gefällt werden.
Hieber, der beim Thema Müllvermeidung offensiv vorangeht, möchte weitestgehend von Einwegverpackungen wegkommen. Mehrweg statt Einweg ist eines seiner Ziele. "Es gibt keine gute Einweglösung", sagt er.
Nach dem Einkauf sollten Wurstwaren, Fleisch und Käse aus der Verpackung genommen werden und in einen Behälter gelegt und abgedeckt werden, erklärt Friedhelm Erschig. Er war bei der Stadt Freiburg für Tier- und Fleischhygiene verantwortlich. Käse, Wurst und Fleisch lagere man am besten getrennt voneinander, es sei denn, die Waren sind vakuumverpackt.
- Wurst: Berthold Disch, Oberinnungsmeister des Fleischereiverbandes Freiburg, empfiehlt sie so zu lagern, dass noch Luft in den Behälter komme. Sonst "erstickt" sie, und der Geschmack könne sich verändern. Die Möglichkeit bestehe auch, wenn man die Wurst in einem Edelstahlbehälter lagert, erläutert Erschig. Ein metallener Geschmack könne entstehen. "Glas ist am besten. Glas ist neutral", meint er. Erschig erklärt zudem, dass Temperaturunterschiede nicht gut für die Wurst seien. Man solle sie daher nicht für lange Zeit aus dem Kühlschrank holen und dann wieder hineinstellen. Beim Essen schätzt er die Menge ab, die er benötigt, und legt sie separat auf einen Teller. So sei die übrige Wurst nur für kurze Zeit der höheren Temperatur ausgesetzt.
- Fleisch: Bei Fleisch verhält sich vieles ähnlich. Hackfleisch solle man schnell verbrauchen oder einfrieren. Das Einfrieren schone die Qualität des Fleisches. Wer Geflügel und Schwein einkauft, sollte die beiden Sorten in getrennten Behältern aufbewahren, da Geflügel mehr Salmonellen enthalte.
- Käse: Im Gegensatz zu Wurst und Fleisch könne man Käse auch bei höheren Temperaturen lagern, erklärt Erschig. Bei manchen Sorten möchte man mit der höheren Temperatur bewusst eine weitergehende Reife erzielen. Wenn man den Käse im Kühlschrank lagert, empfiehlt Erschig, ihn einige Zeit vor dem Verzehr herauszunehmen. Damit könne er seinen Geschmack entfalten. Er empfiehlt auch, Verpackungshinweise oder Hinweise der Verkäufer zu beachten.
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