Pariser Seine
Planschen unterm Eiffelturm?
Wo heute eine trübe Brühe Richtung Ärmelkanal treibt, sollen Strände und sauberes Wasser Touristen wie Einheimische erfreuen.
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PARIS. Die Pariser Seine ist nicht für ihre Sauberkeit bekannt. Das soll sich nun ändern. Die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt will die Wasserqualität des Flusses deutlich verbessern – auch für die eventuell 2024 in Paris stattfindenden Olympischen Spiele. Paris – bald ein Badeparadies?
Wo heute eine trübe Brühe Richtung Le Havre treibt, soll einmal blitzsauberes Wasser in der Sonne glitzern. Nun ja, von jetzt auf nachher kann nicht einmal eine so entschlossene Umweltschützerin wie Anne Hidalgo Paris in ein Badeparadies verwandeln und die Seine in ein gigantisches Planschbecken. Zum Baden ist es zurzeit ohnehin zu kalt. Aber bis zum Jahr 2024 soll und muss es so weit sein, bis zu den nach Wunsch der Bürgermeisterin dann in Paris ausgerichteten Olympischen Spielen.
Die Spiele sehen auf offenem Wasser ausgetragene Wettkämpfe vor, sprich: auf der Seine. Zumal beim Triathlon geht es dann zur Sache. Zehn Kilometer heißt es dann schwimmend zurückzulegen. Und gemessen daran, wie lange die Pariser bereits darauf warten, sich ohne Gefahr für Leib und Leben in ihren Fluss stürzen zu können, sind sieben Jahre ein Nichts.
Schon Jacques Chirac hatte es den Bewohnern der Hauptstadt versprochen. 1988 war das, als er noch nicht Staatschef war, sondern Pariser Bürgermeister. Wenn sein Mandat 1994 ende, werde es so weit sein, kündigte er an. Dann würden seine Mitbürger in der Seine baden können, werde das 1923 vom Präfekten verhängte Badeverbot aufgehoben. Als zwei Jahre vor Ablauf der Frist in der Pariser West-Vorstadt Suresnes 400 Tonnen tote Fische angeschwemmt wurden, begriffen die Mitbürger: Chirac hatte zu viel versprochen.
Gut anderthalb Jahrzehnte später, am 3. Oktober 2008, schien es dann aber doch so weit zu sein. Jener Tag war das, als ein Angler in Suresnes einen sieben Kilogramm schweren Lachs aus dem Fluss zog. Seit 1920 war die Spezies in der Seine nicht mehr gesehen worden.
Allein, eine Untersuchung der Unterwasserfauna des Flusses förderte anschließend zutage, dass Geangeltes besser nicht verzehrt werden sollte. Forscher fanden Schwermetalle und gesundheitsschädliche, krebserregende polychlorierte Biphenyle (PCB). Ein Verbot des Verkaufs und Konsums von Seine-Fischen zog das nach sich.
Die Wasserqualität hat sich seitdem verbessert. Im auf der Seine-Insel Jatte gelegenen "Haus der Fischerei und der Natur" weist man darauf hin, dass sich in der Seine mittlerweile mehr als 30 verschiedene Fischarten tummelten, sechsmal so viel wie noch vor 20 Jahren. Lachse seien zu finden, Meeresforellen, sogar Exemplare gewöhnlich in sauberen Gebirgsbächen beheimateter Arten. Wenn nach einem Gewitter die Abwasserkanalisation nicht alles aufnehmen könne, was vom Himmel falle, könnten zwar Salmonellen und andere Bakterien in die Seine gelangen. Aber die Belastung mit Schwermetallen oder PCB sei deutlich zurückgegangen.
Trinken sollte man aus der Seine allerdings besser nicht. Und noch ist es nach Überzeugung der Präfektur zu früh, das Badeverbot aufzuheben. Als Trost muss Paris Plage herhalten. Sommer für Sommer wird am Seine-Ufer Sand aufgeschüttet. Auf Liegestühlen kann man das vorbeiströmende Wasser betrachten – und vom Sprung ins kühle Nass träumen.
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