Weltfaultiertag
Paula ist das älteste Faultier der Welt
Mit ihren 50 Jahren ist Paula das älteste Faultier weltweit – und kommt ins Guinness-Buch der Rekorde. Der heutige Weltfaultiertag macht aber auch auf die Gefährdung der Spezies aufmerksam.
dpa
Sa, 19. Okt 2019, 9:15 Uhr
Panorama
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Seit 2010 macht der heutige Weltfaultiertag auf die Tiere und ihre Gefährdung durch die Vernichtung des Regenwaldes in Süd- und Mittelamerika aufmerksam. Ihre Besonderheit: Sie sind Energiesparmeister, ihr Körper läuft auf Sparflamme. Sie brauchen wenig Nahrung und schlafen bis zu 20 Stunden am Tag. "Und sie sind natürlich auch sehr, sehr langsam", erklärt Camila Mazzoni vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Den langsamsten Stoffwechsel aller Säugetiere überhaupt hätten Dreifingerfaultiere. "Den brauchen sie auch, denn ihre Nahrung, Blätter, ist sehr energiearm."
Da die Faultiere zudem sehr langsam verdauen, müssen sie nur ein Mal pro Woche ihren Platz in luftiger Höhe am Ast verlassen: zum Koten am Boden. Dann sind sie laut Biologin Jutta Heuer besonders gefährdet. "Sie können nicht laufen, nur kriechen oder robben." Dafür können Faultiere ihre Innentemperatur niedriger halten als andere Säugetiere und diese über den Schatten der Bäume kontrollieren. Weil Faultiere meist hängend an Ästen leben, wächst ihr Fell verkehrt herum vom Bauch zum Rücken, damit Regenwasser ablaufen kann. Bis zu zehn Zentimeter lange Krallen geben sicheren Halt – je nach Gattung zwei oder drei an den Vorder- sowie drei an den Hinterbeinen. Im dichten Fell der Faultiere leben Milben, Zecken, Käfer und Falter.
Zwei Arten der Dreifingerfaultiere sind laut Mazzoni vom Aussterben bedroht: das Kragenfaultier im Atlantikwald Brasiliens und das Zwergfaultier auf einer winzigen Insel in Panama. Abholzung und Brände im Regenwald gefährden auch die anderen Faultierarten, sie werden auf den durch Rodung entstehenden Bauminseln isoliert oder bei der Überquerung von Straßen überfahren, erklärt Jutta Heuer. "Dazu kommt, dass Einheimische sie gern essen und die Jungen als Haustiere beliebt sind."
In Tierparks haben die possierlichen Vierbeiner mit den kleinen Augen derzeit auch Konjunktur. "Viele wollen mit der Zucht anfangen", sagt Heuer. "Aber es sind eben Faultiere, die lassen sich nicht animieren." So könne es zehn Jahre dauern mit dem Nachwuchs, oder auch gar nicht klappen. Notfalls helfe nur ein Partnertausch. Ein Erfolg zeigt sich dann nach elf Monaten Tragezeit.
Ende 2018 gab es 65 Exemplare in deutschen Zoos, ausschließlich Zweifingerfaultiere, so Heuer. In Europa waren es insgesamt 266. Dreifingerfaultiere könnten nicht gehalten werden, weil sie wie Koalas oder Bambusbären nur in Südamerika vorkommende Blätter fressen. Zweifingerfaultiere indes mögen auch Gemüse und Obst von Papayas bis hin zu Beeren sowie gekochte Eier und Mais.
Eine Ausnahme machen die Tiere von ihrer langsamen Lebensweise: Wenn es Futter gibt, werden sie zu flinken Akrobaten. "Sonst liegen sie auf Astgabeln, zu einer Art Kugel zusammengerollt, um die Arme zu entlasten", berichtet Heuer. In der Regel sind sie freundlich und gleichgültig, können aber auch zuschlagen, wenn sie sich bedroht fühlen. "Dann klappen sie die Krallen aus und beißen herzhaft mit ihren Eckzähnen zu."