Vatikan

Papst Franziskus ist tot

Das Oberhaupt der katholischen Kirche ist tot: Papst Franziskus ist im Alter von 88 Jahren gestorben - einen Tag, nachdem er am Ostersonntag den Segen "Urbi et Orbi" gespendet hatte.  

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Papst Franziskus ist verstorben.  | Foto: Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus ist verstorben. Foto: Andrew Medichini (dpa)

Papst Franziskus ist tot. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche starb nach Angaben des Vatikans am Ostermontag im Alter von 88 Jahren. Wegen einer Lungenentzündung hatte er im Frühjahr 38 Tage im Krankenhaus gelegen. Zuletzt hielt er sich wieder in seiner Residenz im Vatikan auf. Am Ostersonntag hatte er vor Zehntausende Gläubigen noch den Segen Urbi et Orbi gespendet. Dabei wirkte er bereits sehr geschwächt.

"Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus in das Haus des Vaters zurückgekehrt", hieß es in der Mitteilung des Vatikans. "Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet." Franziskus stand länger als ein Jahrzehnt an der Spitze von etwa 1,4 Milliarden Katholiken in aller Welt. Zudem war er Bischof von Rom und Staatsoberhaupt des Vatikans.

Der gebürtige Argentinier - mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio - war seit März 2013 im Amt. Damals wurde er nach dem überraschenden Rücktritt des deutschen Papstes Benedikt XVI. zum Nachfolger gewählt, als erster Nichteuropäer seit mehr als 1.200 Jahren. Lange Zeit hatte Franziskus im Vatikan den emeritierten Papst noch an seiner Seite: Benedikt XVI. - mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger - starb 2022 mit 95 Jahren.

Ein Konklave wird einen neuen Papst wählen

Demnächst steht in der Sixtinischen Kapelle in Rom nun wieder ein Konklave an. Auf diese Weise bestimmt die katholische Kirche mit ihrer mehr als zwei Jahrtausende alten Geschichte den nächsten Papst. Wahlberechtigt sind Kardinäle aus aller Welt, solange sie das 80. Lebensjahr nicht vollendet haben. Franziskus" Nachfolger wird der 267. Pontifex sein. Zuvor gibt es nach katholischem Brauch eine neuntägige Trauerzeit, die sogenannte Novendiale. Zur Beisetzung werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet.

Franziskus war seit längerer Zeit angeschlagen: Im Sommer 2021 musste er sich am Darm operieren lassen. Zudem machte ihm ein Knieleiden zu schaffen, weshalb er bei öffentlichen Terminen meist im Rollstuhl saß. Im Frühjahr 2023 wurde er schon einmal wegen einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt. Einige Wochen später wurde er unter Vollnarkose am offenen Bauch operiert.

Papst Franziskus am gestrigen Osterson...m Petersplatz hatte er nicht geleitet.  | Foto: Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus am gestrigen Ostersonntag beim Spenden des Segens "Urbi et Orbi". Die Ostermesse auf dem Petersplatz hatte er nicht geleitet. Foto: Andrew Medichini (dpa)

Papst Franziskus war ein Mahner für den Frieden

Trotzdem meldete sich Franziskus bis zuletzt regelmäßig zu kirchlichen Fragen und auch zur Weltpolitik zu Wort. Im Herbst 2024 brachte er eines seiner großen Projekte zu Ende: die Weltsynode, eine Art globale Bestandsaufnahme der katholischen Kirche, an der erstmals auch Frauen beteiligt waren. Konkrete Reformen entstanden daraus aber nicht. Andere Vorhaben wie eine neue Verfassung für den Vatikan konnte er umsetzen.

In seine Amtszeit fielen auch zahlreiche Skandale wegen sexuellen Missbrauchs in verschiedenen Bistümern rund um die Welt. Als Reaktion setzte der Papst Kommissionen zur Aufarbeitung und Vorbeugung ein. Franziskus war die gesamten Jahre über ein recht volksnaher Papst und großer Mahner. Er versuchte, durch Taten und Reden Schwache und Ausgestoßene in den Fokus zu rücken. Er setzte sich auch für Flüchtlinge ein.

Franziskus war ein Sohn italienischer Einwanderer nach Argentinien

Der Sohn italienischer Einwanderer wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires geboren und machte zunächst eine Ausbildung zum Chemietechniker. Dann trat er in einen Jesuitenorden ein. 1969 wurde er zum Priester geweiht, 1992 zum Bischof. Mitte der 1980er Jahre lebte er einige Monate in Deutschland, um an einer Doktorarbeit zu schreiben, die er aber nicht zu Ende brachte. 2001 machte ihn Johannes Paul II. zum Kardinal.

Beim Konklave 2005 unterlag der damalige Erzbischof von Buenos Aires noch gegen Ratzinger. Nach seiner Wahl acht Jahre später präsentierte er sich scherzend als Papst vom "Ende der Welt". Mit der Wahl seines Namens stellte sich der Jesuit in die Tradition Franz von Assisis. Der Gründer des Bettelordens der Franziskaner wird bis heute als "Patron der Armen" verehrt. Franziskus trat deutlich bescheidener auf als viele Vorgänger und verzichtete oft auf Prunk.

Ein bescheidener und demütiger Papst

Anders als der eher zurückhaltende und konservative Benedikt sorgte Franziskus auf vielen Auslandsreisen für Begeisterung unter den Gläubigen. Zu manchen Messen kamen mehr als eine Million Menschen. Im vergangenen Herbst war er noch einmal für zwölf Tage im Pazifikraum unterwegs. Er stellte Bescheidenheit und Demut in den Fokus seines Predigens und Handelns. Er kritisierte Gleichgültigkeit und auch eine Tendenz, zulasten Schwächerer noch mehr Geld und Einfluss anhäufen zu wollen.

Franziskus trat wie ein großer Reformer an, blieb nach Meinung vieler aber hinter den Erwartungen zurück. Das Zölibat etwa könne schon irgendwann abgeschafft werden, sagte er. Letztlich änderte er daran aber nichts. Franziskus unterstrich in unzähligen Reden die Rolle von Frauen in der Kirche - die Priesterweihe aber verweigerte er ihnen. Der Vatikan hat unter Franziskus auch Reformen der deutschen Bischöfe immer wieder ausgebremst.

Ein Bild vom gestrigen Ostersonntag: P...s empfängt US-Vizepräsident J.D. Vance  | Foto: Vatican Media (dpa)
Ein Bild vom gestrigen Ostersonntag: Papst Franziskus empfängt US-Vizepräsident J.D. Vance Foto: Vatican Media (dpa)

Kritik von konservativen Kardinälen

Einige konservative Kirchenobere kritisierten teils unverhohlen Franziskus" Pontifikat. Vor allem wegen der gesundheitlichen Probleme wurde zudem seit Jahren über einen Rücktritt spekuliert, nach dem Vorbild seines deutschen Vorgängers. Der Argentinier wollte von solchen Spekulationen nichts wissen.

Spannend wird nun, in welche Richtung der nächste Papst die katholische Kirche lenken wird. Es ist gut möglich, dass Franziskus" theologische und gesellschaftliche Vorstellungen weiterverfolgt werden: Von den mehr als 130 im Konklave stimmberechtigten Kardinälen suchte er deutlich mehr als die Hälfte persönlich aus.

2013: Papst  Franziskus mit seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI.  | Foto: L'Osservatore Romano (dpa)
2013: Papst Franziskus mit seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI. Foto: L'Osservatore Romano (dpa)

Der Papst ist für Katholiken der Stellvertreter Christi auf Erden

Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Paulus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Der offizielle Titel lautet: "Bischof von Rom, Statthalter Jesu Christi, Nachfolger des Apostelfürsten, Oberhaupt der Gesamtkirche, Patriarch des Abendlandes, Primas von Italien, Erzbischof und Metropolit der Kirchenprovinz Rom, Souverän des Staates der Vatikanstadt, Diener der Diener Gottes".

Dem Matthäus-Evangelium zufolge wurde der erste Papst Petrus unmittelbar von Jesus eingesetzt, mit den Worten: "Du bist Petrus, der Fels. Auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen." Der Überlieferung zufolge ging Petrus dann nach Rom, wo er als Märtyrer gekreuzigt wurde. Auf dem Hügel mit seinem mutmaßlichen Grab wurde der Petersdom errichtet. Dort werden normalerweise auch Päpste bestattet. Franziskus hat sich als Ort der letzten Ruhe aber die römische Marienkirche Santa Maria Maggiore ausgesucht.

Die wichtigsten Stationen im Leben von Papst Franziskus

Nach dem Rücktritt des deutschen Papstes Benedikt XVI. wird der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio 2013 zum neuen Pontifex gewählt - dem ersten Papst aus Spdamerika. Sein Pontifikat ist geprägt von Bemühungen um eine offenere Kirche und Reformen der Kurie.

1936: Geburt am 17. Dezember in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires als Sohn italienischer Einwanderer

1955: Abschluss als Chemietechniker

1958-1963: Jesuiten-Seminar in Santiago de Chile

1963: Rückkehr nach Argentinien, Philosophiestudium in San Miguel im Ballungsraum der Hauptstadt Buenos Aires

1964-1966: Lehrer für Literatur und Psychologie in der nordöstlichen argentinischen Stadt Santa Fe und Buenos Aires

1967-1970: Theologie-Studium in San Miguel

1969: Priesterweihe am 13. Dezember

1973-1979: Provinzial des Jesuiten-Ordens in Argentinien

1980-1986: Rektor des Colegio Massimo und der Fakultät für Philosophie und Theologie in San Miguel; außerdem Pfarrer der Gemeinde San José in der Diözese von San Miguel

1992: Bischofsweihe in der Kathedrale von Buenos Aires am 27. Mai

1998: Ernennung zum Erzbischof von Buenos Aires am 28. Februar

2001: Erhebung in den Kardinalsstand am 21. Februar

2005-2011: Präsident der argentinischen Bischofskonferenz

2013: Wahl durch das Konklave zum Papst am 13. März; schon im ersten Jahr seines Pontifikats fordert Franziskus Reformen und einen radikalen Wandel der Kirche

2014: Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes XXIII. und Johannes Paul II. am 27. April; erstes öffentliches Treffen mit Opfern sexuellen Missbrauchs am 7. Juli

2016: Erhält als erster Papst den Aachener Karlspreis am 6. Mai

2019: Gipfeltreffen der Spitzen der weltweiten Bischofskonferenzen im Februar im Vatikan zum Missbrauch in der katholischen Kirche, Kritiker bemängeln Fehlen konkreter Schritte

2020: Sondersegen «Urbi et Orbi» in Rom wegen der Corona-Pandemie am 27. März

2021: Wegen Missbrauchsfällen stehen die Erzbistümer Köln sowie München und Freising stark in der Kritik; Franziskus hält aber an den Kardinälen Rainer Maria Woelki und Reinhard Marx fest

2023: Leitung des Requiems für verstorbenen Benedikt XVI. auf dem Petersplatz am 6. Januar; Franziskus macht im Dezember mit einem Schreiben den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare frei

2024: Der Papst öffnet an Heiligabend die Heilige Pforte des Petersdoms. Damit beginnt das Heilige Jahr, das in der Regel alle 25 Jahre gefeiert wird.

2025: Franziskus muss am 14. Februar ins Krankenhaus. Es wird der «Beginn einer beidseitigen Lungenentzündung» festgestellt. Nach 38 Tagen wird er aber doch entlassen und kann in den Vatikan zurück. Am Ostersonntag spendet Franziskus vor Zehntausenden Gläubigen den Segen Urbi et Orbi. Einen Tag später stirbt er im Alter von 88 Jahren.

Schlagworte: Joseph Ratzinger, Benedikt XVI., Jesu Christi

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