Operation Kuscheltier
Die Teddy-Klinik, in der Studierende Kindern Angst vor Ärzten nehmen wollen, macht im Stadtgarten Station / Morgen Familientag.
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Der Teddy steckt im Röntgengerät, Diagnose: Beinbruch. Auf dem OP-Tisch liegt ein Stoffhund mit offenem Genick und wird genäht. Im Sprechzimmer nimmt der Teddy-Doc das Stethoskop ab, das Hasenherz schlägt normal. Jede Menge Kinder haben ihre Kuscheltiere in den Stadtgarten gebracht. Das Teddybärkrankenhaus fing vor zehn Jahren klein an und ist eine großartige Sache.
Mehr als 1000 Kinder besuchen die Klinik an den vier Sprechtagen, sagt Brigitte Stiller. Die Professorin für Kinderheilkunde ist die Schirmherrin der Aktion. Die organisieren traditionell die Medizinstudenten im zweiten Semester, ein paar ältere Semester helfen. Über 100 Studierende arbeiten in Schichen in den Sanitätszelten. "Wir machen ’ne 1:1-Betreuung", erklärt Laura Schneider an der Anmeldung. Alles in der Teddyklinik läuft möglichst wie im echten Krankenhaus. Kind und Kuscheltier gehen ins Wartezimmer, wo ihr Teddy-Arzt sie zur Untersuchung abholt. Die Docs erklären immer, was sie warum tun. Selbstgebastelte Geräte wie Ultraschall, Röhre und EKG, das mit Wäscheklammern an Patienten angedockt wird, erleichtern die Diagnose. Am Schluss gibt’s ein Rezept und Medizin in der Apotheke: Schmerz- und Bauchwehtee für den Patienten, Gummibärchen fürs Kind.
Das Krankenhaus kommt gut an, sagt Erzieherin Kirsten Birlin von der Kita Taka-Tuka-Land im Rieselfeld, mit der auch Lionel und sein Teddy gekommen sind. "Die Kinder erzählen noch lange davon – was das Tier hatte, oder dass es wieder Halsweh bekommen hat."
Am Hals hat’s auch Max. Der Stoffhund mit Riss im Genick liegt auf einem Tisch. Diana (6) steht vor der OP-Tuchwand, hält Max’ Kopf und die rosa Leine. Neben ihr hängt ein Tropf mit rotem Inhalt. Diana und ihre Freundinnen vom interkulturellen Kinder- und Familienzentrum in Weingarten wollen wissen, warum. "Damit’s ihm schnell wieder gutgeht, wenn er Blut verloren hat. Aber das nehmen wir nur, wenn’s ganz schlimm ist", erklärt Dr. ted Ida Schregel, gibt Max eine Spritze und fängt an mit der Operation Kunstfell. Das ist widerborstig, die Studentin muss fest drücken. "Tiefe Wunde, aber er merkt nichts", sagt sie hinterm Mundschutz, erklärt den Mädchen, was die Narkose macht, und fragt: "Wer wurde schon mal operiert?" Eine meint schüchtern: "Ich hatte mal ein Loch im Kopf."
"Ziel ist ja, keine Angst vor den Weißkitteln aufkommen zu lassen", sagt Birgit Bannert. Die Erzieherin im Waldkindergarten Rieselfeld ist schon zum vierten Mal bei den Teddy-Docs. "Für die Kinder ist es toll." Und für die Pädagogen ein Anlass, den Kindern etwas über ihren Körper beizubringen. Sie spielen mit ihren bandagierten Tieren neben der Hüpfburg. Die sieht aus wie ein Rettungswagen.
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