Olympisches Slalom-Drama

Lena Dürr verpasst Bronze hauchdünn, Favoritin Shiffrin scheidet aus, Slowakin Vlhova ist am Ende nicht zu stoppen.  

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Enttäuschung im Ziel: Lena Dürr Foto: Peter Kneffel (dpa)
Voller Wehmut blickte Lena Dürr zur Siegerehrung. Statt stolz und mit einer Medaille auf dem Podium stand die deutsche Skirennfahrerin nach Rang vier im Slalom-Drama niedergeschlagen und mit leeren Händen da. Nach dem ersten Lauf hatte sie noch in Führung gelegen. Am Ende fehlten 0,19 Sekunden auf Gold und sieben Hundertstel auf Bronze. "Jetzt tut es gerade richtig weh, es ist einfach nur bitter", sagte Dürr in einer ersten Reaktion im ZDF.

Statt ihrer famosen Saison die Krone aufzusetzen, wurde sie beim Sieg der Slowakin Petra Vlhova zu einer der tragischen Figuren. Die andere war Superstar Mikaela Shiffrin. Als Dürr sich die Tränen aus dem Gesicht wischte, waren die der erneut ausgeschiedenen Amerikanerin immerhin schon getrocknet. "Es war so unfassbar knapp, das ärgert mich jetzt am allermeisten", sagte Dürr nach ihrer verpassten Sensation. Sie hätte die vierte deutsche Slalom-Olympiasiegerin nach Rosi Mittermaier, Hilde Gerg und Maria Höfl-Riesch werden können.

Am Ende reichte es nicht mal für die Top 3. "Das ist fast ein bisserl die Höchststrafe, die Lena ist ein super Rennen gefahren", sagte Gerg. "Das darf nicht wahr sein", kommentierte Viktoria Rebensburg, die 2018 auch nur um Haaresbreite an ihrem dritten Olympia-Edelmetall im Riesenslalom vorbeigeschrammt war, bei Eurosport.

"Wenn es klar ist und man wirklich weit weg ist von denen, ist es leichter zu verarbeiten", fand Dürr selbst. So aber war’s brutal. Und die Aufarbeitung dürfte dauern. Nach den Kleinigkeiten, die sie letztlich den größten Erfolg der Karriere kosteten, könne man "jetzt überall suchen", sagte sie. Nervös gewesen sei sie trotz ihrer guten Aussichten vor dem zweiten Durchgang jedoch nicht, versicherte Dürr.

Neben der schon als Slalom-Gesamtweltcupsiegerin feststehenden Vlhova, die nach dem ersten Lauf gerade mal Achte gewesen war, zogen aber auch die zweitplatzierte Weltmeisterin Katharina Liensberger aus Österreich und die Schweizerin Wendy Holdener als Dritte noch an ihr vorbei. Das Trio versuchte Dürr zu trösten. Vorerst könne sie aber wohl nichts aufbauen, sagte die Sportlerin vom SV Germering, deren Teamkollegin Emma Aicher einen soliden 18. Rang belegte.

Dürr fährt die Saison ihres Lebens. Drei dritte Plätze hat sie im laufenden Weltcup-Winter schon geholt. Nach vielen durchwachsenen Jahren gelingt es ihr endlich, ihr unbestritten großes Potenzial kontinuierlich abzurufen. Neben Abfahrerin Kira Weidle und Slalom-Ass Linus Straßer, die beide noch dran sind, galt sie in China als eine der größten Hoffnungen des Deutschen Skiverbandes. Dem wie schon vor vier Jahren in Pyeongchang Spiele ohne Alpin-Medaille drohen.

Die drohen nun völlig überraschend auch der langjährigen Dominatorin Shiffrin. Die 26-Jährige erlebte nach dem frühen Aus im Riesenslalom das nächste Debakel und war im ersten Lauf nach wenigen Toren schon wieder draußen. "Es ist nicht das Ende der Welt", sagte sie. "Aber ich glaube, ich muss viel hinterfragen jetzt." Mit hängendem Kopf und ungläubiger Miene hatte sie minutenlang neben der Strecke gesessen. Im Gespräch mit den Journalisten schloss sie später immer wieder die Augen oder machte Pausen – und begann dann doch zu weinen.

In nur drei Tagen hat Shiffrin nun schon zwei große Medaillenchancen liegen lassen. Die größte hat sie jetzt wohl noch in der Kombination. Sie werde versuchen, noch einmal den Reset-Knopf zu drücken, kündigte die 73-malige Weltcupsiegerin an. Auch, wenn sie nicht genau wisse, wie. Denn Shiffrin, normalerweise die Konstanz in Person, kennt solche Situationen nicht. Gerne würde sie ihren vor gut zwei Jahren verstorbenen Vater Jeff anrufen, sagte die Slalom-Olympiasiegerin von 2014. "Er würde mir wahrscheinlich sagen, ich solle einfach darüber hinwegkommen", meinte sie. "Aber er ist nicht hier, um das zu sagen."
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