"Ohne Sie würde der Salmen nicht mehr existieren"
Hans-Joachim Fliedner hat vom Land die Staufermedaille in Gold erhalten. Sein Lebenswerk ist es, als Offenburger Kulturchef die langen Schatten der Nazizeit gebannt und der Stadt ein modernes Selbstbewusstsein geschaffen zu haben.
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Schebesta erinnerte daran, dass der gebürtige Hamburger von 1972 bis 2003 erst VHS- und dann Kulturamtschef in der Stadtverwaltung war. In dieser langen Zeit seien von ihm und seinen Mitstreitern große Räder gedreht worden: "Das Museum im Ritterhaus, die Städtische Galerie oder das Stadtarchiv im Ritterhaus wurden weiterentwickelt und Sie haben eine umfassende Professionalisierung vorangetrieben. Der frühere OB von Offenburg Doktor Wolfgang Bruder hat Sie als einen seiner herausragendsten und qualifiziertesten Mitarbeiter bezeichnet", so Schebesta. Aber die Staufermedaille werde nicht für die Erfüllung einer beruflichen Tätigkeit verliehen, sondern für Verdienste ums Gemeinwohl und für Engagement für die Gesellschaft.
Was Fliedner insbesondere für den Salmen, die Erinnerungsstätte gerade an die Freiheitsbewegung, geleistet habe, gehe weit über die Erfüllung dienstlicher Aufgaben hinaus. "Ohne ihr Engagement würde diese wichtige Stätte deutscher Demokratiegeschichte nicht mehr existieren. Sie waren Initiator und Motor dafür, dass der Salmen ein Kulturdenkmal von nationalem Rang ist! Diese Entwicklung war auch identitätsstiftend für Offenburg, den badischen Landesteil und darüber hinaus. Und damit auch die Grundlage dafür, dass wir uns in Offenburg stolz als Freiheitsstadt bezeichnen und als solche auch bekannt sind", führte Schebesta aus. Aber auch beim zweiten geschichtlichen Aspekt der Historie des Salmen sei Offenburg mit Fliedner "an den richtigen geraten". Seine Dissertation lautete "Die Judenverfolgung in Mannheim 1933 bis 1945." Und so habe Fliedner auch die Erinnerung an den Aspekt des Salmen als früherer jüdischer Synagoge, an die Verwüstung in der Nazi-Zeit sowie an die Verhaftung und Deportation der Juden in Offenburg geweckt und wach gehalten.
Aber der demnächst 85-Jährige blieb nicht bei der Vergangenheit stehen: "Sie haben sich um Familien gekümmert, deren Angehörige vertrieben wurden", so der Staatssekretär. Er nannte unter anderem die Künstlerfamilie Henselmann. Albert Henselmann erhielt wegen seiner künstlerischen Ausrichtung der Neuen Sachlichkeit und der jüdischen Herkunft seiner Frau ein Berufsverbot durch die Nazis und wurde zur Auswanderung gezwungen. "Sie haben 1994 eine Kunstausstellung mit Werken aus zwei Generationen der Familie organisiert. Ein Promotionsstudium der Kulturstiftung Offenburg geht auf sie zurück, mit dem Sichtung, Analyse und Dokumentation des Lebenswerks von Albert Henselmann ermöglicht wurde." Und Schebesta schloss: "Sie werden in der Freiheitsstadt Offenburg für Ihr Wirken für die Freiheitsbewegung geehrt mit der Medaille, die den Namen von Fürsten trägt – auch das zeigt, dass die Freiheitsbewegung in der Geschichte gesiegt hat – auch wenn wir immer wieder für die Bewahrung unserer Freiheit in unterschiedlicher Hinsicht kämpfen müssen!"
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