Leichtathletik
Ohne Mihambo, ohne Ogunleye - eine WM ohne Stellenwert?
Mit einem Mini-Aufgebot tritt das deutsche Leichtathletik-Team bei der Hallen-WM in China an. Die meisten Sportlerinnen und Sportler verzichten auf einen Start. Einer aber will Großes erreichen.
Christian Johner, Robert Semmler und Christian Kunz (dpa)
Mi, 19. Mär 2025, 10:05 Uhr
Leichtathletik News
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Nanjing (dpa) - Es findet eine Weltmeisterschaft statt, doch etliche Athletinnen und Athleten fliegen erst gar nicht hin. Was in vielen Sportarten unvorstellbar wäre, wird bei der am Freitag beginnenden Hallen-WM der Leichtathletik im chinesischen Nanjing Realität - zumindest bei Betrachtung des gerade einmal achtköpfigen deutschen Aufgebots.
Keine Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye, kein Weitsprung-Star Malaika Mihambo. Die beiden Aushängeschilder des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) fehlen bei den Titelkämpfen genauso wie die Doppel-Europameisterin von 2022, Gina Lückenkemper, oder der deutsche Sprint-Rekordhalter Owen Ansah. Auch internationale Stars wie 100-Meter-Olympiasieger Noah Lyles aus den USA oder die niederländische 400-Meter-Läuferin Femke Bol glänzen durch Abwesenheit. Andere - zum Beispiel Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis aus Schweden - nehmen die weite WM-Reise auf sich.
Wegen Corona: Hallen-WM folgt zwei Wochen nach EM
Die Titelkämpfe in China sollten ursprünglich 2020 steigen und damit wie gehabt im jährlichen Wechsel zur Hallen-EM. Doch coronabedingt musste die WM mehrmals verschoben werden, so dass sie nun außer der Reihe in einem ungeraden Jahr auf dem Programm steht und damit zwei Wochen nach der EM im niederländischen Apeldoorn, an der beispielsweise Mihambo mit Bronze und Ogunleye mit Silber noch erfolgreich teilgenommen hatten.
Statt eine ewig lange Hallensaison zu bestreiten, richtet sich der Fokus und die Vorbereitung der beiden deutschen Stars auf den Sommer. Der DLV hat Verständnis dafür. "Das muss man immer sehen: Das sind ja auch Strapazen. Das kostet ja im Aufbau locker noch mal drei, vier Wochen", sagt Sportvorstand Jörg Bügner.
Tokio geht vor
Einige Sportlerinnen und Sportler wie Gesa Krause ließen Wettbewerbe unter dem Hallendach komplett aus. Die Hindernis-Spezialistin widmet sich stattdessen dem Straßenlauf. Wiederum andere wie der deutsche 100-Meter-Rekordhalter Ansah machten in der Halle schon vor Apeldoorn Schluss. Denn das große Ziel heißt nicht Nanjing, sondern Tokio.
In der japanischen Hauptstadt endet im September ein langes Leichtathletik-Jahr mit dem Höhepunkt Freiluft-WM. Dort wollen die Sportler ihre Topform erreichen. "Draußen ist es natürlich bedeutsamer", sagt Mihambo. Sie absolviert derzeit ein Trainingslager in den Bergen und versucht, mit Skilanglauf ihre Ausdauer zu stärken, wie die 31-Jährige auf Instagram schreibt. Denn gemessen werden die Leichtathleten erst an ihrem Abschneiden in Tokio.
Dreispringer Heß führt Mini-Aufgebot an
Auch für Dreispringer Max Heß steht Tokio ganz oben auf der Prioritätenliste. Er wird als einer der wenigen aus dem DLV-Team in Nanjing dennoch dabei. "Ich finde es immer toll, mich mit internationaler Konkurrenz auch zu messen", sagt Heß.
Der 28-Jährige will seine Medaillensammlung im Reich der Mitte am Freitag (4.05 Uhr MEZ) erweitern. Und die Vorleistungen machen Mut: Der Chemnitzer ist Zweiter der Weltjahresbestenliste und holte vor nicht einmal zwei Wochen bei der EM mit einer Topweite von 17,43 Metern Silber. Nur der für Italien startende Andy Díaz Hernández (17,71 Meter) sprang weiter.
Heß will Uralt-Rekord knacken
"Vielleicht kann man das Tableau umdrehen und die Plätze tauschen", sagt Heß in der Hoffnung auf den ganz großen Coup. Der Europameister von 2016 peilt nicht nur Edelmetall an, sondern hat auch einen deutschen Uralt-Rekord im Blick. Ein gewisser Ralf Jaros stellte 1991 die Bestmarke von 17,66 Metern auf, an der selbst der frühere Weltmeister Charles Friedek gescheitert war.
Heß traut sich zu, den Rekord zu brechen. Seine Sprünge - auch der beste Versuch in Apeldoorn - seien noch nicht bei 100 Prozent gewesen. "Da haben wir noch ganz kleine Stellschrauben in den Bereichen, das sind minimale Sachen, die da fehlen." In Nanjing will er versuchen, das besser zu machen. Und fügt lachend hinzu: "Und dann können wir uns eventuell über einen deutschen Rekord freuen."
© dpa-infocom, dpa:250319-930-408042/1