Bemühen um Regierungsbildung

Österreichs Kanzler kündigt Rücktritt an und Zweier-Koalition scheitert

Die Konservativen und Sozialdemokraten schaffen keine Einigung über eine Koalition zu zweit. Der Kanzler Nehammer will infolgedessen als Regierungschef und als Chef der konservativen ÖVP zurücktreten.  

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Nehammer ist seit 2021 Regierungschef Österreichs.  | Foto:  Helmut Fohringer (dpa)
Nehammer ist seit 2021 Regierungschef Österreichs. Foto:  Helmut Fohringer (dpa)

Die Verhandlungen über eine Mitte-Regierung ohne die rechte FPÖ in Österreich sind gescheitert. Die konservative ÖVP habe ihre Gespräche mit der sozialdemokratischen SPÖ beendet, bestätigten Parteikreise. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur APA über das Aus der Verhandlungen berichtet. "Eine Einigung ist in wesentlichen Kernmaterien nicht möglich", hieß es aus der Partei.

Erst am Freitag waren die liberalen Neos nach wochenlangem Ringen überraschend aus Verhandlungen mit ÖVP und SPÖ über eine Ampel-Koalition ausgestiegen. Danach setzten die zwei verbliebenen Parteien Gespräche am Samstagnachmittag fort. Bereits am Abend waren die Gespräche jedoch schon wieder zu Ende.

Ist jetzt die Stunde der Rechtspopulisten gekommen?

Die Verhandlungen der Mitte-Parteien waren auch ein Versuch, die rechte FPÖ nach ihrem Wahlsieg Ende September von der Macht fernzuhalten. ÖVP und SPÖ hätten im Parlament jedoch nur eine knappe Mehrheit von einer Stimme gehabt.

SPÖ und ÖVP konnten in verschiedenen Bereichen nicht zueinanderfinden. Die SPÖ forderte unter anderem, dass der defizitäre Staatshaushalt auf den Schultern reicherer Bevölkerungsschichten saniert werden müsse; die ÖVP war strikt gegen zusätzliche Steuern.

Was nun auf den Schritt der ÖVP folgt, war nicht unmittelbar klar. Sollte es zu Neuwahlen kommen, könnte die rechtspopulistische FPÖ auf einen fulminanten Sieg hoffen. Letzte Umfragen signalisierten ein weiteres großes Stimmen-Plus im Vergleich zur Nationalratswahl. Danach könnte die FPÖ ihr Ergebnis von 29 Prozent noch einmal deutlich auf rund 35 Prozent steigern.

Kanzler Nehammer tritt zurück

Nach dem Scheitern der Koalitionsverhandlungen will Österreichs Kanzler Karl Nehammer als Regierungschef und als Chef der konservativen ÖVP zurücktreten. Er werde sich in den kommenden Tagen von diesen Posten zurückziehen, sagte er in einer Videobotschaft.

"Es ist augenscheinlich, dass die destruktiven Kräfte in der SPÖ die Oberhand gewonnen haben", sagte Nehammer und bestätigte das Ende auch dieser Gespräche. Die ÖVP werde keinem wirtschafts- und leistungsfeindlichen Programm zustimmen, betonte er.

Gleichzeitig machte Nehammer klar, dass er weiterhin nicht bereit sei, mit der rechten FPÖ unter Herbert Kickl Koalitionsgespräche zu führen. "Es ist meine tiefe Überzeugung, dass Radikale für kein einziges Problem eine Lösung bieten", sagte Nehammer. Der Wirtschaftsflügel seiner Partei bevorzugt hingegen eine Koalition mit der FPÖ statt mit der SPÖ.

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Kommentare (38)

Clemens Schächtele

2407 seit 21. Nov 2012

Nicht dem Schmerz ausweichen, es wurde oben von Herrn Weber explizit das Thema Bundeswehr angesprochen, darum noch mal meine Frage:
Werden sich die Jung-Grünen und JUSOS jetzt freiwillig zur Bundewehr melden?
Ja oder Nein?
Warum hat Kanzler Scholz (SPD) und Vizekanzler Habeck (GRÜNE) in den drei Jahren die Wehrpflicht denn nicht wieder eingeführt?????

Noah Weber

424 seit 9. Jul 2024

Die Wiedereinführung der Wehrpflicht hätte eine 2/3-Mehrheit des Bundestags bedurft, lieber Herr Schächtele. Die Verweigerungs-Opposition Union hätte das eh nicht mitgetragen. Die Frage ist deshalb rein hypothetisch und ein ganz billiges Ausweichmanöver zu Ihrer Aussage, dass die Ampel den größten Schweinestall einer Regierung ever hinterlassen hätte. Das ist reines ideologisches Geschwurbel und schlicht falsch! Sie dozieren hier gerne von einem hohen Ross herunter über Ihr in Blasen angelesenes Wissen gegen Links und Grün. Dabei sind Sie einer der größten Theoretiker und Ideologen hier. Substanz, Fakten, Objektivität? Null. Alles SEHR durchsichtig, lieber Herr Schächtele.

Ich bin übrigens schon immer politisch links der Mitte gewesen und habe trotzdem meinen W15-Dienst geleistet. Haben Sie gedient, lieber Herr Schächtele?


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