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Tourismus

Ochsenwirte aus Lenzkirch-Saig gewinnen Design-Wettbewerb

Dominik Bloedner
  • Mi, 25. September 2024, 20:00 Uhr
    Lenzkirch

     

Das Boutiquehotel Ochsen in Lenzkirch-Saig wird für sein Hotelzimmerkonzept ausgezeichnet. Namhafte Firmen finanzieren nun eine Renovierung in modernem Schwarzwalddesign.

Seit April führen sie den altehrwürdigen Ochsen: Elena Schnaas und Simon Bruker Foto: Dominik Sackmann (Lichtwerk.de)
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Den Bollenhut sucht man hier oben auf 987 Metern Höhe vergeblich – im Gegensatz zu vielen anderen Schwarzwaldhotels, die mit der aus Gutach stammenden Tracht Lobby, Zimmer, Speisekarten und Anderes versehen. Auch auf röhrende Hirsche, hippe Kuckucksuhren oder andere modern interpretierte und mitunter inflationär verwendete Schwarzwaldsymbole verzichtet man im Ochsen in Lenzkirch-Saig, dem mehr als 300 Jahre alten Traditionshotel. Lediglich an der Rezeption hängen zwei kleine Bilder mit geschmückten Kühen des Freiamter Fotografen Sebastian Wehrle, eines der Protagonisten des neuen Schwarzwaldlooks.

"Der Schwarzwald ist so viel mehr als Hirsch, Bollenhut oder Schindeln", sagt Elena Schnaas, 31. Sie stammt aus Bingen, hat mit ihrem Partner Simon Bruker, 29 und aus Neustadt stammend, im April den Ochsen von der Familie Stehle übernommen – und hat jede Menge Ideen mitgebracht. Beide haben Tourismusmanagement studiert, Erfahrungen gesammelt und vor drei Jahren den Entschluss gefasst, ein eigenes Haus zu betreiben. "Der Ochsen ist ein Lebensprojekt, das mit uns wachsen darf", sagt Bruker.

Gegen 30 Mitbewerber durchgesetzt

Jetzt sind ihre Ideen, konkret das Konzept für die Umsetzung und Ausstattung eines Hotelzimmers, prämiert worden. Der Ochsen hat sich im von der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) aus Freiburg ausgerufenen Wettbewerb "Designed to stay" gegen 30 andere Hotels aus dem Schwarzwald durchgesetzt, am heutigen Donnerstag werden Schnaas und Bruker hierfür in Nagold geehrt. Projektpartner des Wettbewerbs, der Impulse für Investitionen in der Hotellerie geben soll, sind der dort ansässige Polstermöbelhersteller Rolf Benz, der Hornberger Sanitärhersteller Duravit und das Hoteleinrichtungsunternehmen Fritz Schlecht aus Altensteig bei Calw. Im Fokus der Jury standen laut STG "Materialität, Handwerk und Regionalität, um ein authentisches Design zu schaffen." Ideen sollten so gestaltet sein, dass sie funktional und wirtschaftlich sind.

Zusammen mit Vertretern der drei Unternehmen haben Schnaas und Bruker ein Zimmer entworfen, das ab November nun umgesetzt wird. "Hochwertig, aber nicht überkandidelt, gemütlich und authentisch soll es werden", sagt Schnaas. Die jungen Ochsenwirte, die sich just nach der Übernahme im letzten Moment beworben hatten, erhalten neben der Konzeption die Einrichtung und Materialien im Gegenwert eines fünfstelligen Betrags, der Umbau soll mit lokalen Firmen jedoch in Eigenleistung geschehen. Dem ersten Zimmer, das im historischen Gebäudeteil renoviert wird, sollen drei weitere folgen. Irgendwann sollen alle 34 Zimmer im Ochsen so ausgestattet sein.

Moderne Schwarzwaldinnenarchitektur ohne Kitsch und Bollenhut

Und wie viel Schwarzwald steckt nun in dem Konzept? "Wir wollten eine spannende Brücke schlagen zwischen dem historischen Gasthaus und moderner Innenarchitektur", sagt Bruker. Und weiter: "Wir wollten arg darauf achten, dass es nicht kitschig wird, sondern behutsam mit den Kontrasten alt und jung, modern und traditionell spielen." Also keinen Bollenhut und keine andere neu interpretierte Schwarzwaldsymbolik. Vielmehr solle, so der Hotelchef weiter, über Materialien wie Stein und Holz und die Farben eine authentische Schwarzwaldstimmung in dem 25 Quadratmeter großen Zimmer vermittelt werden.

Die Vision von Bruker und Schnaas: Sie wollen die Tradition des altehrwürdigen Ochsen bewahren und diese behutsam weiter entwickeln. Ihre erste Sommersaison scheint sie zu bestätigen. Das Geschäft sei gut angelaufen, sie seien hier in Lenzkirch-Saig angekommen, sagen sie.

Ressort: Lenzkirch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 26. September 2024: PDF-Version herunterladen

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