Ortschaftsräte in Friesenheim
Oberweier hinterfragt viele Punkte im Gemeindeentwicklungskonzept
Mehr Wochenmarkt, keine Wanderwege und Schülerbetreuung: Der Ortschaftsrat Oberweier schüttelt über manches den Kopf, was die 15 Schlüsselprojekte des Gemeindeentwicklungskonzepts vorsehen.
Do, 29. Okt 2020, 19:00 Uhr
Friesenheim
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Schon beim Auftakt zweifelten einige Ortschaftsräte den Sinn der Planung an. Gleich beim ersten Schlüsselprojekt – Innenentwicklung und Neubaugebiete – intervenierte Julius Haas (CDU), dass in den Planungen "keine konkreten Schritte" genannt seien. "Was da drin steht, haben wir schon gewusst. Da hätten wir kein Gutachten für viel Geld gebraucht. Es kommt auf die Ideen an", so Haas. Projektleiterin Sibylle Hurter erklärte ihm: "Ideen haben wir, aber das war nicht unser Auftrag. In einem Folgeauftrag könnte man dies erarbeiten." Ein Integriertes Gemeindekonzept Friesenheim 2035 sei Auflage, damit die Gemeinde Fördermittel bekomme. Man habe beim Erstellen des GEK "den monetären Mehrwert im Fokus gehabt und die Fördermittelbrille aufgehabt", so Hurter.
Der Ortschaftsrat will beim Schlüsselprojekt zwölf, Ausbau der Kinderbetreuung, dass unbedingt auch die Schüler im Blickpunkt stehen und der Ausbau nicht nur die Kitas betrifft. Ortsvorsteher Andreas Bix betonte, gerade hier bräuchte man längere Betreuungszeiten und eine Ganztagesbetreuung. Zudem solle man die Tagesmütter im Blick haben, so Bix.
Kopfschütteln rief Schlüsselprojekt drei, Stärkung der Ortsmitte, hervor. "Ich bin gebürtiger Oberweierer", sagte Julius Haas und fragte die Projektplaner, wo denn die Ortsmitte von Oberweier sei. Es sei auch die Frage erlaubt, warum die Sternenberghalle als solche gekennzeichnet sei. Zumal eine Ortsmitte als Begegnungsort definiert sei, wo sich auch die Nahversorgung befinde. "Wir haben seit je her keine Ortsmitte", brachte Richard Kopf (FW) ein – Oberschopfheim hätte eine mit einem Nahversorgermarkt gehabt, der nicht angenommen worden sei. "Eine Ortsmitte ist sinnlos, sie rechnet sich nicht. Alles kalter Kaffee für mich, was sollen wir uns in Oberweier über eine Stärkung einer Ortsmitte unterhalten", so Kopf. Einige der Schlüsselprojekte sah der Ortschaftsrat als "Wunschvorstellung und Traumtänzerei" an.
So stieß auch der Vorschlag für eine Nahversorgung durch die Erweiterung des bestehenden und eines zusätzlichen Wochenmarkts auf Unverständnis. Simone Buttenmüller (GLU): "Wir haben am Stockbrunnen zweieinhalb Stände, wo sollen wir einen weiteren Markt platzieren?" Julius Haas unterstrich: "’Wir versorgen uns selbst’ ist ein Wunschdenken, wie auch der Wunsch nach saisonal und regional", schlussendlich entscheide der Geldbeutel. "Das passt doch gar nicht in unsere Zeit", sagte Winzermeister Kopf.
Was die Planer nun wieder aufnehmen müssen – was nach ihnen nicht weiter verfolgt werden sollte – war der Punkt Wanderwege: Der Ortschaftsrat war sich einig, dass auch Oberweier ausbaufähige Themenwanderwege anzubieten hätte; gerade hier setzte sich Bix heftig ein. Zudem will der Ortsvorsteher, dass Leerstände von Wohnungen oder gewerblich genutzten Räumen in einem Kataster aufgenommen werden: "Es gibt so viel Nachfrage, natürlich kann die Ortsverwaltung keine Börse sein, aber zum Schlüsselprojekt eins sollte ein Prüfauftrag an die Gemeindeverwaltung gehen, ob ein solches Kataster rechtsmittelfähig sei.
Bei der Mobilität gab es auch in Oberweier kein Verständnis, dass eine Fahrt von Oberweier nach Friesenheim genauso viel koste wie nach Lahr. Ein "Friesenheimticket" fand damit Aufnahme ins Protokoll des GEK. Kontraproduktiv sah der Ortschaftsrat Vorschläge wie die Mobilitätsdrehscheibe. Eine App für intermodale Angebote sei ja ganz schön, auch eine Mobilitätsstation (Vorschlag Karin Stuber, FW) für E-Bikes am Friesenheimer Bahnhof. "Aber was nutzt uns das, wenn wir mobil an den Bahnhof kommen und kein Zug fährt", fragte Haas, und Kopf fügte an: "Man kann viel schreiben...."
Bei der Abwägung von Bürgerwünschen ging dem Rat die Frage, ob ins Pfarrhaus unbedingt Startups oder ein Kulturzentrum einziehen soll, doch zu weit. Karin Stuber intervenierte, dass das Pfarrhaus nur als Beispiel von den Bürgern angedacht gewesen sei, man aber dennoch Räumlichkeiten für Startups in Oberweier zur Verfügung stellen sollte.
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