Nur weg von Zuhause

Weil das Leben in Eritrea zu gefährlich ist, musste Saber zusammen mit seiner Familie fliehen.  

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Wenn Saber Zeit hat, zieht er gerne mit dem Skateboard los. Foto: Stephanie Streif
Saber ist wie andere neunjährige Jungen auch: Wenn er nicht gerade in der Schule sitzt oder Hausaufgaben macht, rollert er gerne auf seinem Skateboard über Asphalt oder kickt mit den Kindern aus seiner Nachbarschaft. Und in dem Zimmer, in dem er wohnt, hängen gleich zwei Poster des SC Freiburg. "Klar mag ich Fußball", sagt er.

Noch vor einigen Monaten lebte Saber nicht in Freiburg, sondern in Eritrea, einem Land im Nordosten Afrikas. Und dort lebt es sich derzeit alles andere als gut. Denn in Eritrea gibt es eine Militärdiktatur. Das heißt, dass der Regierungschef und seine Generäle bestimmen, wie alle anderen Menschen dort zu leben haben. Einfach sagen, was man denkt, geht in Eritrea nicht. Auch reisen kann nicht jeder, wie er will. Menschen, die dort ohne Reiseerlaubnis unterwegs sind, riskieren sogar ihr Leben. Außerdem müssen Männer viele, viele Jahre lang zum Militär. Und wer sich weigert, kommt ins Gefängnis. Der Alltag in Eritrea ist ziemlich gefährlich. Darum fliehen jeden Monat zwischen 2000 und 3000 Menschen aus ihrem Heimatland.

Auch Saber ist geflohen. Zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder ist er wochenlang unterwegs gewesen – erst zu Fuß bis in den Sudan, ein Land, das gleich neben Eritrea liegt, und dann mit dem Flugzeug nach Italien. Seine Mutter allerdings kam mit einem der vielen Flüchtlingsboote über das Mittelmeer nach Italien. Von denen habt ihr sicher schon gehört. Meistens sind das olle Schrottkähne mit viel zu vielen Flüchtlingen an Bord. Die Überfahrt ist darum sehr gefährlich. Immer wieder kentern Boote und die Menschen darauf ertrinken im Meer. Sabers Mutter hat zum Glück überlebt. In Italien, wo auch die Großmutter von Saber wohnt, hat sie ihre Söhne wieder getroffen. Von dort ging es dann weiter nach Freiburg.

Das Flüchtlingsheim, in dem Saber seit sieben Monaten wohnt, steht in der Hermann-Mitsch-Straße. Ganz in der Nähe von Ikea. "232 Menschen wohnen hier, überwiegend Familien", sagt Petra Geppert, die die Flüchtlinge dort betreut. Alle hoffen, bleiben zu können. "Doch viele Flüchtlinge leben mit der Unsicherheit, irgendwann wieder gehen zu müssen", so Geppert. Das nennt man Ausweisung. Und die macht vielen Flüchtlingen Angst, auch den Kindern. Zusammen mit seiner Familie bewohnt Saber ein Zimmer. Ein Blechschrank, ein Couchtisch, ein Fernseher und Betten – das war’s. Mehr passt nicht rein. Küche und Bad sind auf dem Flur und werden von mehreren Familien benutzt. Es geht eng zu. Sehr eng. Keine Vorhänge, ein alter Teppich und viele dreckig weiße Wände.

Saber sitzt auf dem Boden. In seinen Händen hält er ein Joypad, auf dem seine Finger schnell hin- und herklackern. "Playstation ist cool", sagt er und grinst. Sein Lieblingsspiel ist das mit dem Skater, der über den Bildschirm springt. Das Motorradrennen sei aber auch nicht schlecht. Sein Deutsch ist gut. Wenn seine Mutter was nicht versteht, übersetzt er für sie. Obwohl er könnte, will Saber über das, was war, nicht viel erzählen. Er erzählt lieber von seinen Freunden, seinem Fahrrad und natürlich von Flo, einem Studenten, "der jede Woche einmal vorbeischaut, um mit ihm zu spielen oder irgendwo ein Eis zu essen". Sagt es und schon flitzt er rüber zum Bolzplatz. Er passt einem Freund zu und zack – Volltreffer!

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