Statistik

Nur Schall und Rauch? Warum Orte in Baden-Württemberg oft ähnliche Namen tragen

Wie viele Gemeindenamen im Südwesten enden auf "-ingen" und warum? Statistiker haben gezählt. Zwei Orte im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald stechen in einer bestimmten Kategorie besonders heraus.  

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Der Ort mit dem kürzesten Namen: Au.  | Foto: Sophia Hesser
Der Ort mit dem kürzesten Namen: Au. Foto: Sophia Hesser

Auf der Zugfahrt von Stuttgart Richtung Tübingen schmunzeln die Reisenden nicht selten, wenn der Schaffner seine Durchsage zur weiteren Route macht. Denn abgesehen von Bad Cannstatt gibt es praktisch keine Station, die nicht die Endung "-ingen"im Namen trägt. Esslingen und Plochingen gehören dazu, Wendlingen und Nürtingen auch, es schließen sich Metzingen und Reutlingen an, bevor die Bahn ihr Ziel erreicht. Aber wie viele Städte- und Gemeindenamen enden eigentlich "-ingen", auf "-heim" oder auf "-dorf"? Die Statistikexperten haben nachgezählt.

Ist die Namensendung "‑ingen" wirklich die häufigste im Land? Das stimmt, ja. Auf den Ortsschildern von 230 der 1. 101 Gemeinden Baden-Württembergs steht die Endung, das entspricht 20,7 Prozent. Ebenfalls oft findet sich nach einer neuen Tabelle des Statistischen Landesamts die Endung "‑heim" (126 Gemeinden/11,4 Prozent). "Während die Endung "‑ingen" verstärkt im südlichen Teil und in der Mitte des Landes verbreitet ist, ist die Endung "‑heim" überwiegend im nördlichen Teil Baden-Württembergs zu finden", wissen die Zahlen-Experten. Weitere 55 Gemeinden enden auf "-hausen", 24 tragen den Namenszusatz "Bad", welcher auf das Vorhandensein eines Heilbades hinweist. Und das dem Namen vorangestellte "St." gibt es sechsmal.

Ortsnamen weisen vielfach auf Menschen hin, die dort gelebt haben, oder auf auffällige Merkmale, durch die der Ort zu früheren Zeiten charakterisiert wurde oder nach wie vor wird. Das ist auch bei "-ingen" der Fall. Spuren gehen zurück zu den Germanen, also in die Zeit der sogenannten Völkerwanderung im 4. bis 6. Jahrhundert. Die Endung weist auf die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht oder Stamm hin, oft im Sinne von "die Leute des" oder "die Nachkommen von". Herbertingen bedeutet also so viel wie "bei den Leuten des Herbert".

Ortsnamen als Hinweisgeber

Nein, es müssen nicht immer Vornamen sein, wie zum Beispiel der Ortsname Holzgerlingen zeigt, der an "bei den Leuten im Holz" erinnert. Für den Anglisten und Namensforscher Werner Schäfer von der Trierer Universität sind Ortsnamen wichtige Hinweisgeber: "Ortsnamen sind wie Fossilien", sagte er in einem SWR-Interview. "Sie gewähren uns einen Einblick in Teile der Geschichte, die wir normalerweise nicht erfassen können."

Ist das landesweit so? Nicht wirklich. Denn auffällig ist laut Landesamt, dass sich die Endung stärker im südlichen Baden-Württemberg und in der Mitte des Landes findet. Allein in der Region Stuttgart enden die Namen von 49 Gemeinden auf "ingen", gefolgt von der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg (29), Neckar-Alb und Donau-Iller (jeweils 28). Die Endung "‑heim" ist hingegen überwiegend im nördlichen Teil Baden-Württembergs zu finden.

Der kürzeste Name einer Gemeinde - und der längste

Der kürzeste Gemeindename in Baden-Württemberg besteht aus nur zwei Buchstaben und steht auf dem Ortsschild von "Au" im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. Den längsten Gemeindenamen tragen "Hirschberg an der Bergstraße" (Rhein-Neckar-Kreis) und "Müllheim im Markgräflerland" im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald, beide Male 25 Zeichen, die Leerzeichen nicht mitgezählt. Im Durchschnitt hat der Name einer baden-württembergischen Gemeinde laut Statistik knapp elf Zeichen.

Natürlich gibt es auch Ortsnamen, die so heißen, weil sie an einem auffälligen Bach oder Berg liegen. 80 Gemeinden des Landes enden auf "-bach", die Endung "-berg" gibt es 51 Mal und naheliegenderweise vor allem im Schwarzwald, im mittleren Albvorland und dem Odenwald.

Natürlich gibt es auch kuriose klingende Namen von Gemeinden, Regionen oder Ortsteilen wie etwa Kuchen, Süßen, Grünkraut und Hasel. Mehr gefällig? Auch Titisee, Killer, Aha und Notschrei, Schwendi und Elend, Katzenhirn, Feucht, Küssaberg, Billigheim, Gammelshausen und Großrinderfeld wären aufheiternd für die eine oder andere Zugdurchsage.

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Kommentare (1)

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Waltraud Meger

2293 seit 28. Jul 2020

Ist das Namensende -ingen nicht der Hinweis auf Gründung durch die Alemannen. Das Namensende -heim/hausen der Hinweis auf Gründung durch die Franken?
Wie viele Ortsnamen finden sich auch in der Schweiz bzw. Österreich und führen dann bei Eingabe in den falschen Ort bzw. das Land?
Wie viele Ortsnamen sind in Baden-Württemberg doppelt?


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