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Millionen-Projekt

Norwegen baut Riesentunnel für Hochseeschiffe

Norwegen will 239 Millionen Euro in einen Tunnel investieren, den Hochseeschiffe durchqueren können. Weltweit gibt es keine vergleichbare unterirdische Verbindung. Doch es gibt Kritik.  

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So oder so ähnlich soll die Einfahrt in den Schiff-Tunnel einmal aussehen. Foto: FotomontageN: Norwegisches Küstenamt
Einen 1,7 Kilometer langen Tunnel für Hochseeschiffe will Norwegen durch eine Halbinsel sprengen. Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Transportplan steht der Staat voll für die Finanzierung. Eine Maut wird nicht erhoben. Seit Mittwoch ist es offiziell: Norwegens Regierung wird einen Riesentunnel für Hochseeschiffe voll finanzieren.

Ein Graus für Kapitäne

Das Meer um die lange, westnorwegische Halbinsel Stadlandet ist Kapitänen stets ein Graus gewesen. Viele Untiefen, stürmisches Wetter und starker Wellengang verlangt ihnen schon seit Jahrhunderten viel Können ab. Immer wieder gingen Schiffe unter, unzähligen Seemännern wurde der Küstenabschnitt zum feuchten Grab. 2003 entging die voll mit Touristen besetzte MS Midnatsol (MS-Mitternachtssonne) von der Hurtigruten-Linie nur knapp einer Katastrophe.

Nun soll Abhilfe geschaffen werden. Die Schiffe sollen in Zukunft einen unterirdischen Riesentunnel durch die Halbinsel nehmen, statt sie, wie bisher, zu umschiffen. Norwegens Regierung hat dafür in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Transportplan 2,7 Milliarden Kronen veranschlagt. Damit wird der erste Tunnel der Welt für Hochseeschiffe voll vom Staat finanziert.

Der Bau wird frühestens 2019 losgehen. "Wahrscheinlicher ist aber 2020 oder 2021", sagt Projektchef Terje Andreassen vom norwegischen Küstenamt. Der Tunnel soll 1,7 Kilometer lang, 26,5 Meter breit, zwölf Meter tief und 37 Meter hoch werden. Zwei Milliarden Kronen (239 Millionen Euro) soll das Projekt kosten. Sogar Frachtschiffen und Kreuzfahrtschiffen wie der MS-Midnatsol mit ihren 16 000 Bruttoregistertonnen soll der Tunnel genügend Platz für die Durchfahrt bieten.

Einen gewöhnlichen Kanal durch die Halbinsel unter freiem Himmel zu graben, ist wegen der massiven Berge nicht möglich. Beim Tunnelbau müssen beide ins Meer mündenden Enden des Tunnels bis zur Fertigstellung wasserdicht versiegelt werden. Statt zu graben, muss vor allem gebohrt und gesprengt werden. Der Bau wird drei bis vier Jahre dauern.

"Die Schiffe werden bei gutem Wetter genauso lange für die Tunneldurchquerung brauchen wie bei einer Umschiffung. Zeitersparnisse bringt der Tunnel da nicht", sagt Projektchef Andreassen.

Es gehe aber vor allem darum, den Schiffsverkehr dort sicherer zu machen und auch bei schlechtem Wetter passieren zu können. Der Tunnel werde auch ein Touristenziel von Weltklasse sein und die regionale Wirtschaft fördern, sagt Björn Lödemel von der bürgerlichen Regierung in Oslo.

Laut Ingenieur dauert die Fahrt länger als die bisherige Route

Kritik am teuren Projekt gibt es nur wenig. Seesicherheitsexperte Jan Holten warnt im norwegischen Rundfunk NRK davor, dass die Brandgefahr im Tunnel nicht ausreichend berücksichtigt wird. "Wie sollen die Menschen da evakuiert werden?", fragt er. Laut Andreassen ist die Gefahr für einen Brand jedoch schwindend gering.

Kritik kommt allerdings auch von der Technischen Universität in Trondheim. "Eigentlich macht der Tunnel für Schiffe keinen ökonomischen Sinn", sagt Knut Samset. Der Professor für Bauingenieurwissenschaften berichtet von mehr als elf Gutachten, die in der Vergangenheit zu diesem Ergebnis gelangten. Es sei eher eine politische Entscheidung.

Die Region habe sich sehr für den Bau eingesetzt und sich letztlich durchgesetzt. "Früher, als die Schiffe kleiner waren und schlechter ausgerüstet, war die Gefahr groß", findet Samset. "Aber heutzutage ist vor allem für größere, moderne Schiffe kaum ein Vorteil auszumachen. Die Passage durch den Tunnel wird sogar länger dauern, als die derzeitige Route um die Halbinsel herum."

Doch ansonsten ist die Zuversicht für den Tunnel groß in Norwegen. Etwas mehr Sicherheit und Pünktlichkeit sind im dank seiner enormen Ölvorkommen reichen Norwegen Grund genug, um viel Geld auszugeben. Dies, obwohl sich das Land derzeit wegen der fallenden Ölpreise große Sorgen macht. Norwegen hat schließlich auch seinen Ruf als weltweit führende Tunnelbaunation zu verteidigen.

Im bergigen, dünn besiedelten Land gibt es unzählige Tunnel. So ist der westnorwegische Lärdalstunnel mit 24,5 Kilometern der längste Straßentunnel der Welt und eigentlich reiner Luxus. Er dient vor allem der entlegenen Kommune Aurland mit 1738 Einwohnern und dem Ort Lärdalsöyri mit 1118 Einwohnern als wichtige Verbindung, wenn die Gegend im Winter durch Schneefall von der Außenwelt abgeschnitten ist. Früher mussten die Bewohner eine Fähre nutzen. Das dauerte etwas länger.

Ressort: Panorama

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