Interview
"Noch so ’ne Fasnet wäre der Genickbruch"
Die zweite Fasnacht im Schatten der Pandemie steht an. Zwei Obernarren aus Freiburg und Bonndorf sprechen im Interview über digitale Alternativen und die Folgen der Pandemie auf die närrische Tradition.
Mi, 23. Feb 2022, 22:04 Uhr
Südwest
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BZ: Herr Stasch, Herr Podeswa, spüren Sie so etwas wie Vorfreude auf die zweite Corona-Fasnacht?
Stasch: Bei mir kribbelt es seit Wochen.
Podeswa: Ein bisschen schon, weil man ja jetzt auch mehr machen kann als letztes Jahr.
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BZ: Vergangenen Freitag hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann grünes Licht für Fasnachtsumzüge gegeben, die er noch am Vortag ausgeschlossen hatte. Hat dieses überraschende Angebot Ihre Planungen noch beeinflusst?
Podeswa: Erlaubt sind Umzüge ja nach wie vor nur in einem abgesperrten Bereich. Wer will das kontrollieren? Das kannst du vergessen.
Stasch: Ganz ehrlich, ich halte diese kurzfristige Öffnung für einen unfairen Move des Ministerpräsidenten. Für einen Umzug benötige ich Vorlaufzeit. Wir planen jetzt schon für 2023 und 2024.
Clemens Podeswa, 55, ist Narrenvater der Pflumeschluckerzunft in Bonndorf.
BZ: Zu Kretschmanns Ehrenrettung muss man sagen, dass er den Kurvenverlauf von Omikron erstmal abwarten musste.
Stasch: Man hätte mit den Narren-Hochburgen und Verbänden im Vorfeld viel mehr in Szenarien arbeiten können. Vom Land und vom Regierungspräsidium hätte ich mir mehr Vertrauen ins uns erhofft. Wir hätten gerne mehr geboten.
BZ: Nun bieten Sie, Herr Stasch, täglich eine digitale Veranstaltung an. Macht das Spaß?
Stasch: Das ist zwar kein Ersatz, aber besser als eine Absage. Im nächsten Jahr wollen wir wieder durchstarten und haben wahrscheinlich die große Ehre, das Zähringer Treffen austragen zu dürfen. Noch so ’ne Fasnet wäre der Genickbruch, auch finanziell.
BZ: In Bonndorf starten die Narren schon in diesem Jahr ziemlich durch.
Podeswa: Am Schmutzigen Dunschtig werden wir rund ums Rathaus ein Festareal einrichten. Der Bereich wird abgesperrt, Zutritt haben nur geimpfte oder genesene Hästräger. Wir haben eine Security beauftragt, die uns eine Stange Geld kostet, aber zur Kontrolle braucht es das.
BZ: Rings um Bonndorf wird wenig los sein. Befürchten Sie einen Ansturm?
Podeswa: Ja, darum haben wir die Personenzahl auf 600 begrenzt. Normalerweise kommen am Schmutzigen Dunschtig 2000 Zuschauer zu uns.
BZ: Schaut der Freiburger Narr neidisch auf Bonndorf?
Stasch: Im Gegenteil, ich freue mich total, wenn das klappt. Aber mit unserer großen Bühne und den 1500 Hästrägern würde das nicht funktionieren. Aber natürlich ist es auch unser Ansinnen, Brauchtum auf die Straße zu bringen. Wir sind eine Studentenstadt, da hat nicht jeder Fasnacht mit der Muttermilch aufgesogen.
BZ: Das Problem kennt Bonndorf nicht, dort feiert man quasi von Geburt an Fasnacht. Haben Sie trotzdem die Sorge, dass durch Corona eine verlorene Narren-Generation entsteht?
Podeswa: Ja klar, es gibt jetzt schon Kinder, die noch keine Kindergartenfasnacht erlebt haben.
BZ: Die Lörracher Narren weichen in diesem Jahr auf den Sommer aus. War diese Option bei Ihnen auch ein Thema?
Podeswa: Fasnacht findet zwischen dem 6. Januar und Aschermittwoch statt.
Stasch: Die Vorstellung ist genauso abwegig, wie im Sommer auf dem Rathausplatz einen Glühwein zu genießen.
BZ: Dürfte ich Sie zum Abschluss um ein Narrensprüchle bitten?
Podeswa: Z’Bonndorf i de Brunnestroß, do wohnt en dicke Beck. Der hängt de Arsch zum Fenschter nus, man meint, des wär’ en Weck’. Des isch kei Weck, des isch kei Weck, des isch de Arsch vom Joschte Beck. Narri!
BZ: Können Sie mithalten, Herr Stasch?
Stasch (lacht): Mit dem Clemens mithalten, wird schwierig. Wir haben keinen Narrenspruch in der Art. Aber wir haben ein Fasnachtsmotto: Ist die Welt auch auf den Kopf gestellt, der Narr stets seinen Humor behält.
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