Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam – die Regeln der Vinzentinerinnen sind seit 400 Jahren unverändert. Ein Besuch im Malteserschloss in Heitersheim.
Der neue Tag beginnt so, wie alle Tage hinter den Mauern des ehemaligen Schlosses Heitersheim seit mehr als hundert Jahren beginnen, mit dem Morgengebet der "Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul". Es ist kurz nach halb sieben. Zur Laudes und der Frühmesse kommen 35 Schwestern in die neobarocke Saalkirche. Platz böte sie für die vierfache Zahl. Das Knarren der Holzbänke ist das einzige Geräusch, das zu hören ist, neben leisem Räuspern und Hüsteln der Schwestern. 20 weitere sitzen oben auf einer Empore. Viele wirken gebrechlich, zwei brauchen einen Rollstuhl. Eine Holzbalustrade versperrt ihnen die Sicht auf den Altar. Dafür können sie auf zwei großen Flachbildschirmen verfolgen, wie der Hausgeistliche die Messe zelebriert.
Hier in der Schlosskirche scheint es, als ob jede Unruhe, jede Störung an ihren Mauern abprallen müsste. Es ist ein Ort zum Durchatmen, zum Einschwingen auf einen eigenen Rhythmus des Lebens, ein Ort, um die Seele zu lüften. Wer sich auf die Abläufe im klösterlichen Leben einlässt, der spürt auch: Es geht nicht darum, ständig etwas tun oder leisten zu müssen. Es genügt, ...