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Nicht nur meckern, sondern machen

IM GESPRÄCH: Die Wahlperiode des alten Jugendgemeinderates geht zu Ende / Die JuZ sprach mit drei Jugendlichen, die aktiv waren.  

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WALDKIRCH. Vor etwas mehr als einem Monat beschäftigten sich viele noch mit der Bundestagswahl, welche auch noch in diesen Tagen ein Hauptbestandteil der Print- sowie der TV-Medien ist. Mitte November heißt es jedoch wieder einmal "deine Stimme zählt": Diesmal für die Waldkircher Schüler und Azubis zwischen 12 und 18 Jahren. Ein neuer Jugendgemeinderat wird gewählt. Doch was geschah eigentlich in der vergangenen Legislaturperiode? Darüber sprach die JuZ mit Türkan Arslan, Franziska Ringwald und Matthias Rebholz.

Der Jugendgemeinderat Waldkirch (JGR) ist eine Art Jugendparlament mit 16 Vertretern aus den verschiedenen Schulen in Waldkirch und dessen Ortsteilen Buchholz und Kollnau. Er soll für die Jugendlichen ein Ansprechpartner sein und in der Kommunalpolitik Waldkirch die Interessen der jungen Leute vertreten. Sein Sitz ist im Roten Haus in der Emmendinger Straße. Sitzungen des JGR finden jeden ersten Mittwoch im Monat statt. Zu Anträgen an den Gemeinderat oder anderen Aktionen werden einzelne Arbeitsgruppen eingerichtet, um sich intensiver damit auseinander zu setzen.

In den vergangenen drei Jahren hat der Jugendgemeinderat einiges getan und gezeigt, dass sich die Jugend durchaus für ihre Wünsche und Interessen engagieren kann und dabei auch Themen aufgegriffen, die durchaus auch die ganze Stadt neugierig gemacht haben.

"Anfangs haben wir über AIDS informiert und dazu auch einen Stand auf dem Marktplatz aufgebaut", erzählt Matthias Rebholz, der auch Mitglied der Arbeitsgruppe "Nazi-Bilder" war und in Buchholz lebt. Weitere Erlebnisse zu Beginn der Legislaturperiode dieses Jugendgemeinderats waren zum Beispiel ein Treffen mit dem Ortsseniorenrat. Außerdem diskutierten die Mitglieder des JGR mit Austauschschülern aus Japan und Spanien über die Möglichkeiten der politischen Mitbestimmung der Jugendlichen in ihrem Land. "Bei denen gibt’s so was wie einen Jugendgemeinderat überhaupt nicht", wusste die 17-jährige Waldkircherin Franziska Ringwald zu erzählen.

Durch eine Podiumsdiskussion über das Thema "Was können Jugendliche tun?" im Haus der Jugend in Kollnau erfuhren viele Erwachsene und Teenies erst, dass es in Waldkirch etliche Angebote und Möglichkeiten für Jugendliche gibt, sich aktiv am Geschehen in der Stadt zu beteiligen.

Türkan Arslan, Vorsitzende des noch agierenden JGR, sagte, dass die Bildungsfahrt nach Stuttgart in den Landtag und das dortige Treffen mit der SPD-Landtagsabgeordneten Marianne Wonnay, einen sehr reizvollen und informativen Ausflug darstellte. "Es war spannend, einmal einen Tag im baden-württembergischen Landtag mitzuerleben", kommentierte die 19-jährige Waldkircherin die Bildungsfahrt nach Stuttgart.

Eine weitere gelungene Arbeit des JGR war sicherlich auch der Antrag an die Nahverkehrskommission. Er beinhaltete die Einführung eines Nachtbusses vom Freiburger Hauptbahnhof nach Waldkirch. Dieser stellt inzwischen für die Waldkircher Jugend die Gelegenheit dar, am Wochenende bis nach zwei Uhr in Freiburg verweilen zu können und trotzdem sicher und bequem und vor allem ohne teuere Taxikosten wieder zurück nach Waldkirch zu gelangen. Unterstützung erhielt der JGR hier aus dem AJZ in Kollnau, ebenfalls eine Einrichtung für Jugendliche, die auch von Jugendlichen geleitet und verwaltet wird.

Natürlich musste sich der JGR auch mit dem (erwachsenen) Gemeinderat auseinandersetzen. Die JGR-Mitglieder stellten zwei Anträge an den städtischen Rat. Einer davon nahm über ein Jahr intensive Arbeit in Anspruch: Der Antrag zu den "Nazi-Bildern", welche im Treppenhaus des Waldkircher Rathauses an die Wände gemalt sind. Dieser Antrag wurde auch in den Zeitungen und sogar im Radio angesprochen und löste unter der Waldkircher Bevölkerung eine Diskussion über diesen Antrag aus. Diese Bilder stammen aus der Zeit des Nationalsozialismus und waren somit nicht nur dem JGR, sondern auch der Geschichts-AG des Geschwister Scholl Gymnasiums Waldkirch ein Dorn im Auge. Sie wollten, dass die Bilder aus dem Rathaus entfernt werden. Der Antrag wurde jedoch vom Stadtrat abgelehnt. Matthias Rebholz, Mitglied der Arbeitsgruppe "Nazi-Bilder", war enttäuscht, sah jedoch ein, dass es eine demokratische Entscheidung war und deshalb akzeptiert werden müsse. Franziska Ringwald zeigte aber auch, dass durch den Antrag etwas bewirkt wurde: "Die Tatsache, dass es solche Bilder im Rathaus gibt, wurde erst durch uns überhaupt erst wieder ins Gespräch gebracht." Während dieser Zeit lernten die Mitglieder des JGR auch den richtigen Umgang mit den Stadträten. "Wir haben gelernt, wie man auf einer solchen politischen Ebene richtig miteinander umgeht", resümiert Matthias Rebholz. "Es ist hart, nach solcher Arbeit demokratisch zu scheitern, aber wir haben aus dieser Zeit sehr viel mitgenommen", so der 19-jährige Buchholzer weiter. An der Arbeit der Kommission, die sich mit der Überarbeitung der Erläuterungstexte zu den Nazibildern beschäftigen soll und für die die CDU, Freien Wähler und die Offene Liste im Gemeinderat Mitglieder benannt haben, will sich der Jugendgemeinderat nun nicht weiter beteiligen. Dies beschloss der JGR auf seiner letzten Sitzung. Die Enttäuschung sitzt eben doch tief.

Für die Zukunft wünschen sich alle drei Mitglieder des JGR, dass sich Jugendliche mehr engagieren und dass der JGR vielleicht doch ein bisschen mehr Macht in der Kommunalpolitik bekommt. Außerdem haben sie in dieser Zeit im JGR auch vieles gelernt und wollen das auch an die künftigen Mitglieder weitergeben.

Ressort: Zisch

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