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Nein, es tut mir nicht leid

GASTBEITRAG VON ANDREA LIENHART (FREIBURG) über die Unart, sich zu oft zu entschuldigen.  

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Foto: Zeichnung: Andrea lienhart

Fehler sind menschlich. Wo sie geschehen sind, wirkt eine aufrichtige, von Herzen kommende Bitte um Verzeihung Wunder, sie drückt Respekt und Wertschätzung aus. Vorausgesetzt, die Entschuldigung ist aufrichtig und freundlich. Denn ein halbherziges Sorry ist nicht überzeugend und bewirkt daher auch nichts.

Am besten sollte eine Entschuldigung von Angesicht zu Angesicht erfolgen, nicht zwischen Tür und Angel und nur in Ausnahmefällen auf schriftlichem Wege: Ein aufrichtiger Blick und der passende Tonfall verleihen einer Entschuldigung deutlich mehr Gewicht als geschriebene Worte. Was geschehen ist, ist geschehen und sollte weder heruntergespielt werden noch auf Andere oder auf unglückliche Umstände geschoben werden. Stattdessen braucht es ein klares und deutliches Eingeständnis des eigenen Fehlers.

Entschuldigungen sind manchmal aber auch fehl am Platz. Zum Beispiel während einer Diskussion: "Es tut mir leid, aber hier muss ich Ihnen widersprechen" oder "Entschuldigung, das ist nur meine Meinung...". Mit solchen falschen Entschuldigungen machen wir uns unnötig klein.

Entschuldigungen setzen voraus, dass wir tatsächlich einen Fehler zu verantworten und Schuld auf uns geladen haben. Daher heißen sie so. Wenn sie jedoch zu einem automatischen Verhaltensmuster geworden sind, bringen sie eine Situation in Schieflage und führen lediglich dazu, dass wir als unsicher und inkompetent wahrgenommen werden. Zum Beispiel: Eine Führungskraft muss mehreren Mitarbeitern kündigen. Ihr selbst widerstrebt diese Maßnahme zwar, doch sie ist betriebsbedingt zwingend erforderlich und sie hat keine andere Wahl. In solch einer Situation wird die Führungskraft nicht um Verzeihung bitten. Das wäre sogar ein Zeichen von Schwäche. Sie wird die Maßnahme jedoch gut erklären müssen und sie wird Mitgefühl zeigen.

Wenn uns jemand eine Entschuldigung abverlangt, obwohl wir uns keines Fehlverhaltens bewusst sind, ist es unangebracht, um des lieben Friedens willen nachzugeben; eine eingeforderte Entschuldigung kann zudem niemals authentisch sein. Auch für Gefühle müssen wir uns nicht entschuldigen. Gefühle sind nicht richtig oder falsch, sondern angenehm oder unangenehm. Zum Beispiel: Wir sind an einem neuen Arbeitsplatz, brauchen noch viel Anleitung und fühlen uns manchmal richtig überfordert. Auch diese Situation (wer kennt sie nicht?) verlangt nicht nach Entschuldigungen – denn von Schuld kann auch hier keine Rede sein.

ZUR PERSON: Andrea lienhart

Die Autorin Andrea Lienhart lebt in Freiburg und arbeitet als Managementtrainerin und Coach in namhaften Unternehmen. Ihr aktuelles Buch "Souveräner Umgang mit schwierigen Zeitgenossen" ist im Haufeverlag erschienen.

Ressort: Beruf & Karriere

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 06. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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