Nachrichten statt Lieblings-Soap
Jugendliche in den USA reagieren mit Ernst und Nachdenklichkeit auf den Terroranschlag vom 11. September.
Melissa Dawn Oldaker, 18 Jahre, aus Huntington & USA
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"Ich bin froh darüber, wie die Tragödie unser Land geeint hat," sagt Highschool-Senior Jessica Hoskins, 17 Jahre, "ganz besonders die jungen Leute erleben ein Gefühl des Patriotismus, das wir so bislang noch nicht wirklich kannten." Und jeden Tag lässt sich das seither auch im Highschool-Alltag in West Virginia beobachten: "Wir sind alle still und respektvoll während des ,pledge of allegiance', dem Treueeid auf die Flagge - und zum allerersten Mal hat es für uns eine echte Bedeutung diese Worte (siehe nebenstehender Artikel) zu sagen."
"Ich hatte gerade Unterricht, als das alles passierte," erzählt John Allan, 18 Jahre alt und Freshman an der Marshall University in Huntington. "erst eine ganze Weile später ging ich zum Studentensekretariat, um einige Kopien zu machen. Dort sah ich dann eine riesige Menge um einen Fernseher versammelt - und auf dem Bildschirm war New York zu sehen, komplett eingehüllt in Rauchwolken." Zuerst dachte John, New York brennt, dann erfuhr, was tatsächlich geschehen war: "Ich war in einem Schock. Ich konnte kaum glauben, dass all das geschehen war, während wir einfach in unseren Seminaren saßen und keine Ahnung hatten."
Heute ist es vor allem die Möglichkeit eines bevorstehenden Krieges, die alle jungen Menschen ganz besonders berührt. Tatsächlich trennt die Vision kriegerischer Aktionen die Jugend in zwei völlig unterschiedliche Lager. Während die eine Hälfte der jungen Leute gerne unter den Ersten wäre, die sich freiwillig zum Dienst an der Waffe melden, lehnt die andere Hälfte die Option auf einen Krieg ganz entschieden ab.
"Nach den Gesetzen der meisten zivilisierten Staaten, gilt es als Verbrechen, Verbrecher zu unterstützen", verteidigt der 18-jährige Luke Bassett die Gruppe der Kriegsbefürworter, "Staaten, die Terroristen beherbergen, müssen einsehen, dass das nicht rechtens ist. Und die Staaten, die das nicht einsehen, müssen bestraft werden." Anders als Freshman Luke von der Emory University argumentiert John Allan: "Wenn das überhaupt noch möglich ist, müssen wir die Verantwortlichen daran hindern, einen Krieg zu beginnen. Es ist auch nicht rechtens, Unschuldige zu bestrafen. Also müssen wir die Täter isolieren und der Justiz zuführen. Das ist es, was wir tun müssen."
"Die Zukunft ist nicht mehr so klar umrissen wie bislang. Es können Sachen passieren, die man nie für möglich gehalten hätte." Suzi Skeens, 18 Jahre
Die drohende Kriegsgefahr hat die Jugendlichen innehalten lassen. Man denkt darüber nach, wie ernst das alles ist. Und die Mehrzahl der Jugendlichen schaltet seit dem 11. September den Fernseher an, um auf dem Nachrichtensender CNN die aktuellsten Nachrichten zu verfolgen, anstatt ihrer Lieblings-Sitcoms auf NBC. Das schreckliche Wort "Krieg" ist etwas, das diese junge Generation bislang nur vom Hörensagen kennt - und die Aussicht darauf, Krieg erleben zu müssen, ist ganz einfach schockierend. Aber trotz der Ereignisse am 11. September scheinen sich die meisten noch immer sicher in den USA zu fühlen. "Ich glaube, dass ich hier in Sicherheit bin", bestätigt Jessica Hoskins, "obwohl ich es für möglich halte, dass sich eine ähnliche Tragödie wiederholen könnte. Aber ich mache mir da keine Sorgen, ich weiß schließlich, dass sich die Regierung bemüht, das zu verhindern." Und obwohl das der erste Angriff auf die USA ist, den die heutige Jugend hier miterlebt hat, sieht es ganz so aus, als hätte sich an ihrer Zukunftserwartung nur wenig geändert.
Dennoch: das Gefühl der Unangreifbarkeit, von dem bislang jeder auszugehen schien, ist verblasst, die Menschen halten inne. "Die Zukunft ist nicht mehr so klar umrissen wie bislang und es können Sachen passieren, die man nie für möglich gehalten hätte", meint Suzi Skeens, 18 Jahre, Studentin an der Marshall University. In den vergangenen zwei Wochen kam keiner umhin, nachzudenken. Und es bleibt dieses anhaltende Gefühl: das alles kann doch nicht wahr sein. Überall wird der Vergleich bemüht von dem Kinofilm, der auf allen Kanälen immer wieder wiederholt wird. Oder von dem Albtraum, der einen anfällt. Aber das alles ist echt. Und wenn man am Morgen aufwacht, ist das alles immer noch da.
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