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Musikalische Verneigung: Concertino dankt Common

Juliana Eiland-Jung
  • Di, 15. Oktober 2024
    Offenburg

     

Ehre, wem Ehre gebührt: Das Concertino Offenburg hat sein Herbstkonzert Edgar Common gewidmet, der mehr als drei Jahrzehnte als Chef des Kulturbüros ein in der Szene hoch geschätzter Motor des Offenburger Kulturbetriebs war.

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Dieter Baran, der seit 39 Jahren das Concertino leitet, dankte Edgar Common für die Unterstützung „auch in schwierigen Zeiten“. Foto: Juliana Eiland-Jung
Das Herbstkonzert des Concertino Offenburg war mit "Danke – Edgar Common" überschrieben. Eigens für den scheidenden, langjährigen Leiter des Offenburger Kulturbüros erklang eine Jazz-Improvisation des Leipziger Pianisten und Komponisten Stephan König.

Diese war ganz nach dem Geschmack des Mannes, der nach 31 Jahren Ende des Monats in den Ruhestand geht. Seit einem Jahr schon ist seine Nachfolgerin Antje Haury im Amt, immer wieder heiß es deshalb in den letzten Monaten von Edgar Common, wenn er eine Veranstaltung moderierte: "Heute stehe ich hier zum letzten Mal…".

Diesmal war Common allerdings nur als Zuhörer dabei, und das sicher nicht zum letzten Mal. Die Dankesworte von Dieter Baran für die jahrzehntelange Unterstützung des Concertino "auch in schwierigen Zeiten" kamen von Herzen. Dass der zweite Teil des Konzerts mit einem Werk von György Ligeti und dem Gastspiel von Stephan König aus Leipzig Commons Liebe zur zeitgenössischen Musik und zum Jazz spiegelte, war eine gelungene Hommage an den Freund und Förderer.

Wie immer erwies sich Barans Programmgestaltung als Glücksgriff, denn allzu leicht hätte aus einer Hommage eine Art vorauseilender Nachruf werden können. Dieser Gedanke kommt bei Stephan König nicht auf – schon allein deshalb, weil sich dessen Stil überhaupt nicht einordnen lässt. Klassisches und Jazziges fließt ineinander, eine gewisse Vorliebe für den Sound des amerikanischen Jazz der 1960er und 70er Jahre kann man in seiner "Ballade für Klavier und Kammerorchester" aus dem Jahr 2010 festhalten, aber König geht so kreativ und in den Solopassagen auch spontan mit seinen Inspirationen um, dass eine Einordnung fast schon unangemessen wirkt. Dass ein Jazzer überhaupt für Kammerorchester komponiert und dass sich das Concertino Offenburg auf dieses Werk so einlassen kann, gereicht beiden zur Ehre. Romantisch, minimalistisch, swingend, sirrend, rockig, meditativ – es ist alles drin in diesem Werk. Stephan König ist dabei kein prahlender Tausendsassa am Flügel und auch keiner der (im zeitgenössischen Jazz durchaus verbreiteten) Nur-Für-Sich-Improvisierer, sondern ein Pianist, der das Ensemblespiel schätzt und beherrscht und das Publikum in den solistischen Passagen auf seine phantasievollen Ausflüge mitnimmt. Diese Ausflüge führen ihn in der Edgar Common gewidmeten Zugabe durch die Musikgeschichte von Bach bis Miles Davis, ein Musikzitate-Wimmelbild, das dennoch zu einem Ganzen verschmilzt und beim Geehrten ein spontanes Bravo, beim Publikum Beifallsstürme auslöst.

Begonnen hatte das Konzert mit Max Bruchs erstem Violinkonzert, das zur Entstehungszeit um 1870 so erfolgreich war, dass sogar der Komponist dessen überdrüssig wurde. Wenn der 1920 verstorbene Komponist wüsste, dass es bis heute sein meistgespieltes Werk ist?! Beim Concertino spielt Franziska Baran, 1996 geborene Tochter von Dieter Baran, den virtuosen Solopart auf der Violine, kraftvoll, souverän und einfühlsam.

Das aus Amateuren und Profi-Musikern zusammengesetzte Concertino-Orchester erwies sich hier wie auch beim Concert Românesc von Ligeti – mit Agnieszka Mastalerz als Solistin an der Ersten Geige – als spielfreudig und agil. Dieter Baran leitet wie immer geschmeidig und präzise. Ein großartiges Konzert mit vielen Höhepunkten. Das Publikum applaudierte minutenlang.

Ressort: Offenburg

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