Musikalische Reise zum Balkan und zurück
Die Freiburger Band Äl Jawala macht Tradition clubtauglich / Von Auftritten in der Freiburger Fußgängerzone bis zum Gig auf dem Zeltmusikfestival.
Kathrin Hagemann & Mohini Mattis
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Samstag Mittag in der Fußgängerzone: man versucht, sich einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Touristen und Eilige, Familien mit Kindern und alte Ehepaare, Eistüten und Einkaufstüten, und von jeder Straßenecke weht dem Vorbeigehenden andere Musik entgegen. Die russische Folkloretanzgruppe und den Rastaman mit seiner Gitarre hat man schon hinter sich gelassen – da versperrt eine besonders große Menschentraube den Weg. Aus ihrer Mitte tönt ein noch nie gehörtes Gemisch aus Saxofonmelodie, Didgeridoobrummen, verschiedensten Percussionklängen…
Seit dem Jahr 2000 bereichern Äl Jawala deutsche, schweizerische und französische Innenstädte mit ihrer Musik. Nach und nach kamen dann immer mehr Engagements auf privaten Veranstaltungen dazu und schließlich stand das erste öffentliche Konzert in Freiburg an: "Das war schon ein großer Einschnitt in unserer Geschichte", erzählt Percussionist Markus. "Wir dachten, wir spielen vor zwanzig Leuten – und dann kommen wir hin und die Schlange ging bis vor die Tür."
Der Sound von Äl Jawala hatte sich herumgesprochen. Seitdem tourt das Quintett regelmäßig, spielt auf Festivals und gibt Konzerte. In Freiburg füllten sie letztes Jahr unter anderem das Jazzhaus – trotz ihrer bis heute raren Medienpräsenz in der Stadt, die sie selbst als ihre Heimat bezeichnen. Dieses Jahr werden die fünf zusammen nach Rumänien reisen und erstmals in dem Land auftreten, aus dem die Musik kommt, die sie inspiriert hat. "Darauf freuen wir uns riesig", sagt Markus. "Und wir sind gespannt, wie unsere Musik ankommt – einige von unseren Melodien gehören dort ja zu den traditionellen Liedern, die kennt jeder!"
Neben den zahlreichen Bühnenauftritten und mittlerweile drei CD-Releases machen Äl Jawala noch immer regelmäßig Straßenmusik, die ihre "große Liebe ist und bleibt". "Die Straße ist doch die schönste Bühne, die man sich vorstellen kann!", schwärmt Steffi. "Auf der Straße kann man direkten Kontakt zum Publikum haben, und dort erreichen wir auch Leute, die nicht von sich aus zu einem Konzert kommen würden." Das ganz große Business ist also nicht ihr Ziel, auch wenn die fünf natürlich von der Musik leben wollen. "Aber es hat sich ja alles eher zufällig ergeben", erzählen Steffi und Markus. "Wir haben die Band nicht auf dem Reißbrett entworfen. Wir waren befreundet, haben gemeinsam gejammt, und dann hat sich Äl Jawala eben entwickelt und wurde immer wichtiger für uns…"
Das nächste Mal wird Äl Jawala in Freiburg am 15. Juli auf dem ZMF zu sehen sein – doch nicht allein, sondern mit einigen Überraschungsgästen im Schlepptau. Denn so wie der Stil der Band erst durch die Kombination von bereits bestehenden Melodien und Rhythmen entstehen konnte, so entwickelt er sich durch die Kooperation mit anderen Musikern ständig weiter. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: ob Kammerorchester oder elektronischer Remix, Äl Jawala scheinen offen für fast alles. Für ihren Auftritt beim "Gipfel du Jazz" im September werden sie den international bekannten DJ Shantel erstmals nach Freiburg bringen. Dass niemand das vor ihnen versucht hat, wundert sie: ein bisschen mehr Experimentierfreudigkeit, finden sie, könnte dieser Stadt, so sehr sie sie schätzen, gut tun. Wie bereichernd Experimente sein können, beweisen sie selbst… allein durch ihre Musik.
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