Kommentar
Mit Jogginghose in der Schule
Ivan Zovko, 21 Jahre, ist derzeit Praktikant in der Zisch-Redaktion der Badischen Zeitung. Er wollte das Jogginghosenverbot von Sandra Viehringer, der Rektorin der Schwieberdinger Gesamtschule, nicht unkommentiert lassen.
Ivan Zovko
Di, 17. Nov 2015, 11:31 Uhr
Neues für Schüler
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Liebe Frau Viehringer, da Sie tatsächlich der festen Überzeugung sind, dass die Schule Kinder und Jugendliche auf das spätere Berufsleben vorbereitet, muss ich Sie leider enttäuschen. Viele Berufstätige wissen, dass dies nicht der Fall ist. Klar braucht man im späteren Berufsleben, je nachdem welchen Weg man einschlägt, Kenntnisse, die man sich auch in der Schule angeeignet hat, aber ich glaube kaum, dass beispielsweise ein Kindergärtner irgendwann mal den Tangens berechnen oder eine Gleichung auflösen muss.
Aber das ist ja eine ganz andere Diskussion. Ihnen geht es ja primär um das Tragen der Jogginghose während der Schulzeit. Ich kann verstehen, dass Sie denken, wenn ein Schüler eine Jogginghose trägt oder sich leger kleidet, damit eine bestimmte Haltung an den Tag legt. Dies kann als eine Art Respektlosigkeit empfunden werden. Die Sache ist nur die, dass es in den meisten Fällen nicht so ist. Ich kann zwar nicht für alle Schüler sprechen, aber ich kann Ihnen versichern, dass eine Jogginghose schon seit Jahren eines der angesehensten Modestücke ist.
Es ist ein Trend der Jugend, der mittlerweile seinen Höhepunkt erreicht hat. Wenn Sie beispielsweise durch die Freiburger oder Stuttgarter Innenstadt laufen, haben viele Jugendliche eine Jogginghose an. Auch auf den Fashion Weeks werden Jogginghosen, die über 1400 Euro kosten, präsentiert.
Ich gehe mal davon aus, dass Sie Ihren Schülern beibringen wollen, jeden Menschen zu respektieren, egal ob schwarz, weiß, hetero- oder homosexuell, Mann, Frau, jüdisch, muslimisch oder christlich. Jeder Mensch sollte seinem Gegenüber ohne Vorurteile begegnen.
Wenn Sie als Rektorin Schülern in Jogginghose schon mit Vorurteilen begegnen, geben Sie – so finde ich – kein gutes Vorbild ab. Vermutlich finden Sie persönlich eine Jogginghose nicht grade stylisch oder passend, was ja auch Ihr gutes Recht ist, aber Sie können Ihren Schülern nicht vorschreiben, was sie tragen sollen.
Klar gibt es Ausnahmen: Wenn eine Siebtklässlerin mit Hot Pants, bauchfreiem Top und High Heels in die Schule kommt, halte ich das auch nicht für angemessen.
Ich finde, dass Sie sich als Rektorin definitiv über andere Dinge sorgen sollten, als dass der ein oder andere Schüler eine Jogginghose trägt. Solange Sie sich im Unterricht angemessen verhalten, pünktlich erscheinen und gute Noten schreiben, ist ja eigentlich alles in bester Ordnung.
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