Zeitung in der Schule

"Mit ihnen ist man besonders einfühlsam": Alltag einer Narkoseschwester des Unfallkrankenhauses Berlin

Menschen, die in medizinischen Berufen arbeiten, werden körperlich und geistig stark sehr gefordert. Die Narkoseschwester Sabine Gundlach erzählt von ihrem Alltag.  

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Sabine Gundlach ist Anästhesieschwester im Unfallkrankenhaus in Berlin und arbeitet oft auf Intensivstationen wie dieser. Foto: Fabian Strauch (dpa)
Zisch: Du arbeitest als Krankenschwester. In welcher Klinik arbeitest du?
Gundlach: Ich arbeite im Unfallkrankenhaus Berlin, seit 25 Jahren. Vorher war ich in Kaulsdorf im Krankenhaus.

Zisch: Warum wolltest du denn Krankenschwester werden?
Gundlach: Mir war klar, dass ich keinen Schreibtischjob machen möchte. Ich wollte immer mit Menschen zusammenarbeiten. Medizin und der menschliche Körper, das hat mich interessiert, und da habe ich mich für den Beruf der Krankenschwester entschieden. Ich wusste gar nicht, was auf mich zukam, denn ich habe vorher nie im Krankenhaus gearbeitet. Und ich war dann doch ganz schön erstaunt, was man so alles machen muss. Im ersten Ausbildungsjahr konnte man ja noch nichts, da mussten wir ganz viel putzen, Staubwischen, Fußböden wischen, Essen austeilen und erst mal ein paar Hilfsarbeiten ausführen. Das andere mussten wir ja alles erst mal lernen. Wir hatten immer drei Wochen praktische Arbeit im Krankenhaus und drei Wochen Schule, bei der wir dann die Theorie durchgenommen haben.

Zisch: Wie hast du angefangen?
Gundlach: Als ich anfing, hat man ein Fachschulstudium absolviert und man musste sich eine Examensstation aussuchen. Ich habe mir eine Intensivstation für Diabetiker ausgesucht und dort zwei Jahre gearbeitet. Danach habe ich eine einjährige Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivtherapie gemacht und in der Anästhesie hospitiert. Das hat mir noch viel besser gefallen, das fand ich total interessant. Nach 13 Jahren habe ich in das Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn gewechselt, das damals neu eröffnete. Dort gab es mehr Fachrichtungen und ich konnte nochmal Neues dazulernen.
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Zisch: Was genau sind deine Aufgaben?
Gundlach: Ich bin Anästhesieschwester, also Narkoseschwester. Ich bin die Assistentin vom Anästhesisten, nehme die Patienten entgegen und leite die Narkose mit ein. Ich lege den Venenzugang, bereite die Narkose vor und begleite die Operation. Nach der Operation lässt man die Patienten aufwachen. Dazu kommen sie in einen Aufwachraum, nicht gleich in die Station. Durch die Narkose sind die Patienten noch nicht so klar im Kopf und werden im Aufwachraum betreut.

Zisch: Hast du mal etwas Witziges im Krankenhaus erlebt?
Gundlach: So richtig witzig nicht, aber im Aufwachraum wiederholen sich die Patientinnen und Patienten oft. Und fragen dann dauernd dasselbe: Wie lange hat es gedauert? Ach, ist schon alles fertig?

Zisch: Wie war es denn im Krankenhaus in der Corona-Zeit?
Gundlach: Erstmal war da die Angst, dass man sich selbst ansteckt. Alle anderen konnten sich schützen und waren zu Hause, wir mussten aber vor Ort sein und Patienten und Patientinnen behandeln, die teilweise auch Corona hatten. Deswegen gab es spezielle Sicherheitsvorkehrungen. Man brauchte einen speziellen Mundschutz und einen richtigen Schutzanzug, damit man sich nicht ansteckt. Impfungen gab es am Anfang ja noch nicht. Außerdem wurden geplante Operationen aufgeschoben und es wurden insgesamt weniger OPs durchgeführt. Das war nötig, denn einige von uns sind auch erkrankt. Einem Kollegen geht es immer noch schlecht, er hat Long Covid. Ansonsten ging die Arbeit weiter wie zuvor, Tag und Nacht. Etwas Positives war, dass die Straßen leer waren und man ohne Stau zur Arbeit kam.

Zisch: Wieso habt ihr bei Corona-Patienten einen Anzug getragen oder tut das immer noch?
Gundlach: Man hat bei ansteckenden Patienten und Patientinnen einen Schutzkittel an, damit man ihn wechseln kann, wenn man mit dem Patienten in Berührung kommt. Handschuhe braucht man auch, um Patienten und sich selbst vor Keimen zu schützen. Ein Visier haben wir auf, damit man nichts ins Auge bekommt, wenn der Patient ausatmet oder ein bisschen spuckt.

Zisch: Hattest du auch schon mal Kinder als Patienten?
Gundlach: Ja, wir haben auch mal Kinder. Die haben mal einen gebrochenen Arm oder die Mandeln müssen rausgenommen werden. Mit ihnen ist man besonders vorsichtig und einfühlsam. Denn sie haben oft Angst und lassen nicht alles mit sich machen. Deshalb geben wir ihnen vor einem Eingriff meist ein Beruhigungsmittel.

Zisch: Findest du die Arbeit mit Kindern besser oder die mit Erwachsenen?
Gundlach: Ich finde die Abwechslung gut, einfach weil jeden Tag etwas anderes passiert. Das kannst du nie planen und deswegen ist es nie langweilig. Zum Beispiel bist du in einem OP-Saal und auf einmal kommt ein Notfall rein, da muss man überlegen, was man als Nächstes macht. Kinder haben wir nicht so oft, wir sind ja keine Kinderklinik. Aber manchmal kommen auch Kinder zu uns, zum Beispiel wegen Verbrennungen.

Zisch: Ich finde, dass es einfach klingt, Krankenschwester zu sein. Findest du deinen Beruf schwer?
Gundlach: Es ist ein schwerer Job, man ist körperlich und geistig beansprucht. Man muss überlegen: Was ist das für ein Fall? Und ihn vorbereiten. Man sitzt also nicht nur rum. Für die unterschiedlichen Arbeitszeiten, Frühdienst, Spätdienst und Bereitschaftsdienst muss man nachts meistens auch wach sein, weil Notoperationen stattfinden. Das ist für den Körper schwer. Vor allem die Schichtwechsel.

Zisch: Was findest du an diesem Job schwierig?
Gundlach: Dass man auch am Wochenende, an Feiertagen und nachts arbeiten muss. Nachts arbeiten ist schon anstrengend. Du bist nach den acht Stunden eigentlich auch froh, wenn du Feierabend hast.

Zisch: Wie sind die Nachtschichten? Wirst du da nicht immer müde?
Gundlach: Nachtschicht bedeutet Bereitschaftsdienst. Das heißt, man muss immer dann arbeiten, wenn man gebraucht wird und kann sich mit den Kolleginnen und Kollegen abwechseln. Wir arbeiten immer zu dritt und manchmal ist so viel zu tun, dass wir alle die Nacht durcharbeiten. Das ist sehr anstrengend. Wenn man die ganze Nacht zu tun hat, bleibt man wach, ist danach aber müde.

Zisch: Wie schaltest du nach der Arbeit ab oder ruhst du dich überhaupt aus?
Gundlach: Ich gehe gerne rudern, dabei kann ich nach einem anstrengenden Arbeitstag gut runterkommen. Das mache ich dreimal die Woche am Abend und vorher trinke ich noch einen Kaffee und rede mit meinem Mann über den Tag. Das hilft mir, den Arbeitstag zu verarbeiten.

Zisch: Würdest du es anderen empfehlen, Krankenschwester zu werden?
Gundlach: Aus meiner Sicht würde ich es denjenigen empfehlen, die Interesse an der Medizin haben und gerne kranken Menschen helfen möchten, wieder gesund zu werden.
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