Mit Gili in ihren ersten Schnee
Musikalisch, tanzbegeistert und nicht so fremd wie erwartet: Israelische Austauschschüler am Clara-Schumann-Gymnasium.
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Das Clara-Schumann-Gymnasium in Lahr hatte Besuch aus Haifa/Israel. Für die deutschen Schüler und Schülerinnen war der Austausch ebenso ungewöhnlich wie für die israelischen. JuZ-Redakteurin Karolin Beichert nahm bei sich zu Hause einen Gast auf – ihre Austauschpartnerin Gili. Karolin berichtet, wie es ihr selbst mit der fremden Kultur ergangen ist und welche Erfahrungen sie gemacht hat.
Die ersten Informationen über meine Partnerin waren, dass sie gegen Hausstaub allergisch sei und sich nach den jüdischen Speisegesetzen richte, also koscher isst. Also haben wir uns ein Kochbuch mit koscheren Rezepten zugelegt, kurz vor ihrer Ankunft erfuhren wir dann, dass sie sich vegan ernährt. Die klassische badische Küche kam also schon mal nicht infrage. Meine größte Sorge war aber die Verständigung. Was unbegründet war: Verständigungsprobleme gab es keine, da alle fließend Englisch sprachen.
Am Sonntag lernte ich Gili kennen, die zusammen mit den anderen Israelis nach einer langen Reise über Zürich hier ankamen. Gili ist 18 Jahre alt und eigentlich gar nicht mehr auf der Reut Schule. Da sie den Chor aber so sehr vermisst, durfte sie noch einmal mitreisen. Im Moment arbeitet sie auf einer Farm mit Kindern, die zum Teil Behinderungen haben. Nächstes Jahr muss sie ihren zweijährigen Militärdienst antreten, den in Israel auch die Frauen machen müssen. Sie hofft, dass sie ins Militärorchester aufgenommen wird und später vielleicht Musik studieren kann.
Es folgte eine Woche mit viel Programm. Die israelische Gruppe besuchte Straßburg und das ehemalige Konzentrationslager Struthof im Elsass. Die Israelis waren in Freiburg und wurden von der Stadt Lahr offiziell empfangen. Erschreckt hat mich, dass sie angewiesen wurden, sich in Deutschland auf der Straße nicht zu laut auf Hebräisch zu unterhalten, um sich nicht direkt als Juden zu erkennen zu geben und so eventuelle Angriffe zu vermeiden. Außerdem wurden sie von einem Sicherheitsdienst nach Struthof begleitet.
Im Mittelpunkt der Woche standen die Proben für zwei Konzerte am Ende des Besuchs. Täglich haben wir gemeinsam oder getrennt intensiv geprobt. Der Chor aus Haifa singt auf sehr hohem Niveau, professionell und mit ansteckender Begeisterung. Kein Wunder: Die Schüler werden von sechs Unterrichtstagen zwei Tage lang nur im Fach Musik unterrichtet. Es hat Spaß gemacht, mit ihnen in einem gemeinsamen Projekt auf die Konzerte hinzuarbeiten. Auch nach den Proben wurde es nie langweilig. Wir haben gemeinsam Purim gefeiert, ein jüdisches Fest, bei dem man sich verkleidet. An Purim erinnert man sich an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora. Kaum war unser Besuch mit dem Essen fertig, saß schon jemand am Klavier und die anderen haben getanzt. Für uns war das alles etwas fremd, aber nach und nach hat das Tanzfieber um sich gegriffen.
Die Konzerte habe ich aus zwei verschiedenen Perspektiven miterlebt. Beim ersten Konzert haben wir alle zusammen auf der Bühne gestanden und gemeinsam gesungen. Es war ein tolles Gefühl, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Im zweiten Konzert sang der israelische Chor alleine in der Synagoge in Kippenheim. Auch wenn man bei vielen Liedern den Text nicht verstanden hat, haben sie doch jeden berührt.
Ein besonderer Höhepunkt für Gili war ein Ausflug an den Ruhestein. Sie hatte sich gewünscht, zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee zu sehen. Wir sind Schlitten gefahren und hatten sehr viel Spaß. Für mich war es eine tolle Woche. Es war eine große Bereicherung, mit dem Chor aus Haifa Musik zu machen.
Ich habe viele nette Leute kennengelernt und gemerkt, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind, wie ich erwartet hatte. Und nebenbei habe ich auch meine Leidenschaft für veganen Schokokuchen entdeckt.
Hoffentlich kann unser Chor nächstes Jahr zu einem Gegenbesuch nach Haifa reisen.
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