Mit anderen Worten
Freiburger Schüler treten beim Filmfestival "Überall dabei" auf / KoKi zeigt den Film "Deaf Jam".
Sina Gesell
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Das Schulprojekt und der Dokumentarfilm "Deaf Jam" haben dabei mindestens eine Sache gemeinsam: Menschen mit Handicap arbeiten gemeinsam mit jenen ohne Handicap. So rezitieren behinderte und nicht-behinderte Schüler Balladen, und der Film von Judy Lieff stellt eine gehörlose Poetry-Slammerin vor, die zusammen mit einer hörenden Slampoetin auftritt. "Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, dass es funktioniert, wenn behinderte und nichtbehinderte Schüler zusammenarbeiten", sagt Gabriele Rissler. Die 60-Jährige ist Lehrerin an der Schule Günterstal für geistig Behinderte, und organisiert zusammen mit Gerhard Kopf-Fröhle, Deutschlehrer an der Staudinger Gesamtschule, das Projekt. Dabei ist die Kooperation nicht Neues für die Schüler. Denn in einer Außenklasse haben Kinder der beiden Schulen unter anderem Musik, Geschichte und Kunst gemeinsam.
In kleinen Gruppen tragen die Schüler am Donnerstag im KoKi eine Ballade vor – im Sprechgesang. "Das Thema Balladen hätte todlangweilig werden können, aber die Schüler haben richtig Spaß beim Rappen", sagt Rissler. Eine Gruppe probt gerade für den "Zauberlehrling", vor allem bekannt durch Till Schweigers Liebeskomödie "Keinohrhasen". Einige müssen den Text ablesen, andere können ihn schon auswendig. Und wenn einer seinen Einsatz verpasst, wird er eben von seinem Nebenmann angerempelt. Zuvor haben sie sich Zauberhüte gebastelt – ihre eigene Idee. "Es macht großen Spaß, weil wir es umsetzen können, wie wir wollen", sagt der 13-jährige Max.
Auch Aneta, die Protagonistin des Dokumentarfilms "Deaf Jam", hat ihre eigenen Ideen. Nur kann sie diese nicht mit Worten beschreiben. Denn Aneta ist taubstumm – und Slampoetin. Was sie sagen will, drückt sie über Mimik und Gestik aus. Wo sonst Gehörlose mitlesen müssen, sind es bei "Deaf Jam" die Hörenden, die die Übersetzung der Gebärdensprache in den Untertiteln brauchen. Die amerikanische Regisseurin Judy Lieff zeigt mit ihrem Film eindrucksvoll, dass die Sprache der Gehörlosen eine eigene schützenswerte Kultur ist. Die Israelin Aneta findet mit der hörenden Poetin Tahani aus Palästina einen Weg, sich über ihre Kultur hinaus auszudrücken. Während die eine den gemeinsam verfassten Text mündlich vorträgt, übersetzt ihn die andere in Körpersprache: "zwei Sprachen, zwei Kulturen, ein Gedicht".
Wie Aneta sind auch die Siebtklässler der Staudinger Gesamtschule nervös. "Natürlich hat man Angst, dass man ausgelacht wird. Aber wenn wir noch mehr proben, verlieren wir die Angst", sagt Claudiany. Im Raum nebenan probt gerade eine Gruppe Goethes "Erlkönig". Angelika, eine Schülerin der Günterstal-Schule, klatscht im Takt und spricht ihren Text ohne Spickzettel mit kräftiger Stimme. Angst, ausgelacht zu werden, braucht sie keinesfalls zu haben.
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