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"Mir liegt sehr viel an unserem Dorf"

Bärbel Willmann war 20 Jahre lang Ortsvorsteherin des Endinger Ortsteils Königschaffhausen. Zisch-Reporterin Elsa Burkhart hat sie befragt.  

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  | Foto: Ruth Seitz
Foto: Ruth Seitz
BZ: Warum wollten Sie Ortsvorsteherin werden?
Im Dorf gab es das Bedürfnis nach einer Veränderung beim Ortsvorsteher und da bin ich vom Ortschaftsrat gefragt worden, ob ich das Amt übernehmen will. Zuerst habe ich gesagt: "Nein, im Leben nicht." Im Anschluss habe ich mir ganz viele Gedanken gemacht. Mir als echtem Schaffhüser, in Königschaffhausen geboren, in Königschaffhauser Vereinen aktiv, liegt sehr viel an unserem Dorf – deshalb kam ich zu dem Entschluss: Warum eigentlich nicht? Ich wollte zusammen mit dem Ortschaftsrat als Ortsvorsteherin etwas erreichen und voran bringen.

BZ: Was macht man, wenn man Ortsvorsteher ist?
Ortsvorsteher ist ein ganz, ganz vielseitiger Nebenjob. Man ist für viele Anliegen eine Anlaufstelle. Zum Beispiel: Wenn jemand was verloren hat, wenn man einen Ausweis braucht, in Rentensachen, wenn man Grundstücke ausmessen lassen will – oder, wenn man das Vertrauen der Bevölkerung hat, auch manchmal für ganz private Sachen. Zu diesen ganzen Themen muss ein Ortsvorsteher natürlich auch stillschweigen können. Ich hatte das Ortschaftsamt drei Mal in der Woche für je zwei Stunden auf. Damit Berufstätige oder Senioren, einfach alle, die Möglichkeit hatten, in meine Sprechstunde zukommen, war einmal morgens, einmal mittags und einmal abends geöffnet. Es ist einfach sehr, sehr vielseitig.

BZ: Haben Sie den Ort vorangebracht?
Nicht ich habe den Ort vorangebracht, sondern zusammen mit dem Ortschaftsrat, ja, haben wir gemeinsam den Ort vorangebracht.

BZ: War es immer einfach oder auch schwer?
Natürlich steht man als Ortsvorsteherin auch im Blickpunkt, man hat nicht immer nur Befürworter bei jedem Vorhaben. Ein Beispiel: Bei der meiner Meinung nach notwendigen Sanierung der Endingerstraße mit Gehwegsanierung – das weiß ich noch, oh je! – da waren mir manche ganz schön böse, weil sie keinen Baum vor dem Haus wollten. Und heute haben sie sogar teilweise die Pflege der Bauminseln übernommen. Man kann es nicht allen Leuten recht machen. Im Großen und Ganzen war es in Ordnung.

BZ: Waren 20 Jahre nicht lang?
Im Nachhinein denke ich: Okay! Wo sind die 20 Jahre geblieben? Zu Beginn hätte ich auch nie gedacht, dass ich 20 Jahre lang Ortsvorsteherin bin, aber ich habe immer das Vertrauen der Bevölkerung bekommen, es hat mir Spaß gemacht und ich bin mit den Jahren in das Amt reingewachsen. Aber jetzt, nach 20 Jahren, war es mein eigener Wunsch, das Amt in neue Hände zu legen. Aber zu lang war es für mich nicht.

BZ: Wer waren die berühmtesten Personen, die Sie durch das Amt der Ortsvorsteherin kennengelernt haben?
Viele Bundes- und Landtagsabgeordnete. Einen Empfang durfte ich für den damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel geben, da war ich vorher sehr aufgeregt. Aber auch berühmte Personen sind ganz normale Menschen und man muss keine Angst haben. Nicht vergessen darf ich die vielen Weinhoheiten und unsere Kirschenhoheiten.

BZ: Was war Ihr schönstes Erlebnis als Ortsvorsteherin?
Da gab es viele. Zahlreiche Eröffnungen, zum Beispiel vom Obst- und Weinwanderweg, und dann natürlich auch immer unser Kirschenfest mit Wahl unserer Kirschenhoheiten. Die ganzen Veranstaltungen und Konzerte unserer örtlichen Vereine und, nicht zu vergessen, die Ortschaftsratssitzungen und danach das private Zusammensitzen. Ja, es war immer schön. Das waren meine Highlights.

BZ: Warum haben Sie aufgehört?
Warum hab ich aufgehört? Weil ich denke, nach 20 Jahren sollte man das Amt in neue Hände mit neuen Ideen legen. Mit der Zeit wird man vielleicht auch etwas betriebsblind und das wollte ich vermeiden. Jetzt ist Schluss, aber ich höre nicht mit einem weinenden Auge auf, ich bin mir ganz sicher, dass es mit dem neuen Ortschaftsrat und mit dem neuen Ortsvorsteher weitergeht.

BZ: Ist Ihnen ohne das Amt auch manchmal langweilig?
Die Frage bekomme ich in letzter Zeit ganz oft gestellt (lacht). Im Moment fühlt es sich noch an wie Urlaub, denn natürlich ist es viel Zeit, die man in das Amt reingesteckt hat. Aber ich freue mich jetzt darauf, viel in Ruhe machen können, Dinge, bei denen ich bisher zurückgesteckt habe. Jetzt sage ich: Okay, ich hab’ jetzt Zeit, ich mach’ das jetzt für mich! Also langweilig wir mir nicht, da hab ich keine Angst.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. November 2024: PDF-Version herunterladen

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