Mehr als Cola und ein Eimer Popcorn
Kultur für Kinoanfänger: Von heute an bis zum Sonntag läuft das vierte Freiburger Kinderfilmfest in der Harmonie.
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Wenn es als Kinderkulturereignis zu einer festen Größe in der Stadt heranwachsen soll, ähnlich wie etwa das Schülermusikfestival Klong, die Schultheatertage, das Lirum Larum Lesefest oder das Kinderkunstdorf, müssen dafür mehr Mittel bereitgestellt werden. Sinnvoll und notwendig wäre ein Filmfest für Kinoanfänger allemal, denn auch in Freiburg sind schon die Kleinsten regelmäßig in Sachen Film unterwegs. Medienkompetenz aber und ein Bewusstsein dafür, was Filme über unseren Alltag und mögliche Welten erzählen können, erwirbt man nicht mit dem Kauf einer Kinokarte, eines halben Liters Cola und eines Eimers Popcorn.
Heute läuft beim Kinderfilmfest die französische Hundekomödie "Boule und Bill", die Alexandre Charlot und Franck Magnier nach den Comics des Belgiers Jean Roba als Realfilm gedreht haben: Die Geschichte des kleinen Boule, der sich in einem Tierheim in einen Cockerspaniel verliebt, ist ein turbulentes Abenteuer für Kinder ab sechs Jahren. Der Film ist am Samstag noch einmal zu sehen, zu beiden Vorstellungen kommt ein vierbeiniger Gast aus einem Freiburger Tierheim.
"Horizon Beautiful" von Stefan Jäger spielt in Äthiopien: Der Waisenjunge Admassu Amare träumt von einer Karriere als Profifußballer und will auf die Fußballschule nach Barcelona. Aber wie soll er nach Spanien kommen? Das Drama für Schüler ab acht Jahren wird deutsch eingesprochen. Zu beiden Vorstellungen am Freitag kommt ein Gast der Fußballschule Freiburg ins Kino. Ein Begleitprogramm gibt es auch zum britischen Animationsfilm "Für Hund und Katz ist auch noch Platz", den Max Lang und Jan Lachauerder nach dem Buch von Axel Scheffler für Kinder ab fünf Jahren realisiert haben: Nach dem filmischen Schabernack kann gespielt und gebastelt werden.
Höhepunkt und Abschluss des vierten Filmfests ist am Sonntag die Erstaufführung des preisgekrönten niederländischen Films "Finn und die Magie der Musik", der in der Freiburger Harmonie auch seine baden-württembergische Kinofeier erlebt – in Anwesenheit des Regisseurs Frans Weisz aus Amsterdam. Dass der neunjährige Finn (Mels van der Hoeven) ein ungewöhnlicher Junge ist, macht schon die erste Szene klar: Er will nämlich mit dem Kicken aufhören – und stattdessen Geige spielen. Der Vater, ein Zimmermann, ist schockiert. Schon die erste Begegnung mit der Musik traf den verträumten Jungen, dessen Mutter bei der Geburt gestorben ist, ausgerechnet an Heiligabend, mitten ins Herz: Ein alter Mann spielte in der Nähe eines verlassenen, verwunschenen Bauernhofs Geige. Und Finn bewegt ihn, ihm Unterricht zu geben. Dem Vater sagt er erstmal nichts.
Der Film für Kinder ab acht Jahren kontrastiert den Zauber der Musik mit den Widrigkeiten des Alltags. Das Fußballkollektiv, dem Finn lange angehörte, reagiert böse, abweisend und ausgrenzend auf den Einzelgänger, sogar der beste Freund geht auf Distanz. Der Konflikt ist auch zu hören: Geigentöne hier, die kreischende Elektrosäge des Zimmermanns dort. Die Traumata seines Vaters bleiben Finn zunächst so verborgen wie dessen private Erinnerungsstücke, die er sorgfältig in einem Schrank verschlossen hält.
Frans Weisz, Jahrgang 1938, hält die Elemente seines Dramas, das sich aus der Wirklichkeit und dem Reservoir des Fantastischen speist, in perfekter Balance. Der blond gelockte Mels van der Hoeven in der Titelrolle verleiht dem Film seine Spannung und Tiefe. Sein Finn ist ein Entdecker aus Leidenschaft, mehr noch: aus Leid. Zum Schluss hin spitzen sich die Dinge zu, der Film nimmt Tempo auf, die düstere winterliche Szenerie lässt Böses ahnen. Doch Janneke van der Pal gehört zu jenen Drehbuchautoren, die glauben, dass ein guter Film auch gut enden muss. Also klärt das Finale den Jungen und das Kinopublikum über alle Geheimnisse auf und fügt alle Teile des Puzzles – an Heiligabend – zu einem harmonischen Bild. Das mag konventionell erscheinen, doch manchmal muss ein Happyend einfach sein. Erst recht für ein Kinderfilmfest.
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