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Fussball

Marcel Hartel und die Abzweigung MLS

  • dpa

  • Do, 10. Oktober 2024, 20:00 Uhr
    Fussball International

     

Marcel Hartel hätte Bundesliga spielen können. Doch der 28-Jährige wechselt in die USA zu St. Louis City SC. Viele mag das überraschen. Doch alleine ist er dort nicht.

Marcel Hartel  | Foto: Sven White (Imago)
Marcel Hartel Foto: Sven White (Imago)

Den Wunsch seines größten Fans erfüllt Marcel Hartel nicht. Seit dem Wechsel als Aufstiegsheld des FC St. Pauli zu St. Louis City SC in die Major League Soccer kann sein Vater nicht mehr alle Spiele besuchen, die anstehende lange Saisonpause des Sohnemanns wirkte da wie eine kleine Chance. "Vor zwei Wochen hat er mich gefragt, wie sieht es aus, willst du nicht irgendwo noch für zwei Monate unterschreiben und ein bisschen zocken, damit ich gucken kommen kann. Aber das werde ich nicht machen", sagte Hartel. Klar, ein Besuch in Deutschland ist fest eingeplant, nachdem seine Saison am 19. Oktober endet. Doch vor allem will der 28 Jahre alte Fußballprofi Urlaub machen mit seiner Familie, die sich mit ihm gemeinsam auf das Abenteuer Amerika eingelassen hat. "Das ist tatsächlich mein erstes Mal, dass ich überhaupt in den USA bin. Das war immer ein Ziel von meiner Frau und mir und dass es jetzt beruflich für den Fußball ist, das war zwar nicht der Grundgedanke. Aber das hat jetzt im Großen und Ganzen perfekt gepasst", berichtete Hartel.

In der Aufstiegssaison kam Hartel auf 17 Tore und 13 Vorlagen

Statt wie von den Fans des FC St. Pauli erhofft, verlängerte er, der mit 17 Toren und 13 Vorlagen so entscheidend zum Aufstieg beigetragen hat, seinen auslaufenden Vertrag nicht, sondern ging für ein Vierjahresvertrag in die MLS. "Mit Sicherheit hatte Marcel viele Angebote aus Europa, aber die MLS hat ihn einfach interessiert", sagte Lutz Pfannenstiel. Der Bayer mit einer Vergangenheit als Funktionär bei der TSG Hoffenheim und Fortuna Düsseldorf ist der Sportchef in St. Louis: "Der Transfer hat sich gelohnt, weil wir Marcel ablösefrei bekommen haben, als einen der am meisten gefragten Spieler auf dem deutschen Markt."

Hamburg hat 1,8 Millionen Einwohner – St. Louis keine 300.000

Viele Kollegen in Europa hätten nicht fassen können, dass Hartel sich für einen Wechsel nach St. Louis begeistern konnte, in eine Stadt, die nur halb so viele Einwohner hat wie Stuttgart. Doch der bodenständige Offensiv-Akteur fand schnell Gefallen an dem, was ihm Pfannenstiel berichtete – und sieht sich nach fast drei Monaten in den USA bestätigt. "Die Qualität hier ist echt überraschend gut, so habe ich es auch gar nicht vorher erwartet, sage ich auch ehrlich", erzählte er.

Immerhin: Als Hartel sich wie Cedric Teuchert (zuvor Hannover 96) im Sommer für St. Louis entschied, da hatte die Mannschaft schon etwas vorzuweisen. Gleich in der ersten Saison gewann das Team als Neuling die Western Conference. Eduard Löwen (unter anderem Hertha BSC und 1. FC Nürnberg) und Roman Bürki (Borussia Dortmund, SC Freiburg) stürzten sich mit ihren Unterschriften dagegen fast blind in das Abenteuer. Sie erlebten hautnah mit und hatten großen Anteil daran, dass St. Louis schnell von einem für seinen Ansatz belächelten Außenseiter und Neuling zu einem ligaweit respektierten Team wurde.

Elf Spieler mit Bezug zu Deutschland im Kader

Weil insgesamt elf Spieler im Kader stehen, die einen deutschen Pass oder für einen Club im deutschen Profifußball gespielt haben, ist St. Louis City FC eine regelrechte Enklave. Dahinter stecke aber nur bedingt Absicht, so Pfannenstiel. "Wir holen Spieler nicht, weil sie aus der Bundesliga kommen. Es muss einfach zu unserer Spielphilosophie passen, die stark an das Hoffenheim von vor einigen Jahren angelehnt ist", sagte er.

Messi und Reus helfen der MLS, St. Louis wählt einen anderen Ansatz

In ihrem Kampf um Aufmerksamkeit setzen viele Teams der Liga auf große Namen aus dem internationalen Fußball. Lionel Messi bei Inter Miami war für die MLS ein Katalysator ungekannten Ausmaßes und sorgte für Rekorde bei TV-Abos, Trikotverkäufen und Eintrittskarten. Pfannenstiel hat einen anderen Ansatz. "Unser Beuteschema sieht anders aus. Wir holen Spieler, die vielleicht 26 oder 27 Jahre alt sind", sagte er. "Einen Topstar aus der Premier League oder der Bundesliga in dem Alter bekommst du nicht hier her. Ich hole dann eben lieber Spieler, die hungrig auf Erfolg sind, eben einen wie Marcel."

Ressort: Fussball International

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