Zisch-Interview
"Man muss sich für die Vögel interessieren"
Zisch-Reporterin Myriam Huber von der Herrmann-Brommer-Schule in Merdingen befragt Beate Blum aus Gottenheim zu ihrer Tätigkeit als "Storchenmutter" und zu den Störchen.
Myriam Huber, Klasse 3, 4a, Hermann-Brommer-Schule & Merdingen
Do, 9. Apr 2015, 12:51 Uhr
Zisch-Texte
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Zisch: Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen?
Blum: Mein Vorgänger hat mich angesprochen, ob in er in unserer Metzgerei in Gottenheim einen Fernseher aufstellen darf, welcher mit der Storchenkamera im Nest verbunden ist. Mittlerweile kann man das aber im Internet auf der Webseite der Gemeinde Gottenheim anschauen.
Zisch: Was muss man als Storchenmutter tun?
Blum: Zum einen zählen wir die Eier und melden dies an die Vogelwarte in Radolfzell am Bodensee. Die Störche werden auch beringt, das heißt, sie bekommen einen Ring an das Bein, auf dem eine eindeutige Markierung steht. Diese Ringe kommen von der Vogelwarte. Zum anderen schauen wir, ob es den Störchen gut geht. Weißt du eigentlich, dass das Nest zwei Meter im Durchmesser hat und ein Erwachsener darin bequem liegen könnte?
Zisch: Braucht man dafür eine Ausbildung?
Blum: Nein, man braucht keine spezielle Ausbildung. Man muss aber die Vögel mögen und sich für sie interessieren.
Zisch: Arbeiten Sie mit anderen Storcheneltern zusammen?
Blum: Das nicht direkt, wir sind aber im Verein Weißstorch Breisgau e.V. miteinander verbunden. Wir treffen uns einmal im Jahr, meist im März. Das Nest räumen die Gemeindemitarbeiter im Winter aus, und das Beringen übernimmt ein Vogelkundler. In Reute gibt es auch eine Storchenstation, zu der verletzte Störche gebracht werden können.
Zisch: Nun zu den Störchen. Seit wann gibt es Störche in Gottenheim?
Blum: Das weiß ich nicht, ich bin erst seit 20 Jahren hier in Gottenheim, da waren die Störche schon da. Ich meine, auf alten Bildern sieht man ein Storchennest auf einer großen Tanne.
Zisch: Fliegen die Störche über den Winter weg?
Blum: Wir haben einmal die Meldung bekommen, dass unsere Störche in Ghana und Mali in Afrika gesichtet und an der Ringmarkierung erkannt wurden. Es gibt aber auch einige Altstörche, die hier überwintern. Dies kommt aber seltener vor als früher, weil heutzutage weniger zugefüttert wird als früher.
Zisch: Wo überwintern die Störche?
Blum: Die Störche benutzen zwei Wege nach Afrika, den Ostweg über die Türkei oder den Westweg über Frankreich, Spanien und dann nach Marokko. Unsere Störche bevorzugen den Westweg über Spanien.
Zisch: Kommen immer wieder dieselben Störche nach Gottenheim?
Blum: Nein, nicht oft, aber es kann passieren. Die Störche haben in Gottenheim einen tollen, hohen Turm, auf dem ihr Nest ist. Deshalb streiten sich auch Störche darum, und es kann es sein, dass sich manche dann einen anderen Platz suchen müssen.
Zisch: In welchem Zeitraum sind die Störche weg?
Blum: Die Jungstörche gehen bereits Mitte August. Dabei warten sie auf einen ganz bestimmten Wind, und mit dem geht die Reise los. Man erkennt die Jungstörche an ihrem schwarzen Schnabel. Altstörche hingegen sind noch etwas länger bei uns und bleiben bis in den September. Die Störche bekommen erst im zweiten Jahr ihren bekannten roten Schnabel.
Zisch: Werden die Störche jedes Jahr beringt?
Blum: Die Störche behalten ihre Ringe. Sie werden, kurz bevor sie flügge werden, also bevor sie das Nest verlassen, beringt. Das wird meist 30 bis 40 Tage nach dem Schlüpfen vorgenommen, denn schon nach 60 Tagen verlassen sie ihre Eltern. Nach genau 30 Tagen schlüpft das Küken. Wir sagen aber nicht Küken, sondern liebevoller Störchle. Die werden dann auch beringt.
Zisch: Warum werden die Störche beringt?
Blum: So können die Reisewege der Störche verfolgt werden. Wenn Störche gesichtet werden, und die Ringnummer gemeldet wird, weiß man, wo dieser war, und kann seine Flugroute nachverfolgen. Manche Störche bekommen sogar einen Funksender, um diese noch genauer verfolgen zu können. Komm doch das nächste Mal mit hoch zum Storchennest!
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