"Man muss geil sein"
Die Freiburger Band Otto Normal steht kurz vor dem Durchbruch / Jahrelang haben die Musiker dafür hart gearbeitet.
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Stöcklin sitzt an einem langen Holztisch im Vorraum zum Band-Studio in der Wiehre. Überall stehen Requisiten rum, es riecht nach Kaffee und Zigaretten. So stellt man sich eher eine Studenten-WG vor. Der 32-Jährige hat das Macbook aufgeklappt. Alle paar Minuten wird er von dem Facebook-Ton unterbrochen, der signalisiert, dass eine Nachricht eingetrudelt ist. Sein Handy klingelt, es ist das Management. Dann klingelt es erneut, es ist eine befreundete Musikerin. Stöcklin checkt gleichzeitig Facebook, kocht Kaffee und spricht über Finanzen. "Als Musiker muss man ein Allrounder sein", sagt er, "sonst macht man keinen Schritt nach vorne."
Den Schritt nach vorne hat seine Band längst getan. Die Bandbiografie liest sich wie eine Erfolgsstory – mit Luft nach oben. Im Oktober 2010 schließen sich sechs Freiburger Musiker zu Otto Normal zusammen. Es herrscht musikalische Diversität: Funk, A-Capella, Rock, Jazz, Pop und Hiphop sind nur einige der Einflüsse. "Unser Bassist Emanuel Teschke stand früher auf die Red Hot Chili Peppers", sagt Stöcklin. Schlagzeuger Anthony Greminger gilt bandintern als Popschlampe: "Er mag Katy Perry." Peter Stöcklin freestylt seit er 14 ist – er war früher Mitglied der Freiburger HipHop-Band bih’tnik. Der Facettenreichtum hat nur einen Nachteil: Für die Band ein Genre zu finden ist quasi unmöglich. Sie haben es mit Pyro-Pop, Popmusik plus Rapper und Disko-Hiphop-Band versucht. Nichts passte so richtig.
Seit 2012 steht die Band bei Reposit Records aus Karlsruhe unter Vertrag. Sie haben ein Management und eine Booking- Agentur, die ihnen Konzerte in ganz Deutschland bucht. Sie spielen Gig für Gig, sind ununterbrochen unterwegs. 2014 geht es richtig nach vorne. Sie geben mehr als 70 Konzerte, fahren 30 000 Kilometer, bringen ihr Album "Der neue Wahnsinn" heraus, drehen Videos und schreiben Songs. 2015 geht rasant weiter: Im März treten sie in der Pro-Sieben-Show Circus Halli-Galli auf – die Sendung von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf hat ein Millionenpublikum. Außerdem spielen sie ein Akustik-Konzert in Basel, das auf Schallplatte in limitierter Auflage erschienen ist. Was wohl als Nächstes kommt?
"Die Daumenschrauben werden jetzt angezogen", sagt Stöcklin. Für den Sommer stehen viele Festivals an, "da muss man geil sein." Sich einen faulen Lenz zu machen, das kommt für ihn nicht in Frage. Gerade hat er die 60-seitige Steuererklärung der Band fertig gemacht. In einem Ordner ("Top Secret") auf seinem Macbook behält er den Überblick über die Finanzen, er weiß genau, was seine Band 2014 eingenommen und ausgegeben hat. "Zum Glück sind wir aus dem Stadium raus, in dem wir für jeden Gig noch Geld draufgelegt haben." Um die Band nach vorne zu bringen, haben sich die Mitglieder verschuldet, jeder hat viel Geld und Zeit investiert. Sie gründeten eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts und haben eine eigene Band-Bankkarte. Die Band als kleines Unternehmen – vielleicht geht es heute nur noch so. Von nichts kommt eben nichts.
In der Zukunft stehen Veränderungen an. Die Band will weg vom Partyimage, hin zu einer einheitlichen Handschrift. "Es ist alles schön und gut, doch es soll ernsthafter werden." Die Unsortiertheit der ersten beiden Alben wollen sie ablegen. "Für das nächste Album suchen wir nach einem roten Faden." Und wenn sie den gefunden haben, könnte das mit den großen Stadien endlich klappen.
OTTO NORMAL
Peter Stöcklin – Jahrgang 1983,Rap, Gesang
Lukas Oberascher – Jahrgang 1986, Keyboard, Backgroundgesang
Patrick Heil – Jahrgang 1985,
Keyboard, Gesang
Sebastian Scheipers – Jahrgang 1985, Gitarre
Anthony Greminger – Jahrgang 1994, Schlagzeug
Emanuel Teschke – Jahrgang 1986, Bass
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