"Man lernt jeden Greifvogel kennen"
ZISCH-INTERVIEW mit Falknerin Andrea Knoll, die im Vogelpark in Steinen wilde Vögel zähmt.
Luise Hildebrand, Klasse 4b &
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Andrea Knoll arbeitet seit 2009 im Vogelpark Steinen, seit drei Jahren ist sie Falknerin. Zisch-Reporterin Luise Hildebrand befragte Andrea Knoll zu ihrer Ausbildung und ihrer Arbeit im Park.
Knoll: Den Beruf Falkner gibt es nicht. Das ist eine staatliche Anerkennung, die man erreicht. Man muss zwei Prüfungen ablegen, um Falkner zu werden. Als allererstes muss man den Jagdschein machen. Da lernt man alle Tiere , Bäume und Pflanzen kennen und ganz wichtig auch alle Krankheiten und die gesetzlichen Regelungen. Die Jagdausbildung ist wichtig, weil man sich als Falkner ja zum Beispiel auch einen Adler halten kann und mit diesem auf die Jagd nach Füchsen oder Rehwild gehen kann. Erst wenn man die Jagdprüfung bestanden hat, kann man den Falknerschein machen, bei dem man, wie davor auch schon beim Jagdschein, schriftlich, mündlich und praktisch geprüft wird. Also Falkner ist kein Beruf, sondern nur eine staatliche Anerkennung. Dazu gekommen bin ich über den Vogelpark Steinen. Ich bin gelernte Tierpflegerin, habe also eine dreijährige Ausbildung gemacht. Und kurz nachdem ich angefangen habe, im Vogelpark zu arbeiten, ging unser zweiter Falkner an den Lehrstuhl zurück. Somit fehlte dem Vogelpark ein Falkner. Gisbert Kasten junior, der Leiter der Falknerei und auch Parkleiter vom Vogelpark, hat mir alles, was ich heute über die Falknerei weiß, beigebracht. Er gab mir viele wertvolle und hilfreiche Tipps, welche auch während der Falknerprüfung sehr hilfreich waren.
Zisch: Erklären Sie doch bitte, was man unter Falknerei versteht.
Knoll: Die Falknerei ist eine ganz alte Jagdtradition. Vor 3000 bis 4000 Jahren haben die Mongolen die Adler auserkoren und sie sich als Jagdpartner ausgebildet. Und das ist eigentlich die ganze Kunst der Falknerei: Einen wilden Vogel so zahm zu kriegen, damit er mit dem menschlichen Partner auf die Jagd geht, um für ihn Beute zu schlagen.
Zisch: Was lernt man in der Falknerausbildung?
Knoll: Da lernt man ganz viel. Man lernt jeden Greifvogel genauer kennen, zum Beispiel auch die Greifvögel für die Beizjagd. Das ist beispielsweise der Habicht oder der Harris Hawk (Wüstenbussard), mit dem der Jäger auf dem Flugplatz oder Friedhof Kaninchen oder Rabenkrähen jagen geht. Es wird einem beigebracht, mit welchem Vogel man welches Wild jagen kann, welche Krankheiten es gibt, wie man das Geschüh anlegt und was sonst für die Tiere und deren Haltung wichtig ist.
Zisch: Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Tätigkeit?
Knoll: Mir gefällt am meisten die Zusammenarbeit mit den Tieren. Ich habe jeden Tag Kontakt mit den Tieren. Das bedeutet aber nicht den ganzen Tag streicheln, sondern auch sauber machen, ein Tier kann mal krank werden oder sogar sterben. Und die Büroarbeit ist auch ganz wichtig.
Zisch: Was mögen Sie nicht so gerne?
Knoll: Wenn ein Tier krank ist. Man baut ja mit der Zeit auch eine Bindung zu den Tieren auf und sie wachsen einem ans Herz. Wenn sie dann sogar noch sterben, das ist nicht schön.
Zisch: Wo sind Sie im Vogelpark am liebsten?
Knoll: Am liebsten bin ich dann doch in der Falknerei.
Zisch: Wie ist der Vogelpark entstanden?
Knoll: Schon 1974 kam das Projekt ins rollen und man begann mit dem Bau des Vogelparks. 1980 wurde er der Öffentlichkeit übergeben. Die Parkgründung erfolgte auf Initiative eines vogelbegeisterten Arztes und seiner Frau. Nachdem seine Frau leider gestorben war, wurde der Vogelpark 1988 mit circa 100 000 Quadratmetern von Gisbert Kasten senior erworben. Er baute 1989 einen Spiel- und Erlebnisbereich, 1996 ein Arboretum (einen Baumlehrpfad), 1999 die Falknerei, 2000 das Freigehege der Berberaffen, 2002 die Känguruanlage, 2006 die Kneipanlage mit Wassertretstelle und 2008 die Vogelpark-Ralleys, 2012 das neue Vogelkundehaus und 2013 den Nistkastenlehrpfad. Es sind also viele spannende Attraktionen entstanden, die Jung und Alt ansprechen.
Zisch: Wie viele Vögel und andere Tiere haben Sie hier?
Knoll: Wir haben hier ja Vögel, die das ganze Jahr hier wohnen, das sind unsere Volierenvögel, zum Beispiel die Papageien, Adler und Falken. Wir haben auch Enten, Gänse oder Weißstörche, die fliegen ja auch mal weg, dann kommen auch mal Babys dazu, die erst mal hier bleiben und später vielleicht mal wegfliegen. Das liegt immer so zwischen 800 und 1200 Tieren, aber ganz genau kann ich es nicht sagen. Und andere Tiere: Da haben wir 15 Berberaffen, fünf Kapuzineraffen, acht Kängurus, zwei Zwergziegen und zwölf Zwergkaninchen.
Zisch: Welche Vogelart züchten Sie am meisten?
Knoll: Am meisten züchten wir Hühnerküken, hier können unsere Besucher jeden Tag Küken schlüpfen sehen. Diese Küken werden natürlich nicht an unsere Greifvögel verfüttert. Das würde nicht ausreichen. Bei uns schlüpfen täglich im Schnitt zwei Küken. Für unsere Greifvögel brauchen wir am Tag aber in etwa 20 Kilogramm Fleisch. Aber wenn du jetzt die Vögel meinst, die für die Besucher am wichtigsten sind, dann sind es dieses Jahr unsere Schneeeulen. Neben diesen züchten wir aber auch Aras, Graupapageien, Blaukehlguane, lachende Hänse und Schleiereulen.
Zisch: Was machen Sie mit den Jungvögeln?
Knoll: Es kommt darauf an, was es für ein Jungvogel es ist. Zum Beispiel Papageien ziehen wir mit der Hand groß und erst später kommen sie in eine Voliere. Wenn man später mit ihnen arbeiten möchte, so kommen sie meist in separate Aufzuchtboxen, wo sie ständig Kontakt mit Menschen haben, um so sehr zahm zu werden. Wellensittiche werden von ihren Eltern großgezogen und verbleiben auch in den Freiflugvolieren. Bei den Greifvögeln ist es so, dass – wenn sie später mal im Flugprogramm mitfliegen sollen – wir sie mit der Hand groß ziehen müssen, damit sie dann von uns trainiert werden können, um in der Flugvorführungen mitzufliegen. Einige Jungtiere werden aber auch an andere Zoos oder Tierparks abgegeben oder getauscht, um so eine Blutsauffrischung unter den einzelnen Tierarten zu gewähren oder sogar um Zuchtprogramme zu unterstützen.
Zisch: Welches ist Ihr Lieblingsvogel?
Knoll: Mein Lieblingsvogel ist der Schwarzmilan. Er ist ein Segel- und Thermikflieger und ich finde es klasse, wenn sie oben am Himmel nur als ganz kleiner Punkt zu sehen sind und sie dann wie ganz große Adler im Sturzflug herunter fliegen. Außerdem war ein Schwarzmilan einer meiner ersten Jungtiere als Falknerin, welchen ich trainiert hatte. Und das hat mich sehr geprägt.
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