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Mama als Kopiervorlage

Gleichmacher im Labor: Wenn Forscher Mama oder Papa identisch nachbauen lassen wollen.  

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J eder Mensch ist etwas Besonderes - anders als alle anderen. So war es zumindest bisher. Aber was passiert, wenn man Menschen klonen kann? "Ganz die Mama!" Oder: "Du siehst ja genauso aus wie dein Vater." Wahrscheinlich hast du so einen Satz schon oft zu hören gekriegt. Vielleicht nervt es dich manchmal mit Bruder, Schwester, Mutter oder Vater verglichen zu werden. Schließlich bist du einzigartig, so wie jeder Mensch. Wir sehen alle verschieden aus, mögen unterschiedliches Essen und jeder kann andere Sachen gut. Das liegt auch an den Genen. Gene sind eine Art Bauplan für Menschen und bei jedem Mensch ist dieser Bauplan ein bisschen anders. Diese Unterschiede machen die Welt erst interessant. Stell dir mal vor, du wärest in einer Klasse, in der alle gleich aussehen, die gleichen Noten schreiben und die gleiche Schokolade mögen. In so einer Klasse wäre es stinklangweilig. In Amerika gibt es ein paar Menschen die da anderer Meinung sind.

Klitzekleine Lebensbausteine

Sie träumen davon, dass man Menschen einfach so kopieren kann. Diese Leute nennen sich Raelianer. Jetzt behaupten sie, dass sie ein Kind gemacht haben, das wirklich "ganz die Mama" ist. Angeblich hat die kleine Eva genau den gleichen Genbauplan wie ihre Mutter. Das heißt, dass Eva später genauso aussehen wird, wie ihre Mama.

Jeder Mensch besteht aus 12 Billionen kleinen Bausteinen: den Zellen. Diese Zellen sind wirklich winzig: Dein kleiner Finger ist zum Beispiel aus mehr Zellen gemacht, als es auf der ganzen Welt Menschen gibt! In jeder dieser Zellen ist der Bauplan für das ganze Lebewesen abgespeichert. Das heißt, in einer Zelle in deinem kleinen Zeh ist auch abgespeichert, dass du braune Augen und lockige Haare hast. Normalerweise hat jedes Kind die Hälfte seines Genbauplans von seiner Mutter und die andere Hälfte von seinem Vater. Vielleicht hast du deshalb die gleiche Augenfarbe wie deine Mama, aber deine Nase ist nach dem Nasen-Bauplan deines Papas gebaut. Es ist sogar noch komplizierter. Es gibt nicht nur ein Nasen-Gen, sondern gleich mehrere: Möglicherweise hast du von deinem Vater geerbt, dass du große Nasenlöcher hast und von deiner Mutter, dass du eine Stupsnase hast. Dann ist deine Nase eine einzigartige Mischung. Weder deine Mama, noch dein Papa hat eine Stupsnase mit großen Nasenlöchern, nur du. Wie jedes Kind bist du aus einer Eizelle gewachsen. Das sind besondere Zellen, die es nur im Bauch von Frauen gibt, an der Stelle, wo Babys wachsen können. Aus einer Eizelle wird aber nur ein Kind, wenn Gene von einem Mann, dem Vater, hinzukommen. Die Eizelle allein hat nämlich nur halb so viel Gene, wie nötig sind, damit ein Mensch wachsen kann.

Bei Eva, behaupten die Raelianer, sei das anders. Eva habe gar keinen Vater und auch nie einen gehabt. Sie habe alle ihre Gene von ihrer Mutter. Damit wäre sie ein Klon, eine Kopie ihrer Mutter. Bewiesen haben die Raelianer

das noch nicht. Aber sie behaupten, sie hätten es folgendermaßen gemacht: Eva bekam die zweite Hälfte der Gene nicht von einem Vater, sondern ebenfalls von ihrer Mutter. Sie haben dazu Gene aus einer anderen Zelle der Mutter rausgenommen und in deren Eizelle hineingespritzt. Das klingt jetzt einfach, ist aber ziemlich schwer: Weil Eizellen so klein sind, braucht man eine Spritze mit einer wahnsinnig dünnen Nadel.

Zwei Menschen nach demselben Bauplan

Die so bearbeitete Eizelle haben die Forscher dann im Bauch von Evas Mutter wachsen lassen, genau wie bei einer normalen Schwangerschaft. Nach einiger Zeit wurde Eva geboren - das behaupten zumindest die Raelianer. Vielleicht sagen sie das auch nur, um sich wichtig zu machen. Vielleicht ist Eva ein ganz normales Kind. Für Eva wäre das wahrscheinlich besser.

Man hat dieselbe Methode schon an Tieren ausprobiert und diese Klontiere sind fast alle krank. Das geklonte Schaf Dolly zum Beispiel hat dieselben Gene wie seine Mutter, ist aber viel kränklicher. In Deutschland ist es verboten Menschen zu klonen. Falls Eva wirklich das erste Klon-Kind ist, wird sie wirklich "ganz die Mama sein?" - dieselben Dinge können und dasselbe Essen mögen? Wahrscheinlich nicht: Das entscheidet nämlich nicht nur unser Gen-Bauplan.

Wenn jemand gut in Mathe ist, dann muss das nicht an seinen Genen liegen. Es kann sein, dass er viel übt. Und wenn jemand keine Trauben-Nuss-Schokolade mag, hat er vielleicht irgendwann mal fünf Tafeln auf einmal gegessen und jetzt auf alle Zeiten genug davon. Lauter gleiche Kinder wird es also bestimmt nie geben.

Katarina Bader

ILLUSTRATION: JOJO KÜGELE

Ressort: Zisch

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