Jugendbücher

Lutz van Dijks "Romeo und Jabulile": Arm, ärmer, Flüchtling

Lutz van Dijks Jugendbuch "Romeo und Jabulile" erzählt vom Fußball und einer harten Wirklichkeit.  

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Gigantische, von Stararchitekten geplante Hochglanzstadien werden die Fußballwelt beeindrucken, wenn am Freitag in Südafrika das Großereignis Fußball-WM angepfiffen wird. Die 13-jährige Jabulile vom Vuka-Intombi-Fußballklub im Township Masi südwestlich von Kapstadt wird davon wenig haben. Dreimal die Woche trainiert ihre Mädchenmannschaft, angeleitet von dem charismatischen Pastor Khanya, auf dem staubigen Kickerplatz hinter der Grundschule. Alle Versuche, dort "richtig grünes Gras" anzulegen, sind mangels Wasser und Dünger gescheitert. "Rasen hält bei uns immer nur bis zum Anfang des Frühlings", erfahren wir von der Ich-Erzählerin. Häufig müssen sie das Training wegen Sandstürmen abbrechen. Der Gerechtigkeit halber vereinbaren sie beim Sportfest mit der gegnerischen Mannschaft, dass man barfuß spielt, denn nicht alle können sich Fußballschuhe leisten.

Ihre Begeisterung für das runde Leder lassen sich die jungen Spielerinnen in ihren von einer amerikanischen Kirchengemeinde gespendeten Trikots aber durch nichts vermiesen. Jabulile ist ihre Star- kickerin und beeindruckt mit einem Traumtor. Nicht nur ihren Bruder Lonwabo und seine Freunde, sondern auch einen schmächtigen, leicht hinkenden Jungen, der ihr nach dem Spiel seine Bewunderung zeigt. Ausgerechnet Romeo heißt er, und das hat weniger mit Shakespeare zu tun als mit einem italienischen Rennwagen, für den sein Vater einst schwärmte. Dennoch steht das berühmte Liebespaar aus Verona Pate bei der Liebesgeschichte zwischen Romeo und Jabulile, die sich von da an entspinnt. Denn Romeo gehört der verhassten Gruppe von Flüchtlingen aus Simbabwe an, die in Südafrika Schutz vor Verfolgung suchen.

Obwohl Jabuliles Familie und die anderen schwarzen Bewohner des Townships selbst in bitterster Armut leben und aus Apartheidszeiten eigentlich wissen müssten, wie sich Ausgrenzung und Diskriminierung anfühlen, schauen sie mit Verachtung auf die Flüchtlinge aus Simbabwe herab. Schutzlos und noch ärmer als sie, rangieren sie auf der sozialen Stufenleiter ganz unten. Mit allen Mitteln versucht Lonwabo zu verhindern, dass seine Schwester sich weiter mit Romeo trifft und beschwört damit eine Katastrophe herauf. Am Ende brennen die Hütten der Flüchtlinge, die vor der Gewalt der Einheimischen fliehen müssen. Und für Jabulile beginnt die verzweifelte Suche nach Romeo ...

Der deutsch-niederländische Autor Lutz van Dijk hat sein Buch Ernesto Nhamuave gewidmet, der als Gastarbeiter auf der Suche nach einem besseren Leben aus Mosambik nach Südafrika gekommen und von seinen hasserfüllten Nachbarn verbrannt wurde. Das Foto von seiner Ermordung hatte der Welt den neuen Fremdenhass in Südafrika sichtbar gemacht. Ohne Pathos und Mitleidspose erzählt van Dijk die Geschichte von "Romeo und Jabulile" und hat im Peter Hammer Verlag einen der wenigen deutschen Verlage gefunden, die sich für Afrika-Literatur engagieren. Gerade jetzt könnte diese Geschichte helfen, den Hochglanzarenen ein Stück südafrikanischer Wirklichkeit zur Seite zu stellen.
– Lutz van Dijk: Romeo und Jabulile. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2010, 107 Seiten, 12,90 Euro. Ab 12.

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