London beendet Corona-Restriktionen
Boris Johnson will der Bevölkerung in England wieder ein normales Leben bescheren / Experten halten das für übereilt und riskant.
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In London sieht man sich dem Rest Europas erneut ein gutes Stück voraus. Premier Boris Johnson wies stolz darauf hin, dass Großbritannien wieder einmal einen anderen Pfad gewählt habe als die kontinentalen Nachbarn. Vielfache Warnungen im eigenen Land über "voreilige Schritte" glaubt Johnsons Regierung dabei ignorieren zu können – obwohl die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen mit rund 100 000 noch immer relativ hoch liegt und Experten vor einer möglichen zweiten Omikron-Welle im April oder Mai warnen.
Seit Donnerstag dieser Woche sieht sich die Bevölkerung Englands jedenfalls aufgefordert, nicht mehr von daheim zu arbeiten, sondern wieder an ihre Arbeitsplätze zu gehen. In Klassenzimmern besteht keine Maskenpflicht mehr. Vom Donnerstag nächster Woche an sind nirgendwo mehr Masken obligatorisch. Auch Covid-Pässe, die man in den vergangenen Wochen bei Großveranstaltungen vorzeigen musste, werden nicht mehr nötig sein. Noch viel weiter will man aber spätestens im März gehen. Abgeschafft werden soll dann jede gesetzliche Pflicht zur Selbstisolation.
Ihre Absicht, binnen zwei Monaten alle Restriktionen abzubauen, "so weit es die Daten erlauben", gründet die Regierung auf die Tatsache, dass die Bevölkerung der Britischen Inseln inzwischen über eine verhältnismäßig hohe Immunität verfügt. Dem Statistischen Amt zufolge haben 97 Prozent der Menschen Antikörper gegen Covid-19 entwickelt – teils durch Impfungen und Booster, teils durch Genesung.
Generell ist die Zahl der Neuinfektionen rückläufig. Und die Zahl der Krankenhaus-Patienten und der Toten hat zu keinem Zeitpunkt in diesem Winter das katastrophale Ausmaß der ersten beiden Covid-Wellen erreicht. Dennoch melden die Spitäler rund 20 000 Covid-Patienten. Und die Zahl der Toten geht jeden Tag in die Hunderte. Sie lag am Dienstag bei 438. Covid-Forscher und Gesundheitsexperten haben den Regierungskurs denn auch als übereilt und riskant bezeichnet. Sie haben darauf verwiesen, dass die Infektionszahlen auch deshalb nicht höher liegen, weil sich viele Briten besonders vorsichtig verhielten und Kontakte vermieden, so gut es ging. Mit ihrer neuen Politik aber vermittle die Regierung "ein falsches Sicherheitsgefühl", meint Chaand Nagpaul, der Vorsitzende der Britischen Ärztekammer.