Lehrer führte Doppelleben

Ein spielsüchtiger Schulleiter hat vom Konto seiner Schule mehr als 180 000 Euro abgezweigt.  

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Der ehemalige Schulleiter (links) und sein Anwalt Andreas Zott  | Foto: Sina Schuldt (dpa)
Der ehemalige Schulleiter (links) und sein Anwalt Andreas Zott Foto: Sina Schuldt (dpa)

BRAUNSCHWEIG (dpa). Weil er seine Spielsucht mit dem Geld von Konten seiner eigenen Schule finanziert hat, ist ein Schulleiter aus Salzgitter zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt worden. Mit dem Urteil des Landgerichts Braunschweig wegen Untreue dürfte der 53 Jahre alte Pädagoge seinen Beamtenstatus verlieren.

Der Ex-Rektor einer Hauptschule hatte zum Prozessauftakt gestanden, unter der Last von rund 300 000 Euro Spielschulden Konten der Schule geplündert zu haben. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, in seiner Funktion als Schulleiter von 2013 bis 2016 mehr als 182 000 Euro vor allem auf das Konto seiner Frau umgeleitet zu haben. In der Anklageschrift ging es um 326 Fälle von Betrug und Untreue. Sie bei Prozessbeginn vorzulesen hatte alleine fast eine Stunde gedauert. "Gespielt, gewonnen und dann nahm das Unheil seinen Lauf", so fasste die Anwältin der Ehefrau, die zunächst wegen Beihilfe zur Untreue in 254 Fällen mit angeklagt war, aber offenbar von nichts wusste, die Geschichte am Mittwoch knapp zusammen.

2006 wurde der Angeklagte Schulleiter einer Hauptschule in Salzgitter. Drei Jahre später fand er, so wie er sich erinnert, einen Gutschein zum Online-Spielen im Briefkasten. "Ich habe direkt 1000 Euro gewonnen", sagte er in seinem Geständnis zum Prozessauftakt. Was folgte, war eine Abwärtsspirale in die Spielsucht. "An manchen Tagen habe ich bis zu 20 000 Euro verloren".

Wenn seine Frau schlief oder einkaufte, zockte der Lehrer teilweise die komplette Nacht hindurch – bis er wieder zur Schule musste. "Zum Schluss hatte ich neun Kreditkarten und unser Haus mit 130 000 Euro belastet", bilanzierte der 53-Jährige selbst. Für das Gericht schilderte er glaubhaft, wie er ein Doppelleben aufbaute, um seine Sucht zu verdecken. Demnach funktionierte er als Schulleiter, Mann und Vater, ohne dass jemand seine Probleme erkannte.

Durch nachforschende Kollegen flog der Schulleiter 2016 doch auf und wurde suspendiert. Mit der Unterstützung seiner Familie begann er eine Therapie, die er nach Überzeugung des Gerichts erfolgreich abgeschlossen hat. Einen erheblichen Teil des Geldes hat der Lehrer bereits zurückgezahlt. Etwa 30 000 Euro stellte die Staatsanwaltschaft sicher. Der Rest soll noch vom Verurteilten eingezogen werden. Durch die Strafe muss er zudem mit der Entfernung aus dem Beamtenverhältnis rechnen. Eine Revision gegen das Urteil ist noch möglich.

Der Richter machte in seinem Urteil aber auch deutlich, dass durch die damaligen Verhältnisse an der Schule die Taten zumindest nicht schnell beendet wurden. Eine ordentliche Kassenprüfung habe es nicht gegeben. Der Kontrolleur sei der Schulleiter selbst gewesen.
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