Gordon-Bennett-Cup
Legendärer Ballon-Wettstreit: Wer kommt am weitesten?
Sie bleiben tagelang in der Luft, immer auf der Suche nach dem besten Wind: 24 Ballons sind im Ruhrgebiet zum angeblich härtesten Gasballonrennen der Welt gestartet.
dpa
Di, 20. Sep 2016, 0:00 Uhr
Panorama
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Wilhelm Eimers (66) aus dem Ruhrgebiet, Elektrotechniker und früher Feuerwehrmann, gewann den Cup vier Mal und wurde acht Mal Zweiter. Sein Konkurrent Vincent Leys (68) ist Zahnprothesen- und Ballonbauer, er wurde schon neun Mal Erster. Laut Eimers hat er eine überlegene Technik. Am Boden sind die beiden Freunde, in der Luft Rivalen.
Auf die Zeit kommt es bei dem Wettbewerb nicht an, sondern darauf, wer am meisten Kilometer zurücklegt. Das hat Eimers 2012 beim Cup in Portugal deutlich gemerkt. "Ich bin gelandet und war für 13 Stunden Erster. Wer kommt am nächsten Tag an? Der Herr Leys kommt an, überholt mich und landet zehn Kilometer weiter." Der Rekord liegt bei 3400 Kilometern, aufgestellt 2005 in den USA.
Die Ballonfahrer werden mit je einem Copiloten durch Europa fahren, dabei abwechselnd wach bleiben und die Höhenschicht mit dem besten Wind suchen. "Wir sind Teil des Windes. Wir haben wenig Einflussmöglichkeit, außer mal ein bisschen die Höhe zu wechseln", sagt Eimers. Man fühle sich der Natur da oben ausgeliefert, sagt er, aber auch als Teil von ihr. "Ich denke, man gewinnt, wenn man wirklich in Symbiose mit der Natur ist", meint Konkurrent Leys.
Als Hilfestellung, um den richtigen Wind zu finden, gibt eine Crew vom Boden aus ständig Wetterbericht und Windprofile per Satellitentelefon durch, erklärt Eimers. Wenn es in den tieferen Luftschichten nicht klappt, müsse man Ballast abwerfen, um weiter oben besseren Wind zu suchen.
Der Franzose Leys hat sich einen historischen Ballon gebaut, etwa wie jene beim ersten Gordon-Bennett-Cup 1906. Die Hülle ist von einem Netz umspannt und insgesamt rund 90 Kilogramm leichter als die modernen Sportballone. Deswegen kann er neun Säcke Sand extra mitnehmen. Ein großer Vorteil: Denn wenn der Deutsche schon allen Ballast abgeworfen hat, kann der Franzose mit den Extrasäcken noch flexibler die Höhe wechseln.
Der Wind wehte die Gasballons in der Nacht zum Montag wie erwartet erst einmal Richtung Süden. Für die Ballonfahrer birgt das eine besondere Schwierigkeit. "Die Hälfte der Teilnehmer wird sicher nicht über die Alpen fahren. Da muss ich 3000 bis 4000 Meter hoch", erklärt Eimers. Und danach komme der schmale italienische Stiefel, wo man den Luftraum von Rom umfahren müsse. Doch was genau der Wind mit den Ballons vorhat, weiß jetzt noch niemand.
Der Gasballon-Sport ist nicht ganz ungefährlich: 1983 war Eimers beim Versuch, England zu erreichen, mit seinem Copiloten in die Nordsee gefallen.