Gegen das Vergessen

Lahr legt ersten Stolperstein für Euthanasieopfer

Künstler Gunter Demnig hat am Donnerstag vier Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Darunter der Stein für den 12-jährigen Hans Kroel. Er wurde 1940 in der T4-Aktion ermordet.  

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  | Foto: Christoph Breithaupt
Foto: Christoph Breithaupt
Als Kleindenkmale bezeichnete Oberbürgermeister Markus Ibert die Stolpersteine, die in der Stadt an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Am Donnerstag verlegte Künstler Gunter Demnig vor dem Haus Mühlgasse 12 den Erinnerungsstein für Hans Kroel, der 1940 im Alter von zwölf Jahren im Konzentrationslager Grafeneck ermordet wurde. Anschließend wurden noch drei Stolpersteine im Neuwerkhof in Erinnerung an die jüdische Familie Weil verlegt.

Stolperstein für 12-jähriges Opfer der T4-Aktion

Der Stolperstein für Hans Kroel ist der erste, mit dem in Lahr an ein Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Aktionen erinnert wird. Initiiert wurde der Stein von Pfarrer Richard Lallathin und Historiker Hans-Werner Scheuing von der Johannes-Diakonie Mosbach. Scheuing berichtete in eindringlichen Worten davon, wie Hans Kroel und 262 Bewohner der damals unter dem Namen "Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache" firmierenden Einrichtung im Rahmen der Aktion T4 ermordet worden waren. Hinter dem Kürzel verbirgt sich die Adresse Tiergartenstraße 4 in Berlin, von wo aus zwischen 1940 und 1944 das Mordprogramm an psychisch Erkrankten und geistig und körperlich Behinderten organisiert worden war.

Der 1928 in Lahr geborene Hans Kroel war zusammen mit seinem jüngeren Bruder Kurt in die Johannes-Anstalten gekommen. Bei der Stolperstein-Verlegung waren neben Kurt Kroel und dessen Sohn Boris weitere Familienangehörige und einige Mitarbeiter der Lahrer Werkstätten, der Offenen Hilfen Lahr und der Reha-Einrichtung der Johannes-Diakonie in Offenburg anwesend.

Norbert Klein und Doris Gerteis vom Historischen Verein Mittelbaden verwiesen darauf, dass es mit der 1918 geborenen Gertrud Kunz ein weiteres Euthanasie-Opfer in Lahr gegeben habe, für die im Herbst ein Stolperstein verlegt werden soll. Auch sie war 1940 in Grafeneck, in der "ersten Gaskammer der Menschheitsgeschichte" (Scheuing) von den Nationalsozialisten ermordet worden.

Familie Weil in Auschwitz ermordet

Mit den drei Stolpersteinen, die im Neuwerkhof an die jüdische Familie Moritz, Bertha und David Weil erinnern, gibt es in Lahr nun 64 Stolpersteine. Moritz Weil wurde 1873 in Emmendingen geboren, seine gleichaltrige Frau Bertha (geborene Schnurmann) in Schmieheim. Der gemeinsame Sohn David Theo wurde 1900 in Lahr geboren und arbeitete mit im Alteisenhandel des Vaters. Vater und Sohn wurden nach der Reichspogromnacht am 11. November 1938 für einige Wochen in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Später musste die Familie ins "Judenhaus" in der Schlosserstraße umziehen. Am 22. Oktober 1940 wurden Moritz, Bertha und David Theo Weil zusammen mit 21 Lahrer Juden in das Internierungslager Gurs deportiert, und von dort schließlich 1942 nach Auschwitz, wo sie noch am Tag ihrer Ankunft ermordet wurden.

Oberbürgermeister Ibert verwies auf die Verantwortung eines jeden, für eine friedliche und demokratische Gesellschaft einzutreten. Es gelte, "Stopp zu sagen", wenn Plakate mit Fadenkreuz gezeigt werden, wenn bislang Unsagbares wieder hoffähig werde, wenn Menschen nach ihrer Nützlichkeit beurteilt werden.

Die Stolpersteine für Familie Weil und Hans Kroel wurden gestiftet von Michael Paul, Wilhelm Alexander, Gisela Guenther und Hans Textor.
Angehörige von Euthanasieopfern, die Interesse daran haben, mit einem Stolperstein an diese zu erinnern, können sich an Norbert Klein von der Regionalgruppe Geroldseckerland im Historischen Verein Mittelbaden wenden unter Tel.  07821/26657, E-Mail: [email protected].

Weitere Informationen unter http://www.stolpersteine-guide.de
Schlagworte: Hans Kroel, Gunter Demnig, Norbert Klein
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