Venedig
Lagunenstadt erhebt bald Eintrittspreis
Von Mai an sollen Tagestouristen in Venedig drei Euro Eintritt bezahlen. Der Bürgermeister der Stadt will so die Besucherströme kontrollieren.
Julis Müller-Meiningen
Di, 5. Feb 2019, 20:30 Uhr
Panorama
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ROM/VENEDIG. Seit den Tagen der venezianischen Republik wird Venedig "La Serenissima" genannt, was so viel wie "Durchlauchteste" bedeutet. Man würde sich nicht wundern, wenn sich Touristen demnächst neue Spitznamen für die Lagunenstadt ausdächten. "La Carissima" zum Beispiel, die Teuerste. Denn von Mai an sollen Tagestouristen Eintritt für Venedig bezahlen.
28 Millionen Besucher sollen es zuletzt pro Jahr gewesen sein, obwohl eine Studie nahelegt, dass die Stadt mit ihren nur noch 55 000 Einwohnern gerade einmal 7,5 Millionen Besucher pro Jahr verträgt. Schon jetzt zahlen Besucher einen Touristen-Zuschlag in Höhe von drei Euro, der auf die Hotelrechnung aufgeschlagen wird. Wer in der Stadt übernachtet, zahlt weiter diesen Aufschlag. Die Eintrittskarte für die Stadt ist Tagestouristen vorbehalten, weil diese mit Stippvisiten und nicht selten auch mit improvisierten Picknicks kaum etwas in die Kassen der Stadt und ihrer Bewohner spülen.
Die Touristenabgabe soll bei der Benutzung von öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln aufgeschlagen werden. 75 Minuten Venedig an einem kühlen Tag im August kosteten dann 20,50 Euro: 10,50 Euro für ein 75-Minuten-Ticket mit dem Vaporetto-Wasserbus und zehn für das Stadtticket. Bereits vergangenes Jahr ließ die Stadtverwaltung unter dem umstrittenen Bürgermeister Brugnaro Drehkreuze an neuralgischen Stellen der Stadt installieren, um den Besucheransturm besser zu bewältigen.
Demselben Kalkül ist nun auch die neue Maßnahme geschuldet. "Das Ziel ist, mit der Zeit die Touristenströme der Stadt zu kontrollieren und die Ankünfte ab 2022 vorherzusehen", sagte Brugnaro, der die verschuldete Kommune finanziell sanieren will. In zwei Jahren soll die Venedig-Reservierung für Tagesbesucher verpflichtend werden. Niemand würde der Zugang verwehrt, erklärte Brugnaro. Es würde nur komplizierter. Die Kosten rechtfertigt der Bürgermeister mit der Instandhaltung der Stadt.
Es ist unwahrscheinlich, dass eine Eintrittsgebühr tatsächlich den Ansturm reduzieren kann und soll. Zudem ist Venedig ein Geschäft, nicht zuletzt für die Venezianer selbst. Viele profitieren von den hohen Mieteinnahmen für Geschäfte und Restaurants oder vom Immobilien-Verkauf. Von 2020 an könnte es dann offiziell werden: Venedig wechselt die Kategorie, aus einer Stadt wird ein Museum.
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