Kunst durch die Kirche inspiriert
Zehn Bilder zu Motiven der Christuskirche gehen als Schenkung des Malers Willi Raiber an die Evangelische Kirchengemeinde Rheinfelden. Es sind farbsymbolische Werke über die Kirchenfenster und biblischen Inschriften.
Damals hatte die Kirchengemeinde Künstlerinnen und Künstler aus der Region gebeten, sich mit der Kirche und der Kunst in der Kirche auseinanderzusetzen. Willi Raiber beschäftigte sich intensiv mit den Kirchenfenstern, die von dem Stuttgarter Künstler Rudolf Yelin 1937 geschaffen wurden und Szenen aus dem Leben Jesus zeigen. Der Maler interpretierte Yelins Fensterbilder, aber auch Balkeninschriften der Kirche farbsymbolisch in abstraktem Stil. "Mir ging es nicht um die Formen, sondern um Farben, Farbflächen und die farbsymbolische Darstellung der Inhalte mit reduzierten Mitteln", erklärt Raiber, der sich bei den religiösen Motiven von der Ausdruckskraft und Bedeutung der Farbe leiten ließ. In Spachteltechnik schuf er zehn Bilder, alle in quadratischem Format 100 auf 100 Zentimeter groß, mit lasierender Acrylfarbe und in vielen Schichten, "aber jede Farbe ist transparent."
Für seine Interpretation des Taufbildes wählte er die Farbe Blau als Symbol für das Wasser, den Ursprung des Lebens, grafisch und reduziert in der Gestaltung. Ein Stück helles Blau und etwas Weiß lichtet das tiefe Blau auf. In seiner Deutung des Fensters über die Versuchung Jesu durch den Teufel in der Wüste bricht ein roter Streifen wie ein Block "oder wie ein Messer" durch die Ruhe der monochromen Fläche, als Symbol "für das Böse, für die Versuchung". Bei dem Kirchenfenster, das die Segnung der Kinder darstellt, hatte Raiber folgende Assoziation vor Augen: "Kinder sind Leben, bunt, quirlig". Sein Bild wirkt so, "als würde man von oben auf einen Kinderspielplatz oder ein Schwimmbad schauen, wunderschön, viel Farbe auf ruhigem Grund, nur Freude und Farbe."
Im Fenster zur Bergpredigt, Raibers Lieblingsbild, sieht man Jesus hoch aufgerichtet mit emporgehobenen offenen Armen, wie er zu den Menschen spricht. Bei Raiber erscheint "etwas Leuchtendes, Goldenes" in der flächig-abstrahierten Gestaltung, in der Menschenmenge sei jeder anders durch verschiedene Farben dargestellt. Bei der Abendmahl-Szene wählte Raiber eine rechteckige Fläche, die den Tisch versinnbildlicht, außerdem setzte er Zahlenmystik ein und spielt auf Strichcodes in einzelnen Strichen an. Die Zahl sieben, "auf der das ganze Leben basiert", baut er ebenso ein wie die Zahl 13, die "für das Schlechte, das Böse", den Verrat, stehe. Das Kirchenfenster über das nächtliche Gespräch zwischen Jesus und dem Pharisäer Nikodemus stellte für Raiber eine Herausforderung dar. "Wie soll man ein Gespräch farbsymbolisch darstellen?" Raiber wählte einen violetten Rahmen, Violett als bedeutende Farbe in der christlichen Kirche. Das Violett fasst eine weiße, leere Fläche ein, die Projektionsfläche für vielerlei Interpretationen sein kann.
Auch von den Inschriften und Bibelworten ließ sich Raiber zu Farbkompositionen in klarem, reduziertem Stil anregen. "Gott ist Liebe" deutet er als rote Fläche auf grauem Untergrund mit einem Streifen Gelb: eine abstrakte Farbfeldmalerei im Stil von Mark Rothko. "Ich bin die Auferstehung" symbolisiert der Maler anhand einer leuchtenden Kraft, die aus dem Boden nach oben strebt, gleichsam wie zwei Lichtsäulen. Ein blau-grüner Himmel, zwei pinkfarbene Kondensstreifen stehen für dieses Leuchten. "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen": Diese Inschrift setzt Raiber in einem Bild um, das in zwei Flächen unterteilt ist: oben Himmel, unten die Erde als graue Fläche, von der ein schwarzer Balken hochragt in den goldenen Himmel. In "Gott ist Geist" leuchtet ein Ultramarinblau "wie ein Saphir" aus dem Dunkel.
"Jeder kann etwas anderes darin sehen, es ist ja nichts Gegenständliches", sagt Willi Raiber zu den zehn Bildern. 2003 waren sie anlässlich des Bibel-Projekts schon einmal in der Christuskirche ausgestellt. Nun erhalten sie dort durch die Schenkung ihren festen Platz und werden unter den Kirchenfenstern angebracht. "Mir geht es darum, dass die Kirche farbig wird", sagt Raiber über seine Beweggründe. Sein Wunsch ist es, dass die Bilder zusammenbleiben": "Das Beste ist, wenn sie dort bleiben, wo sie hingehören: in der Christuskirche".
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