Jahresbilanz

Krise in der Autoindustrie: ZF mit Milliardenverlust

Beim Autozulieferer ZF kriselt es gewaltig. Der Konzern machte im vergangenen Jahr einen riesigen Verlust. Der Ausblick für 2025 lässt nicht auf Besserung hoffen.  

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Beim Autozulieferer ZF kriselt es. Foto: Felix Kästle/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Friedrichshafen (dpa) - Der Autozulieferer ZF hat 2024 tiefrote Zahlen geschrieben. Der Verlust betrug knapp über eine Milliarde Euro, wie das Unternehmen in Friedrichshafen am Bodensee mitteilte. Vor allem hohe Rückstellungen für Umbaukosten in Höhe von rund 600 Millionen Euro hätten zu dem Nettoergebnis geführt. 2023 hatte der Konzern unter dem Strich noch einen Gewinn von 126 Millionen Euro gemacht.

"Das Jahr 2024 hat deutlich gemacht, unter welch enormem Druck unsere Branche und damit auch unser Unternehmen steht", sagte der ZF-Vorstandschef Holger Klein. Man begegne den Herausforderungen mit einem Maßnahmeplan. Dazu zählen etwa Einsparungen und Stellenabbau. Das Ziel sei, ZF zu entschulden und zu einem agileren und profitableren Technologieführer zu entwickeln. 

Gewinneinbruch und Umsatzverlust

ZF ist einer der weltweit größten Automobilzulieferer. Der Konzern gehört zu 93,8 Prozent der Zeppelin-Stiftung, die vom Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen geführt wird. Der Zulieferer versorgt Autohersteller nicht nur mit Automatik- und Schaltgetrieben, sondern etwa auch mit Lenksystemen, Bremsen und Sicherheitstechnik. 

Das Unternehmen leidet wie viele andere der Branche unter der schwachen Konjunktur und der mauen Nachfrage - vor allem nach E-Autos. Trotz des Verlustes soll eine Dividende in Höhe von etwas mehr als 40 Millionen Euro an die Bodensee-Stadt gehen. 

Die europäische Autoindustrie und somit gleichfalls die deutschen Hersteller samt ihren Zulieferern stehen unter Druck. Sie sehen sich zunehmender Konkurrenz aus China ausgesetzt, aber auch der US-Autobauer Tesla macht europäischen Unternehmen im E-Auto-Markt Anteile streitig. 

Für die Wirtschaft in der EU und vor allem im Autoland Deutschland ist diese Industrie von entscheidender Bedeutung. Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller derzeit abwärts. Alle meldeten für 2024 satte Gewinnrückgänge.

41,4 Milliarden Euro konnte der ZF-Konzern im vergangenen Jahr an Erlösen erzielen. Das ist ein Rückgang von rund elf Prozent oder 5,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag bei rund 1,5 Milliarden Euro, das sind rund 900 Millionen Euro weniger als 2023.

Schulden belasten Konzern

Neben dem schleppenden Geschäft und einem enormen Investitionsdruck belasten auch hohe Schulden in Höhe von mehr als zehn Milliarden Euro den Konzern. Diese haben ihren Ursprung vor allem im Erwerb des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco. Der Konzern bezahlt aktuell mehrere Hunderte Millionen Euro an Zinsen. Der Schuldenberg ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 500 Millionen Euro gestiegen. 

Entlastungen erhofft sich der Konzern, indem er Investoren an Bord holt bei einzelnen Divisionen. Aktuell wird die Antriebssparte, das Herz von ZF mit mehr als 30.000 Mitarbeitern, mit einer Abspaltung auf eine mögliche Partnerschaft vorbereitet. Einen Verkauf schließt der Konzern weiterhin aus, dieses Mal aber mit dem Beiwort "zunächst". "Ein möglicher Partner soll unser Herz gewinnen und es nicht herausreißen", betonte Klein.

Zahl der Beschäftigten sinkt

In den kommenden Jahren will ZF bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abbauen. Zum 31. Dezember 2024 beschäftigte der Konzern laut Mitteilung weltweit 161.631 Menschen - rund vier Prozent weniger als im Vorjahr. In Deutschland habe sich die Mitarbeiterzahl nominell ebenfalls um gut vier Prozent auf etwas mehr als 52.000 verringert. 

Für das laufende Geschäftsjahr sei nicht mit einer Besserung zu rechnen. Bei stabilen Wechselkursen geht der Konzern für das Jahr 2025 von einem Umsatz von über 40 Milliarden Euro aus.

Der Konzern müsse sich so tiefgreifend verändern wie nie zuvor, betonte Klein bei einer Online-Pressekonferenz. 2024 und 2025 seien Jahre des Übergangs.

© dpa‍-infocom, dpa:250320‍-930‍-409155/5

Schlagworte: Holger Klein

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