Konkurrenz für die Traditionsnudel
Pasta aus Hülsenfrüchten, Algen oder Wurzeln drängt in die Regale des Handels / Die herkömmlichen Teigwaren werden aber bleiben.
Antonia Hofmann
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BERLIN. Spaghetti Bolognese oder Aglio e Olio, Spiralnudeln mit Pilzsauce oder Gemüselasagne – das Pasta-Universum ist unendlich. Längst ist die Nudel auch aus der deutschen Küche nicht mehr wegzudenken. Doch wer aufmerksam durch den Supermarkt geht, dem fallen immer mehr vermeintlich gesunde Nudel-Varianten auf: Pasta aus Hülsenfrüchten, Algen oder Wurzeln. Hat die gute, alte Hartweizennudel etwa ein Problem?
Der Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr bewege sich in Deutschland um die Acht-Kilo-Marke herum, sagt der Geschäftsführer des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS), Alexander Jess. 1980 seien es noch vier Kilo gewesen. Bei den Einfuhren kommt nach wie vor viel Pasta aus Italien: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes importierten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr knapp 524 000 Tonnen Teigwaren – rund 70 Prozent davon stammten aus Italien. Es bleibt damit das mit Abstand wichtigste Lieferland für Teigwaren.
Der Trend zu immer bewussterer Ernährung ist im Supermarktregal an vielen Stellen erkennbar: Sojadrink statt Milch oder Tofuscheiben als Salamiersatz – alles braucht die "perfekte" Alternative. Wer sich auf Ratgeberseiten umschaut, bemerkt auch das bröckelnde Image der Nudel: "So machen Nudeln weniger dick", heißt es da etwa. Helfen sollen "Gesunde Pastaalternativen zur Weizennudel", "Nudeln ohne Kohlenhydrate" oder "Zucchini-Nudeln" zum Selbermachen.
Ernährungstrends wie Low-Carb, glutenfrei oder vegan schlagen sich im Nudel-Angebot nieder. Es gibt etwa Pastaersatz aus Kichererbsenmehl, Algen, Konjakwurzeln oder Kastanien zu kaufen. Die Hersteller kommen etwa aus den Niederlanden oder Deutschland. Die rheinland-pfälzische Bio-Marke Govinda vertreibt seit rund zwei Jahren ihre Nudelalternative "Goodel", also "Die gute Nudel". Die Idee: glutenfreie, proteinreiche Pasta. "Auf Glutenunverträglichkeit wird heute mehr geachtet", sagt Govinda-Qualitätsmanagerin Daniela Mack.
Bedarf für die Alternativprodukte hätten aber nicht nur Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit. Die Kunden seien bunt gemischt: Manchen sei Weizen zu hochgezüchtet, sie wollten es etwas natürlicher, so Mack. Andere wollten Kohlenhydrate reduzieren.
Die Govinda-Nudel aus roten Linsen gehört nach Unternehmensangaben zu den bestverkauften der rund 200 Produkte. Laut Produktmanagerin Jasmin Maiwald würden die Verkaufszahlen nun etwas sinken: Die Konkurrenz hole auf.
Für Branchenexperten ist von den alternativen Produkten aber keine große Konkurrenz für die Nudel zu erwarten. "Es kommt ein Trend, und fünf Jahre später gibt es einen Gegentrend", sagt etwa Guido Jeremias vom Verband der deutschen Getreideverarbeiter und Stärkehersteller. "Die Angebote werden bleiben, aber als Ergänzung", meint hingegen Thomas Fiege vom Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft BLL.
Alexander Jess vom VGMS sieht das ähnlich: "Das ist nicht die Abkehr von der klassischen Nudel." Solche Ernährungstrends schlügen sich nicht systematisch in den Zahlen nieder. Die Alternativprodukte bedienen laut Jess Nischen im einstelligen Prozentbereich. Er schätzt, dass die klassische Nudel noch weit über 90 Prozent Marktanteil in Deutschland hält.
Und eine Entitalienisierung der Nudel droht nicht: Denn auch die großen italienischen Pastaproduzenten reagieren mit Hartweizen-Alternativen. Barilla etwa ist bei Vollkorn- und glutenfreier Pasta nach eigenen Angaben bereits Marktführer. Anfang kommenden Jahres soll Pasta aus Kichererbsen und roten Linsen folgen. Auch Buitoni verkauft glutenfreie Pasta aus einem Mix aus Mais, Reis und Quinoa. Im Vergleich müssen Kunden für die Alternativnudeln tiefer in die Tasche greifen: Sie kosten teilweise mehr als die Klassiker.
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