Achtjähriges Gymnasium

KOMMENTAR: Luftschloss für Superschüler

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Der große Schlag ist für Sommer 2004 geplant: Mit einem gigantischen Kraftakt wird Kultusministerin Annette Schavan unser Ländle an die Spitze der Bildungsliga wuchten. Vier plus acht Jahre Schulzeit für alle! Zumindest für die Gymnasiasten unter uns. All die Bayern, Niedersachsen und Brandenburger, die noch 13 Jahre die Schulbank drücken müssen, kann man doch nur noch bemitleiden. Oder?

1998, zu Beginn des zweiten großen Modellversuchs an 63 Gymnasien in Baden-Württemberg, hieß es vonseiten der Landesregierung noch, eine generelle Einführung des G 8 käme nicht in Frage. Denn man wolle damit nur die so genannten Hochbegabten fördern. Jetzt, vier Jahre später, hat es den Anschein als hätte sich im Südwesten Deutschlands eine neue, allen anderen überlegene Rasse von Superschülern entwickelt. Keine Rede ist mehr von der Förderung einer Elite, stattdessen gilt: Baden-Württemberg, einig Begabten-Land. Oder auch nicht. Im Endeffekt ist es den Verantwortlichen egal, denn das Ziel der Förderung einer Minderheit ist längst vom unschlagbaren Globalisierungsargument geschlagen worden: Nirgends in Europa vertändeln die Schüler so viel Zeit bis zu ihrer Hochschulreife wie in Deutschland, heißt es. Tatsache ist jedoch, dass zum Beispiel französische Schüler in zwölf Jahren 1000 Stunden mehr absitzen, als wir in dreizehn. Kein Wunder, denn Länder, die eine zwölfjährige Schulzeit anbieten, haben Vorschulen und Ganztags-Schulsysteme. Eine unbeschränkte Hochschulreife stellt nur Österreich nach zwölf Jahren aus. Und, mal im Ernst, welcher Politiker zitiert schon Österreich, wenn er für seine Ziele wirbt?

Vielleicht geht es bei diesem Luftschlossprojekt gar nicht um die Bildung einer Spätzle-essenden Elite, die sich die Spitzenpositionen in ganz Europa unter den badisch-schwäbischen Nagel reißt, sondern schlicht und einfach ums Sparen. Denn, je kürzer die Schulzeit ist, desto weniger Lehrer werden gebraucht. Schöne Aussichten.

Christoph Sprich

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