Kojo ist Freiburgs größter Youtuber
Youtube-Profi: Für immer mehr Jugendliche ist das ein Traumjob – ein Freiburger hat den Sprung in dieses Geschäft gewagt.
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430 000 Abonnenten, das Topvideo über zwei Millionen mal geklickt: Auf die Zahlen, die Freiburgs erfolgreichster Youtuber Kojo Boison vorweisen kann, blicken selbst große Medien mit Neid. Ein Bericht über einen, der seine Miete mit Youtube-Videos bezahlt.
Die Entscheidung zum Umzug fiel erst kurz davor, die Entscheidung zum Beruf hingegen war früh klar. Als er sich nach der Schulzeit die Frage stellte, wie es weitergehen sollte, beschloss Kojo zunächst, ein VWL-Studium zu beginnen. Doch bald wurde klar, dass es dann doch ein Job werden sollte, den es vor zehn Jahren so noch nicht gab: professioneller Youtuber.
Direkt nach dem Abitur startete er seinen Kanal "iHausparty". Das stundenlange Drehen, Schneiden, Hochladen, Kommentieren ließ das Studium jedoch immer weiter in den Hintergrund rücken. Als Kojo zum ersten Mal seine Miete komplett durch die Videos finanzieren konnte und noch – wie er sagt – "2,50 Euro für 'nen Döner" übrig blieben, war für ihn der Zeitpunkt da, das Studium zu kicken und sich aufs Videodrehen zu konzentrieren.
aber doch ziemlich viel Arbeit
Sein neuestes Video-Projekt sind seine sogenannten "Life Hacks", in denen er (meist) nützliche Tricks zur Alltagsbewältigung demonstriert: Kojo zeigt – im Plauderton – wie man in Eile mit dem Fahrstuhl ohne Zwischenhalt zum gewünschten Stockwerk fahren kann. Auch Klatsch serviert er, zum Beispiel Skandalstorys aus dem Leben von Iron-Man-Star Robert Downey Junior.
Das allererste Youtube-Video, in dem Kojo zu sehen ist, ist schon einige Jahre alt. Selbst gedreht hat er es nicht: Es ist von Beatboxer und Youtube-Legende Alberto und zeigt Kojo mit dem Jojo. Zwei Mal war er deutscher Meister.
Das Youtuber-Dasein ist für Kojo Boison ein regulärer Job. "Ich finde es kritisch, wenn Youtuber sich damit brüsten, ausschlafen zu können und keinen nervigen Bürojob zu haben", sagt er. Er selbst pflegt einen durchgeplanten Tagesablauf. Nach dem Aufstehen meditiert er für zehn Minuten, um Kraft für den Tag zu sammeln. Die Energydrinks hat er gegen ein gesundes Frühstück getauscht. Danach folgt eine kurze Gitarrensession, bevor gegen Mittag der Videodreh beginnt.
Drei bis vier Stunden dreht er dann. Drei Mal pro Woche lädt Kojo ein neues Video hoch. Inklusive Recherche und Schnitt sei das "ganz schön Arbeit". Aber Kojo relativiert: "Natürlich kann man das trotzdem nicht mit einem Acht-Stunden-Bürotag vergleichen. Ich versteh’ auch Youtuber nicht, die das bestreiten."
In die Kölner Youtube-Szene fühlt er sich nach wenigen Monaten schon bestens integriert: "Man trifft sich häufig, kein Tag ist wie der andere." Immer wieder wird er spontan angerufen, um etwa über Filmpremieren zu vloggen; im Dezember zum Beispiel über "Der Marsianer".
Kojos größte Stärke ist – neben seinem unerschütterlichen Redetalent – ganz klar sein Ehrgeiz. Er kommt, wie er selbst sagt, aus eher ärmeren Verhältnissen – dass er sich nun ein Wohnung in einem der schickeren Kölner Stadtteile leisten kann, macht ihn froh. Dieses Jahr flog er das erste Mal in seinem Leben in den Urlaub: in die Hollywood Hills. Zuvor war er nur "leistungsbasiert" unterwegs gewesen – für einen Kinofilm nach China oder für ein Jojo-Turnier nach Moskau. Der nächste Trip ist in Planung: Für einen Internetanbieter fliegt er nach Los Angeles, um ein Interview mit dem deutschen "Game of Thrones"-Star Sibel Kekilli zu führen.
Was, wenn Youtube von einem Tag auf den anderen abgeschaltet wird? Das Risiko, das mit der Fixierung auf eine Plattform verbunden ist, sieht Kojo nicht so eng. "Facebook versucht bereits jetzt, einige der großen Youtuber abzuwerben", sagt er. Trotzdem habe sich Video auf dem größten Sozialen Netzwerk der Welt noch nicht durchsetzen können. Aber ein Ersatzplan steht: Im Fall der Fälle würde er sein Glück in der Social-Media-Branche versuchen, zum Beispiel als Berater – genug Fachwissen hat er ja. "Ich würde es jedoch sehr vermissen, mein eigener Chef zu sein."
Kojos größter Traum ist aber – wie bei vielen Videostars der neuen Medien – das alte Medium Fernsehen. Irgendwann als Moderator bei einem großen deutschen Fernsehsender – das wär’s. "Nicht unbedingt die Tagesschau, aber warum nicht Pro7? Die USA haben einen schwarzen Präsidenten, da könnte es doch in Deutschland einen schwarzen Stefan Raab geben!"
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