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Klima-Tour durch die Dreisam-Niederung

  • Mo, 23. September 2024
    Gottenheim

     

Im Rahmen der Woche der Klimaanpassung hat der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald eine Klimaradtour veranstaltet. An verschiedenen Stationen in der Dreisam-Niederung ging es um Wasser, Wald und Landwirtschaft.

Naturschutzexperte Matthias Hollerbach (rechts) klärte über Klimaanpassung in der Dreisam-Niederung auf. Foto: Mario Schöneberg
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Zu allen Zeiten haben sich vielerorts die Menschen die jeweiligen naturräumlichen und klimatischen Bedingungen zu Nutze gemacht. Nun stellt der Klimawandel mit zunehmenden Hitzeperioden, Stürmen und Starkregenereignissen sie vor neue Herausforderungen. "Wie können wir unsere Siedlungen und Landschaft daran anpassen?" – Diese Frage stand im Zentrum der vom Bundesumweltministerium initiierten Woche der Klimaanpassung, in der deutschlandweit unzählige Veranstaltungen stattgefunden haben. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hatte zu einer Klimaradtour durch die Dreisam-Niederung eingeladen. Knapp 20 Interessierte fuhren gemeinsam mit Bettina Joa, Klimaanpassungsbeauftragte des Landkreises und ADFC Fahrrad-Guide, sowie mit dem Naturschutzexperten Matthias Hollerbach, der die Radtour leitete, gut zehn Kilometer von Gottenheim über Umkirch nach March.

An neun Stationen konnten die Mitradelnden sehen, was Klimaanpassung konkret bedeutet, wo es schon gut aussieht und was noch getan werden muss.

Zu viel oder zu wenig Wasser

Die erste Station war der neu gestaltete Dorfplatz am Bach in Gottenheim. Laut Hollerbach der niedrigste Platz weit und breit. Zwei Bäche kommen dort zusammen, um dann doch getrennt ihren Weg nach Norden zu suchen. Viel Wasser komme vom Dreisamtal, erläuterte der studierte Landschaftsplaner – manchmal auch zu viel. Am Tuniberg würde es abgelenkt. Früher seien viele kleine, verästelte Bachläufe typisch für die Dreisam-Niederung gewesen, daher hätten die Altvorderen gerne am Hang gebaut. Nun sei aber die Landschaft vom Menschen verändert und so müssten die Gemeinden Vorsorge treffen, um für Hochwasser und Starkregen gewappnet zu sein.

Zu wenig Wasser hatten hingegen in den zurückliegenden Jahren die Bäume. An einer Wege-Kreuzung im Oberwald zeigte Hollerbach, dass auch hier im eigentlichen Feuchtgebiet, das zum Schutzgebiet "Mooswälder bei Freiburg" gehört, einige Bäume unter der Trockenheit der Vergangenheit gelitten hätten. Ursprünglich sei dies ein Eschen-Erlen-Sumpfwald gewesen. Bäume täten sich aber schwer damit, sich an kurzfristige Veränderungen in ihrer Umwelt anzupassen.

Landwirtschaft

Den Zusammenhang von Bodennutzung, Tierhaltung und zunehmender Verdichtung des Bodens erläuterte der Naturführer an einem Reiterhof zwischen Gottenheim und Umkirch. Dann fuhr die Gruppe weiter zum Dachswanger Hof, wo sich die Familie Schneider schon lange mit ökologischer, nachhaltiger Landwirtschaft beschäftigt. Spontan erklärte sich Senior-Chef Lebrecht Schneider bereit, aus dem Nähkästchen zu plaudern und den Betrieb vorzustellen.

Er erzählte, dass noch vor 30 Jahren keine Beregnung der Felder notwendig gewesen sei, heute ginge es nicht mehr ohne. Oft habe es in den vergangenen Jahren drei Monate am Stück nicht geregnet. Und wenn Regen gekommen sei, dann so kurzfristig und massiv, dass der Boden das Wasser gar nicht habe aufnehmen können. Schneider stellte auch klar: "Wir nutzen kein Öl, um Stickstoff in den Boden zu bringen." Bis zu zehngliedrig sei die Fruchtfolge auf den eigenen Äckern, jedes Jahr werde etwas anderes angebaut – darunter auch Melonen. Gedüngt werde mit Mist oder Grünschnitt.

Urbane Räume

Auch vor Städten und Dörfern macht die Klimaveränderung nicht Halt. In einer Mehrfamilienhaus-Siedlung in Umkirch zeigte Matthias Hollerbach, wie Vögel und Fledermäuse durch Nisthilfen in ihren gewohnten Lebensräumen bleiben könnten, auch wenn die Dachräume als bisheriger Unterschlupf nach einer energetischen Sanierung nicht mehr zur Verfügung stehen.

Am Umkircher Gutshof wiederum ging es um die Versiegelung und Verschattung öffentlicher Plätze sowie die Frage: Wohin mit dem Oberflächenwasser? Eine Idee sei es, dieses den Bäumen zur Verfügung zu stellen, die aber unbedingt unterirdisch auch genug Platz für ihr Wurzelwerk bräuchten.

Eine Station weiter war eine noch recht junge Streuobstwiese mit Tierhaltung, für Hollerbach ein gelungenes Beispiel für einen Agro-Forst, die schonende Mehrfachnutzung der begrenzten Landschaft. An der alten Hugstetter Dreisam-Brücke diskutierte der Naturschutz-Guide mit den Teilnehmern über die Begradigung von Flüssen. Früher sei es darum gegangen, das Wasser möglichst schnell abzuleiten, heute gehe die Intention genau in die andere Richtung.

Und zuletzt war an einem neu gebauten Haus in Hugstetten die Wasserversickerung Thema. Welcher Bodenbelag ermöglicht es, dass Wasser an Ort und Stelle gut versickern kann? Für viele überraschend erläuterte Hollerbach, Kies-Fugen zwischen den Bodenplatten seien zwar gut, würden sich aber durch Eintragungen aus der Luft schnell verdichten. Erst wenn es tatsächlich kleine Pflanzen geschafft hätten, dort zu wachsen, könnte Wasser entlang ihrer Wurzelkanäle auch in den Boden eindringen.

Ressort: Gottenheim

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