Kein gewöhnliches Konzert
Zwei Musiker aus der Ukraine sind im Lahrer Schlachthof aufgetreten. Stas Fekete und Ruslan Shyrokov gaben ein Klassikkonzert mit modernen Elementen.
Arne Seifert
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Der Cellist Stas Fekete und der für Soundeffekte zuständige Oboist Ruslan Shyrokov sind nach Kriegsbeginn aus der ukrainischen Stadt Charkiw geflüchtet. Es ist der erste Auftritt des Duos in Deutschland. Der Saal füllt sich allmählich, auch einige Ukrainer sind gekommen. Oleksandra Valter engagiert sich ebenfalls bei "Gemeinsam Europa". Sie lebt seit acht Jahren in Lahr, das Haus ihrer Eltern wurde bei der Zerstörung des Staudamms nahe Cherson weggeschwemmt. Sie gibt sich bezüglich des Krieges zuversichtlich. "Wenn Deutschland die Ukraine weiter unterstützt, dann wird sie gewinnen."
Kurz nach 20 Uhr betreten die beiden Musiker die mit Kerzen überhäufte Bühne. Nach einer sehr konventionellen Darbietung von Bachs erster Suite bricht Fekete bereits im zweiten Stück mit den Traditionen und untermalt Vivaldis "Winter" mit Electrorock. Beide Musiker stellen eindrücklich ihr Können unter Beweis. Das Resultat ist ein perfektes Zusammenspiel aus Cello, Oboe und Electro-Elementen. Bei Rock-Klassikern wie "Thunderstruck" zeigt der Cellist, was mit dem Instrument möglich ist. Dabei bediente er sich eines Loopers – ein Gerät, mit dem der Künstler sich selbst aufnehmen und diese Sequenz dann beliebig oft abspielen kann. So setzt der Künstler seine Interpretationen klassischer und neuer Werke zusammen. Dazu präsentiert der Ukrainer Eigenkompositionen.
Das Duo zieht alle Register, spielt Videosequenzen auf der Leinwand im Hintergrund ab und lässt seinen Auftritt dadurch zur Multimediashow werden. Als es kurz vor der Pause ein traditionelles ukrainisches Volkslied aufführt, während auf der Leinwand Bilder von zerstörten ukrainischen Städten, weinenden Kindern und sich verabschiedenden Familien zu sehen sind, schleicht sich eine bedrückte Stimmung in den Saal. Der Hintergrund des Abends gerät wieder unmittelbar in den Fokus.
Nach der Pause folgt eine bunte Mischung aus neuen Liedern wie "Still loving you" von den Scorpions und Neuinterpretationen von klassischen Werken, die mit Rock- ,Techno- und Elektroklängen untermalt werden. Ein Gast sagt, diese Musik sei "Neues für die Ohren, die an Anderes gewöhnt sind". Stas Fekete bringt zum Schluss noch das Kunststück fertig, die Schlussakkorde von "Can`t stop" auf seinem wie eine Gitarre gehaltenem Cello erklingen zu lassen und mit einem Hammer dem Cello Töne zu entlocken. Dementsprechend würdigt das Publikum das Duo mit gehörigem Applaus und einer gut gefüllten Spendenbox.
Gabi Rauch vom Verein "Gemeinsam Europa" war sichtlich zufrieden mit dem Abend. "Natürlich würde ich mir wünschen, dass meine Hilfe nicht mehr benötigt wird und der Krieg vorüber ist." Solange dieser aber andauere, mache sie weiter – danach würde schließlich erst die eigentliche Arbeit, der Wiederaufbau, beginnen. Manchen scheint ihr Engagement ein Dorn im Auge zu sein. An Strauchs Tür hingen eines Tages Putin-Plakate, berichtet sie. "Den Gegenwind sehe ich allerdings als Ansporn. Denn die Leute verkennen, dass auch wir eines Tages betroffen sein könnten." Die bei dem Konzert eingenommenen Spenden sollen ukrainischen Kindern im Kriegsgebiet Saporischja zu Gute kommen, zum Beispiel für Laptops für den Fernunterricht, aber auch Musikinstrumente und Sportgeräte.
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