BZ-Porträt
Katharina Haberstock vom Fanprojekt des SC Freiburg reist zur EM
Ein Treffen im Fanprojekt des SC Freiburg mit Katharina Haberstock, die für die Fußball-EM als Betreuerin nominiert wurde.
Sa, 28. Mai 2016, 0:00 Uhr
SC Freiburg
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Hier im Fanprojekt, wenige hundert Meter vom Schwarzwaldstadion entfernt, arbeitet Katharina Haberstock mit den Fußballfans. Am 9. Juni reist sie als eine von zwölf deutschen Fanbetreuern nach Frankreich zur Europameisterschaft. BZ-Redakteur Dominik Bloedner hat Katharina Haberstock getroffen.
BZ: Frau Haberstock, wie kamen Sie zu dem neuen Job?
Haberstock: Der Kontakt kam über die Koordinationsstelle der Fanprojekte in Frankfurt (KOS), dort habe ich mein Interesse bekundet. Die KOS organisiert in Kooperation mit dem Deutschen Fußballbund seit 1990 die Betreuung deutscher Fans bei internationalen Turnieren. Die Zusage, dass ich mit nach Frankreich darf, kam dann aber überraschend.
BZ: Können Sie selber kicken?
Haberstock: Ich habe jahrelang in der Landes- und Verbandsliga beim SV Worblingen gespielt.
BZ: Auf welcher Position?
Haberstock: Da, wo mich der Trainer brauchte. Meistens spielte ich im zentralen Mittelfeld. Und ein paar Freistoßtore durfte ich auch machen (lacht).
BZ: Worin besteht Ihre Arbeit in Frankreich?
Haberstock: In den Spielorten der deutschen Nationalmannschaft haben wir eine mobile Fanbotschaft, wir sind 24 Stunden bei möglichen Notfällen erreichbar. Wir informieren, wie man am besten ans Stadion kommt oder wo es noch günstige Hotelzimmer gibt. Und im Fall der Fälle bemühen wir uns um Deeskalation.
BZ: Gibt es eine Sprachbarriere?
Haberstock: Wir sind primär für die deutschen Fans da. Ansonsten werde ich mit Englisch durchkommen, einige meiner elf Kollegen sprechen gut französisch.
BZ: Wie viele deutsche Fans werden in Frankreich erwartet?
Haberstock: Die Spiele der deutschen Mannschaft sind alle ausverkauft. Lille und Paris sind zudem gut für einen Tagesausflug geeignet, die Städte werden voll sein. Auch aus der Freiburger Fanszene reisen viele an.
BZ: Sind das Ihre ersten Länderspiele?
Haberstock: Beruflich schon, als Fan habe ich schon einige gesehen, zum Beispiel das Spiel gegen Argentinien im September 2014 in Düsseldorf.
BZ: Seit den Terroranschlägen vor dem Stade de France und anderswo in Paris im November 2015 ist das Land im Ausnahmezustand. Haben Sie ein mulmiges Gefühl?
Haberstock: Wenn ich mir das nicht zutrauen würde, dann würde ich es auch nicht machen. Ich fahre nicht mit einem ganz, ganz schlechten Gefühl nach Frankreich. Klar, ein Risiko besteht immer, doch das blende ich ein Stück weit aus.
BZ: Nicht alle deutschen Fans kommen, um zu feiern; auch einige Krawallmacher werden erwartet. Bei der Weltmeisterschaft 1998 haben Hooligans den französischen Polizisten Daniel Nivel brutal misshandelt. Er ist heute noch behindert. Eine Hypothek für Sie?
Haberstock: Sicher, das ist eine heikle Geschichte. Dieser Vorfall wird auf jeden Fall thematisiert.
BZ: Wie werden Sie auf mögliche Krawalle reagieren?
Haberstock: Das ist situationsabhängig: Wann man als Pädagoge dazwischen gehen und Konflikte entschärfen kann, dann sollte man diese Möglichkeit nutzen, man muss jedoch auch wissen, wann man der Polizei den Job überlassen muss. Es hängt auch davon ab, wie viel man sich zutraut. Wichtig ist es, Handlungsstrategien zu haben, wenn es eng wird.
BZ: Wie schaffen Sie es als Frau, dass Sie betrunkene und manchmal auf Krawall gebürstete Fans ernst nehmen?
Haberstock: Auf der einen Seite muss man sich als Frau manchmal mit dem Vorurteil auseinandersetzen, man habe von Fußball eh keine Ahnung. In Freiburg hatte ich in dieser Hinsicht zum Glück keine Probleme. Zum anderen ist es vielleicht einfacher in brenzligen Situationen, weil bei vielen Männern uns Frauen gegenüber die Hemmschwelle höher liegt. Ich wurde noch nie angeschrien oder gar körperlich angegangen. Man muss mich nicht lieben, aber ich erwarte Respekt für das, was ich tue. Und der wird mir hier entgegengebracht.
BZ: Sie betreuen in Freiburg die Ultras und andere Fans. Gibt es Probleme?
Haberstock: Es war mein erstes Jahr, und es war eine einfache Saison. Der SC ist aufgestiegen, die Fans waren gut gelaunt.
BZ: Können Sie abschalten im Dienst und sich auch freuen – etwa über den SC Aufstieg?
Haberstock: Das entscheidende Spiel in Paderborn habe ich in Freiburg vor dem Fernseher verfolgt. Zeit zum Freuen bleibt aber immer, auch im Dienst. In der Saison 1994/95 war ich mit meinem Vater erstmals im Stadion, seitdem schlägt mein Herz für den SC.