Vorsorge für den Ernstfall

Katastrophenschutz: Wie rüstet sich der Landkreis?

Sandsäcke, Lastwagen, Feldbetten: Ein Besuch im Katastrophenschutzlager im Gewerbepark Breisgau zeigt, wie sich der Landkreis für den Ernstfall rüstet. Geplant wird für Naturkatastrophen, Unglücksfälle, Tierseuchen und Evakuierungen.  

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Eindrücke aus dem Katastrophenschutzlager Foto: Sebastian Wolfrum
Wo früher Flugzeuge und Wagen des Geschwaders Immelmann gewartet wurden, befindet sich heute der Rückhalt der Rettungskräfte für den schlimmsten Fall. In einem Gebäude mit dem auffällig gezackten Dach, das an die Form alter Fabriken erinnert, ist das Katastrophenschutzlager des Landkreises eingerichtet. Ein Blick hinter die grünen Mauern im Gewerbepark Eschbach erzählt viel über die Pläne des Landkreises für den Katastrophenfall.

Den Besucher empfängt eine Wand aus Sandsäcken. In eisernen Käfigen sind 6000 gefüllte Säcke bis unter die Decke gestapelt. Wenn es zu Hochwasser kommt, können die Barrieren mit Lastwagen des Technischen Hilfswerks in jede Ecke des Landkreises gebracht werden.

Sandsäcke liegen bereit

Die 6000 sind sozusagen nur eine Vorhut der Unterstützung – in dem Lager sind weitere 100.000 leere Säcke vorhanden. Dazu eine große, aber transportable Maschine, mit der sie befüllt werden können, bis zu 1000 Stück in der Stunde. Die Sandsäcke liegen bereit – sie kommen nur zum Einsatz, wenn die Vorräte am Unglücksort nicht ausreichen sollten.

Das 900 Quadratmeter große Lager hat eine strategische Funktion, hier sind die Vorräte an Material gelagert – aber nur ein Bruchteil dessen, was benötigt wird, wenn der Katastrophenfall eintritt. Denn das meiste Material ist nicht zentral eingelagert, sondern bei den Einheiten der Rettungskräfte im Landkreis im Einsatz. Das Material und die Spezialfahrzeuge werden bei der täglichen Arbeit genutzt. Auf Kreisebene ist sichergestellt, dass die Rettungseinheiten gemeinsam auch größere Unglückssituationen bewältigen können.

Gefahrenpotential wird bewertet

So sind im Landkreis Spezialkräfte verteilt, die jeweils für bestimmte Bedrohungen ausgebildet sind, erklärt Kreisbrandmeister Alexander Widmaier. Für Bereiche wie etwa technische Hilfeleistung, ABC-Gefahrenabwehr oder Hochwasser gibt es Einheiten, die neben ihrer Ausbildung besonders geschult und ausgerüstet werden, so Widmaier.

Das Landratsamt ist dafür zuständig, Katastrophenschutzpläne zu entwickeln. "Dabei geht es darum, das Gefahrenpotential zu bewerten", sagt Peter Meyer, der Leiter des Brand- und Katastrophenschutzes der Behörde, der zusammen mit Widmaier durch das Lager führt. Die Bewertung, welche Gefahren drohen und was dann zu tun ist, wird ständig weiterentwickelt. Es wird für verschiedene Bereiche geplant, für Naturkatastrophen, wie Hochwasser oder Stürme, Unglücksfälle, Tierseuchen oder Evakuierungen.

In dem Lager steht ein geländegängiger Lastwagen, mit dem eine mobile Schleuse aufgebaut werden kann, mit dem Fahrzeuge desinfiziert werden können, die von Seuchen befallene Höfe an- und abfahren. Für den Fall, dass ein Unglück im Atomkraftwerk Fessenheim geschieht, ist nicht der Landkreis für den Katastrophenschutz zuständig, sondern das Regierungspräsidium Freiburg.

"Das Wichtigste sind die 600 ehrenamtlichen Helfer, die sich für das Wohl anderer einsetzen."Peter Meyer, Leiter Brand- und Katastrophenschutz
Hinter dem großen Dieseltruck sind Feldbetten und Wolldecken in eiserne Regale eingeräumt. Sie kommen zum Einsatz, wenn Menschen aus einem Teil des Landkreises evakuiert werden müssen. Solche Decken waren etwa 2015 im Einsatz, als kurzfristig viele Flüchtlinge mit Schlafplätzen versorgt werden mussten.

Neben Feldbetten und Sandsäcken, mehreren Transportfahrzeugen ist weiteres technisches Gerät in der Halle untergebracht. In einem blauen Container steht der Atemluftkompressor. Hier werden die Atemluftflaschen für die Feuerwehrleute befüllt, die am nahegelegenen Testgelände für den Ernstfall üben. Neben dem Eingang stehen mehrere mobile Pumpen, die meisten älteren Baujahrs, manche in der Mitte geteilt – auch sie werden für Übungszwecke genutzt.

Medikamente liegen beim Roten Kreuz

Was in dem Lager nicht zu finden ist, sind Dinge mit Verfallsdatum. Medikamente etwa werden bei Einheiten des Roten Kreuzes gelagert. Viel der Planung läuft dezentral, so Meyer und Widmaier. Das heißt, dass bei einer Bedrohungslage zunächst vor Ort reagiert wird. Wenn absehbar ist, dass die Einsatzkräfte dort die Lage allein nicht in den Griff bekommen, greift die Leitungsebene ein schickt Verstärkung aus der Umgebung.

Je nach Größe des Unglücks kann dann auch Unterstützung aus den Nachbarlandkreisen angefordert werden. Die Bündelung der Informationen und der Koordination der Spezialeinheiten ist eine zentrale Aufgabe, so kann auf die unterschiedlichen Eskalationsstufen reagiert werden.

Dafür notwendig sind fortlaufende Planung und Einschätzung der Gefahr sowie Material und Ausrüstung. "Aber das Wichtigste sind die etwa 600 ehrenamtlichen Helfer, die sich für das Wohl anderer einsetzen. Sie auszustatten und auszubilden, ist unsere bedeutendste Aufgabe im Katastrophenschutz", sagt Meyer.
Definition

Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist eine Katastrophe ein Geschehen, bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder die natürlichen Lebensgrundlagen oder bedeutende Sachwerte in so ungewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden, dass die Gefahr nur abgewehrt oder die Störung nur unterbunden und beseitigt werden kann, wenn die im Katastrophenschutz mitwirkenden Behörden, Organisationen und Einrichtungen unter einheitlicher Führung durch die Katastrophenschutzbehörde tätig werden. Der letzte Fall im Landkreis war das Hochwasser bei Kirchzarten im Jahr 1991.

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