Julian Assange ist als freier Mann zurück in Australien
Letzter Akt in der Saga um den Wikileaks-Gründer: Nach einem großen Finale auf einer Pazifikinsel ist der Wikileaks-Gründer in seiner Heimat gelandet. Aber die lange Haft hat Spuren hinterlassen.
![Nach seiner Ankunft küsst Julian Assange seine Frau Stella Morris. | Foto: Lukas Coch (dpa) Nach seiner Ankunft küsst Julian Assange seine Frau Stella Morris. | Foto: Lukas Coch (dpa)](https://ais.badische-zeitung.de/piece/15/05/60/61/352673889-w-640.jpg)
Ein US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan – einem US-Außengebiet im Westpazifik – hatte zuvor einen Deal zwischen dem Australier und der amerikanischen Justiz im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen abgesegnet. "Es sieht so aus, als würde dieser Fall mit mir hier in Saipan enden", sagte Richterin Ramona Manglona bei der Urteilsverkündung.
Im Gegenzug für ein teilweises Schuldbekenntnis ist Assange wegen seiner bereits in Großbritannien verbüßten Haft ab sofort auf freiem Fuß. Besonders der australische Premierminister Anthony Albanese hatte sich immer wieder, auch auf höchster Ebene, für eine Lösung in dem juristischen Tauziehen starkgemacht. "Julian hat ihm und dem ganzen Team gedankt und dem Premierminister gesagt, dass er ihm das Leben gerettet hat", sagte die australische Menschenrechtsanwältin Jennifer Robinson, die mit Assange nach Canberra geflogen war, vor Journalisten. "Ich glaube nicht, dass das eine Übertreibung war", fügte sie hinzu.
Assange ist der Protagonist eines großen Spionageskandals. 2006 hatte er die Enthüllungsplattform Wikileaks gegründet – mit der Mission, Whistleblower zu unterstützen und verborgene Informationen ans Licht zu bringen. Von 2010 an veröffentlichte Wikileaks geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan der Whistleblowerin Chelsea Manning. Die USA warfen Assange daraufhin vor, geheimes Material gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Für erneuten Ärger sorgte, dass Wikileaks wenige Wochen vor der US-Wahl im Jahr 2016 gehackte E-Mails aus dem Team der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton veröffentlichte – die daraufhin die Wahl gegen Donald Trump verlor.
Der Kontrast zwischen der kleinen Gefängniszelle im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh, in dem der Whistleblower die letzten fünf Jahre verbracht hat, und der pazifischen Trauminsel Saipan – wo sich am Mittwoch der letzte Akt der Saga abspielte – hätte nicht größer sein können.
Von London-Stansted war er am Montag mit einer Chartermaschine zunächst nach Bangkok geflogen und von dort am Dienstagabend in das US-Außengebiet gestartet. Der Flug kostete laut Stella Assange umgerechnet fast eine halbe Million Euro. Einen Linienflug durfte ihr Mann demnach nicht nehmen. Das Geld für den Flug muss Assange der australischen Regierung zurückzahlen – Wikileaks sammelt hierfür bereits Spenden.
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